Hellmut G. Haasis
Vita
Hellmut G. Haasis wurde am 07.01.1942 in Mühlacker geboren. Er studierte evangelische Theologie, Geschichte, Soziologie und Politik und lebt heute als freier Autor, Geschichtsausgräber, Publizist und Miniverleger in Reutlingen/Schwaben.
Der Autor interessiert sich nicht für Kaiser und Könige, auch die Herrschaften an der Spitze gehen ihn wenig an. Außer es sind solche grausige Grenzgestalten wie Hitler und der Gestapochef Reinhard Heydrich, denen er einen tüchtigen Partisanen oder zwei wünscht. Sein Werk umfasst Arbeiten, in denen er basisdemokratische Bestrebungen aus oft verschütteten Quellen rekonstruiert. Oder es ging ihm um das Schicksal von Personen, die in grundsätzliche Opposition zu den Herrschenden gerieten und noch heute nicht an Aussagekraft verloren haben. Er setzte mit »Spuren der Besiegten« oder »Gebt der Freiheit Flügel« den Protagonisten der Freiheitskämpfe von unten ein literarisches Denkmal. Seine bisher am meisten rezipierte Arbeit widmet sich dem Leben und den Motiven des Hitler-Attentäters Georg Elser, der am 09.11.1939 im Münchner Bürgerbräukeller eine Bombe zündete und Hitler samt seiner gesamten Führungsclique nur um tragische 13 Minuten verpasste. Andernfalls wäre der Zweite Weltkrieg bald zum Stocken gekommen, der Holocaust hätte nicht stattgefunden, die Behinderten und Kranken wären nicht vergast worden, die russischen und westlichen Armeen hätten sich nicht 1945 an der Elbe treffen müssen.
1990 wurde Haasis, der auch Texte in schwäbischer Mundart veröffentlicht, mit den Thaddäus-Troll-Preis für seinen Mundartroman »Em Chrischdian sei Leich«. Für das Hörspiel »Joseph Süß« erhielt er im Jahre 1995 den CIVIS-Medienpreis der ARD. 1999 bekam er für seine Biographie »Joseph Süß Oppenheimer« den Schubart-Preis der Stadt Aalen. Im Jahre 2013 wurde ihm in Ludwigsburg der Ludwig-Uhland-Preis für sein Lebenswerk überreicht. Eine politische Krönung seiner Erforschung des vom Stuttgarter Geheimtribunal gehenkten Joseph Süß Oppenheimer (1738) erlebte er, als der Baden-Württembergische Landtag 2013 Joseph Süß als Justizopfer rehabilitierte. Ein erster Akt dieser Art durch ein Parlament.
Haasis spielt und erzählt auch als schwäbischer Märchenclown Druiknui für Kinder zwischen 4 und 10 Jahren. Schließlich gründete er die Freidenker-Gruppe Reutlingen, die eine strenge Trennung von Kirche und Staat anstreben und sich der modisch gewordenen Rückkehr zu viel Religion und Kirchlichkeit widersetzen. Eine Vereinigung von Agnostikern und Atheisten.
Publikationsverzeichnis:
- Bibliographie zur linksrheinischen deutschen Revolutionsbewegung der Jahre 1792/1793. Scriptor, Königstein im Taunus 1976,
- Jetz isch fai gnuag Hai honna. Schwäbische Gedichte. Schwäbische Verlagsgesellschaft, Tübingen 1978.
- Spuren der Besiegten. 3 Bände, Rowohlt, Reinbek 1984.
- Morgenröte der Republik: Die linksrheinischen deutschen Demokraten 1789–1849. Ullstein, Frankfurt am Main/Berlin/Wien 1984,
- Gebt der Freiheit Flügel. Die Zeit der deutschen Jakobiner 1789–1805. 2 Bände, Rowohlt, Reinbek 1988, ISBN 3-499-18363-3.
- Em Chrischdian sei Leich – ein Vorstadtroman in schwäbischer Sprache. Freiheitsbaum-Verlag, 1989
- Joseph Süß Oppenheimers Rache. Erzählung, Biographischer Essay, Dokumente aus der Haft und dem Prozeß. Mit Illustrationen von Jona Mach (Jerusalem) und historischen Stichen. Gollenstein, Blieskastel 1994
- Edelweisspiraten – Erzählungen über eine wilde Jugendbewegung gegen die Nazis. Trotzdem Verlag, Grafenau/Württemberg 1996
- Joseph Süß Oppenheimer genannt Jud Süß. Finanzier, Freidenker, Justizopfer. Rowohlt, Reinbek 1998
- Den Hitler jag' ich in die Luft. Der Attentäter Georg Elser, eine Biografie. Rowohlt, Berlin 1999. 2. „vollständig vom Autor überarbeitete Ausgabe“: Edition Nautilus, Hamburg 2009
- Tod in Prag. Das Attentat auf Reinhard Heydrich. Rowohlt, Reinbek 2002, ISBN 3-498-02965-7.
- Vom aufmüpfigen Geist der Schwaben. literarische performance. Klemm & Oelschläger, Ulm 2002
- Märchenclown Druiknui. Fotos von Flora Haasis, Zeichnungen von Uli Trostowitsch. Freiheitsbaum, Paris/Reutlingen 2005
- Georg Elser schwäbisch bei der Gestapo. Ein Stück mit 20 Szenen. Freiheitsbaum, Paris/Reutlingen 2007
- Heisel Rein, der Gscheite Narr. Freiheitsbaum, Paris/Reutlingen 2008
- Volksbuch der verspotteten Päpste. Ein befreiendes Lachbuch. Freiheitsbaum, Paris/Reutlingen 2011
- Georg Elser: Ein schwäbischer Kriegsgegner. Eine Einführung. Mit Grafiken von Uli Trostowitsch. Klemm & Oelschläger, Münster/Ulm 2012
- Totengedenkbuch für Joseph Süß Oppenheimer. Kultur- und Veranstaltungs GmbH, Worms 2012, ISBN 978-3-936118-85-8 (mit dem hebräischen Gedenkblatt von Salomon Schächter, übersetzt und neuer hebräischer Satz von Yair Mintzker).
- <a href="http://www.ibka.org/en/articles/ag02/haasis.html">From the Mainz Republic to the First Democratic Constitution</a>