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Louis XVIII. de Bourbonen

* 17.11.1755 in Versailles
† 16.09.1824 in Paris

Am 17.11.1755 wurde Louis Stanislas Xavier de Bourbon in Versailles geboren. Er war der Sohn des französischen Dauphin Louis Ferdinand de Bourbon und seiner Ehefrau Maria Josepha von Sachsen (1731-1767), die als sächsische Prinzessin an den französischen Hof gelangte.

Der nachmalige König Louis XVI., der bis zu seiner Thronbesteigung im Jahre 1774 den Titel eins Duc de Berry führte, war sein älterer Bruder während der Duc de Artois ihm nach seinem Tode als Charles X. auf dem Thron folgte. Die älteren Brüder Louis Joseph Xavier Herzog von Burgund (1751-1761) und Xavier Marie Joseph Herzog von Aquitanien (1753-1754) starben bereits im Kindesalter. Seine Schwestern Marie Clothilde (1759-1802) heiratete später den sardinisch-piermontesischen König Karl Emanuel IV. während die jüngste Schwester Elisabeth (1764-1794) unter dem Fallbeil der Guillotine starb.

Da die Geburt des königlichen Prinzen unter großen Schwierigkeiten geschah und der Knabe von schwacher Gesundheit war, wurde er zunächst notgetauft. Erst im Alter von sechs Jahren erfolgte, wie auch bei seinen Geschwistern, die Taufe.

Ab dem siebenten Lebensjahr des jungen Prinzen übernahmen der Duc de Vauguyon sowie der Bischof von Limoges erzogen. So wurden die Prinzen auf den Gebieten der Religion, der Mathematik und Geschichte erzogen. Louis Stanislas Xavier als der begabteste der Prinzen. Insbesondere die religiösen Lehren zeigten beim jungen Prinzen Erfolge, so war er Zeit seines Lebens praktizierender und gläubiger Katholik.

Im Jahre 1771 wurde er, gerade einmal 16 Jahre jung, mit Louise-Marie-Josephine de Savoyen verheiratet. Seine Ehefrau war die Tochter des späteren Königs Vittorio Amedeo III. de Savoyen (1726-1796) und der spanischen Infantin Maria Antonia von Spanien (1729-1785). Seine Ehe wurde auf Grund einer sehr umfassenden Heiratspolitik seines Großvaters Louis XV. arrangiert und die Ehe mit der unansehnlichen Prinzessin blieb auch kinderlos. Dies sollte auf Dauer auch seine Stellung am Hof zu Versailles negativ beeinflussen. Ob der königliche Prinz eine Mätresse hatte, ist bis heute nicht nachgewiesen.

Mit der Eheschließung trat der königliche Prinz auch in das gesellschaftliche Leben des Versailler Hofes unter König Louis XV. (1710-1774). Zur gleichen Zeit begründete er auch einen eigenen Hofstaat, der mit 390 Personen auch für das damalige absolutistische Frankreich verhältnismäßig groß war.

Da der Comte de Provence am Hofe seines Großvaters über keinen politischen Einfluss verfügte, entschied er sich zu reisen und investierte Zeit und Geld in den Aufbau einer Bibliothek, die 11.000 Bände umfasste, sowie in verschiedene  Finanztransaktionsgeschäfte. So investierte der königliche Prinz ebenso in den Überseehandel als auch in Manufakturen und Grundstücken. Der Prinz war jedoch auch ein leidenschaftlicher Genießer und verfügte bereits in jungen Jahren über eine beachtliche Leibesfülle.

Nachdem sein ältester Bruder am 10.05.1774 als Louis XVI. den französischen Thron bestieg wurde auch das politische Interesse des Comte de Provence geweckt. Am Hofe wurde er traditionell von nun an als Monsieur bezeichnet, während seine Ehefrau Louise-Marie als Madame bezeichnet wurde.

Seine Erwartungen in den Ministerrat seines Bruders berufen zu werden, wurden jedoch enttäuscht. Und auch unter seinem Bruder blieb sein politischer Einfluss zunächst sehr gering. Im Vorfeld der Revolution des Jahres 1789 hatte er jedoch bei der Frage nach Zulassung der königlichen Parlamente eine entscheidende Rolle. Das Parlament war im vorrevolutionären Frankreich eine Institution der Rechtsprechung. Da sich der Prinz als konservativer Verfechter der Vorrechte des Adels zeigte kam es zum Streit mit dem König. In der Folge spielte der Comte de Provence zunächst keine weitere politische Rolle.

Erst kurz vor Ausbruch der Französischen Revolution sollte sich der politische Einfluss des Prinzen wieder vergrößern. So wurde er im Jahre 1787 zum Mitvorsitzenden der ersten Notabelenversammlung berufen. Während der zweiten Notablenversammlung saß er einem Ausschuss vor. Zeigte er sich während der Versammlung von 1787 noch sehr unsicher und unerfahren gewann er in der zweiten Versammlung deutlich an Sicherheit auf dem politischen Parkett. Da sich sein Ausschuss als einziger für eine Stärkung des Dritten Standes aussprach, stieg auch sein Ansehen außerhalb der Hofgesellschaft merklich. Während seiner späteren Exilzeit distanzierte er sich jedoch von dieser politischen Haltung deutlich.

In den Wochen und Monaten vor dem Sturm auf die Bastille beteiligte Louis XVI. seine Brüder, den Comte de Provence und den Duc de Artois an den politischen Geschäften. Beide Brüder wandten sich jedoch gegen den Vorschlag des Finanzministers Necker die getrennt tagenden Stände der Generalstände zu vereinigen. Louis Stanislas Xavier de Bourbon vertrat hier gemäßigtere Positionen. Während sein Bruder Charles Philippe nach dem Sturm der Bastille am 14.07.1789 ins Exil ging und aus dem Ausland Emigranten und europäische Fürstenhöfe für eine Rettung des monarchistischen Frankreichs zu mobilisieren.

Nachdem im Oktober 1789 der königliche Hof von Versailles nach Paris zog, wurde den Prinzen das Palais Luxembourg zugewiesen. Er beteiligte sich an den verschiedenen politischen Intrigen des revolutionären Frankreichs in der Hauptstadt. So entwarf er zusammen mit Mirabeau Pläne zur Flucht der königlichen Familie aus dem revolutionären Frankreich. Er schmiedete aber auch Mordpläne gegen den Führer der Pariser Nationalgarde Marquis La Fayette und des Pariser Bürgermeisters Bailly bei einer Entführung des Monarchen. Noch rechtzeitig, auf Anraten Mirabeaus distanzierte er sich jedoch von solchen Plänen. Um sich zu verteidigen, trat er sogar vor einer Versammlung Pariser Revolutionsbefürwortern auf und bezeichnete sich als Citoyen und Revolutionsbefürworter. Durch sein ungeschicktes Taktieren und teilweise auch illoyales Verhalten gegenüber seinem Bruder ließ ihn in der Öffentlichkeit als feige, schwach und politisch unbedeutend erscheinen.

Im Jahre 1791, die Meinungsverschiedenheiten zwischen revolutionären Kräften und dem Königshaus nahmen zu, plante er zusammen mit der königlichen Familie die Flucht aus Frankreich. Während es ihm gelang nach Koblenz zu entkommen wurde sein Bruder Louis XVI. und dessen Familie in Varennes verhaftet.

In Koblenz schloss er sich den Gegenrevolutionären an, die in jenen Tagen durch den Duc de Artois angeführt wurden. Da dieser bereits mit den Alliierten in Kontakt stand, musste sich der Comte de Provence erneut seinem Bruder, diesmal dem jüngeren Charles de Artois, unterordnen. Zugleich unterlag auch sein bisheriger Lebensstil den neuen Verhältnissen, denen sich der Prinz nun entsprechend anpassen musste. Im Jahre 1792 nahm er am Feldzug seines Bruders nach Frankreich teil und verließ im August 1792 Koblenz an der Spitze von 6.000 Soldaten, um sich dem preußischen Truppenverbänden anzuschließen. Das Heer des Comte de Provence griff kaum in das Kampfgeschehen ein und zog sich zusammen mit den preußischen Truppen nach der Niederlage von Valny über den Rhein zurück.

Im Dezember 1792 erhielt der Comte de Provence und der Duc de Artois im westfälischen Hamm Asyl. Das Leben in der preußischen Provinzstadt gestaltete sich deutlich einfacher als in der Residenzstadt Koblenz. Dort erreichte die beiden Brüder am 26.01.1793 die Nachricht von der Hinrichtung ihres Bruders Louis XVI. in Paris. Der Comte de Provence erklärte daraufhin seinen Neffen den Dauphin Louis (1785-1795) zum neuen König von Frankreich und rief ihn als Louis XVII. aus. Er selbst setzte sich zum Regenten Frankreichs ein.

Den Duc de Artois verlieh er den Rang eines Generalleutnants von Frankreich. Auch wenn er jetzt den Titel eines Regenten von Frankreich innehatte, wurde er stets von Geldsorgen geplagt und führte ein Wanderleben in Europa. Nach dem Tod des jungen Königs in Gefangenschaft krönte sich der Regent Frankreichs im Juni 1795 in Verona zum neuen König und nahm den Namen Louis XVIII. von nun an. Von nun an empfand er sich nicht mehr als Privatperson, sondern ganz als König.

Die folgenden Jahre waren weiterhin von Geldsorgen, Isolation und einer demütigenden Notwendigkeit geprägt. Diese erfuhr er auch am Hofe seines Schwiegervaters Vittorio Amedeo III. in Turin. So lebte er zum Beispiel zwischen dem 24.08.1796 und dem 10.02.1798 in Blankenburg im Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel. Später siedelte er nach Kurland über, wo er unter dem Schutze des russischen Zaren stand.

Zugleich begann er mit einem politischen Programm, das sich immer mehr von seinen radikalen Ideen der vergangenen Jahre entfernte. Im Jahre 1797 verwarf er den Ruf nach Vergeltung, selbst für die Königsmörder und zwei Jahre später war er sogar bereit, die administrativen und juristischen Gegebenheiten der Revolution anzuerkennen.

Im Jahre 1803 bot Napoléon ihm an, auf den Titel eines Königs von Frankreich zu verzichten und im Gegenzug ein eigenes Territorium zu erhalten. Dieses lehnte er ab und musste in Folge der napoleonischen Kriegszüge immer wieder fliehen, bis er sich im Jahre 1807 nach England begab.

Dort durfte er seinen Titel nicht führen und wurde angewiesen, sich mindestens 50 Meilen außerhalb Londons aufzuhalten. Er nahm im Hartwell House in Aylesbury in der Nähe von Oxford seinen Wohnsitz. Nach dem Tode seiner Frau am 13.11.1810 konnte er bei der englischen Regierung erreichen, dass sie mit einem königlichen Zeremoniell zu Grabe getragen wurde. Der König ohne Staat musste neben dem Verlust seiner Gattin auch mehrere schwere Krankheiten überwinden, die ihn zeitweise an den Rollstuhl fesselten.

Insgesamt hielt sich Louis XVIII. sieben lange Jahre im englischen Exil auf. Nach der vernichtenden Niederlage Napoléons in Russland und dem kontinuierlichen Vorrücken der Alliierten in Deutschland keimte bei Ludwig XVIII. eine neue Hoffnung auf eine Rückkehr nach Frankreich und auf den königlichen Thron auf. In einer Erklärung von 01.02.1813 bekannte er sich zur Erhaltung der administrativen und juristischen Strukturen Frankreichs und erklärte erneut den Verzicht von Vergeltungsmaßnahmen und Verfolgung ehemaliger Königsmörder. Ab Januar 1814 wurde, mit finanzieller Unterstützung der englischen Regierung und dem »Willen der Nation«, seine Rückkehr vorbereitet.

Am 17.04.1814 bot die provisorische Regierung unter Leitung von Talleyrand ihm die Königskrone Frankreichs, unter der Voraussetzung das er den vom Senat ausgearbeiteten Verfassungsentwurf akzeptiere. Sie sah eine Rückkehr zur Verfassung von 1791/92 vor, einem Herrschaftsvertrag zwischen König und einem souveränen Volk. Er schlug dieses jedoch überraschenderweise aus, sah er sich doch als Louis XVIII., dessen Herrschaftsanspruch weder aus dem Kontext der Revolution noch als den ihm verhassten Empire hergeleitet war. Er sah seinen Machtanspruch in der Legalität der französischen Monarchie. Am 04.06.1814 verkündete er die »Charta Constitutionelle«, die sich in der Frage der königlichen Legitimation von den Prinzipien der Revolution distanzierte und dennoch die politischen und administrativen Neuerungen der Jahre 1789-1814 berücksichtigte.

Sowohl die Eigentumsverhältnisse, die während der Französischen Revolution geschaffen wurden als auch die Verwaltungsstrukturen des modernen Frankreichs blieben größtenteils erhalten. Somit bildete der Verfassungskompromiss die Grundlage für eine Versöhnungspolitik, die jedoch in großen Teilen bei radikalen Gegenrevolutionären und auch bei der napoléonisch gesonnen Armee auf offene Ablehnung stießen. Er versäumte es jedoch frühzeitig dieser entstehenden Opposition entgegenzutreten und vernachlässigte viele Alltagsprobleme des Volkes völlig. So legte er die Grundlage, das Napoléon bei dessen Rückkehr im Frühjahr 1815 sowohl die Armee als auch weite Teile Frankreichs in dessen Hände fielen.

Am 15.03.1815 verließ König Louis XVIII. erneut aus Paris überstürzt und reiste nach Gent. Hier schien der Machtverlust vollkommen zu sein und er hatte vollkommen resigniert.

Nach der Niederlage Napoléons bei Waterloo wurde er von Fouché und Talleyrand erneut als Monarch Frankreichs eingesetzt. Damit war zwar sein äußerlicher Status wiederhergestellt, aber das Land war sehr weit von Versöhnung zwischen Herrscher und Volk entfernt.

Nach 1815 wurde die Besatzung durch die alliierten Truppen und hohe Kriegszahlungen zu einem großen wirtschaftlichen Problem des Monarchen. Auch die Einflussnahme des Auslandes auf die französische Politik stieß auf Ablehnung bei den Royalisten. Er bildete eine Regierung unter der Leitung Talleyrands und Fouchés, eines ehemaligen Revolutionärs und Königsmörders, als Polizeiminister. Diese Maßnahme stieß ebenfalls auf heftige Kritik royalistischer Kräfte.

Desweitern gelang es ihm nicht, den wachsenden Einfluss der Ultra-Royalisten zu unterbinden. Bei den Parlamentswahlen im August 1815 erzielten diese einen großen Wahlsieg, den sie gleich für ihre Zwecke instrumentalisierten. So gab es eine landesweite - zum Teil von Terror begleitete - Säuberungswelle gegen verdiente Militärs Napoléons und hoher Staatsbeamter. So wurden die Laufbahnen Talleyrands und Fouchés ebenso beendet wie zahlreiche »Königsmörder« ins Exil geschickt. Zahlreiche Militärs wurden vor Gericht gestellt und zu Haftstrafen verurteilt. Der Marschall Frankreichs Michel Ney wurde sogar zum Tode verurteilt. Dem weißen Terror der Royalisten sah sich der König machtlos gegenüber.

Die Steigerung der Konflikte zwischen Royalisten und Liberalen führte im Jahre 1816 zur Auflösung und Neuwahlen des Parlaments. Dabei förderte er diejenigen Kandidaten, die sich der Mäßigung verschrieben haben, damit er über eine stabilere Mehrheit in der Kammer verfügte. Bei dieser Politik kam er besonders dem Bürgertum entgegen. In dieser aufgeheizten Stimmung gelang es den royalistischen Kräften sich noch stärker zusammenzuschließen und ein rückwärtsgerichtetes Programm zu erstellen. Hierbei setzten sie ihre ganze Hoffnung auf den Duc de Artois, der auch als Chef der Nationalgarde ein entsprechendes Machtmittel in Händen hatte.

Louis XVIII. zog sich aus dem politischen Tagesgeschäft zurück und überließ dieses der Regierung. Er setzte weiterhin auf den politischen Ausgleich und wünschte sich Ruhe und ein Ende der Parteikämpfe.

Nach dem Anschlag auf den Duc de Berry (1778-1820) am 04.02.1820 änderte sich die Politik in Frankreich wieder vom Liberalismus ab. Nach dem Rücktritt Decazes am 20.02.1820 wurde die Politik jedoch wieder radikalisiert und viele liberale Errungenschaften wurden in der Folge wieder abgeschafft. Am 31.03.1820 wurde ein neues Zensurgesetz eingeführt und eine Änderung des Wahlgesetzes gewährte den 23.000 reichsten Familien des Landes ein doppeltes Stimmrecht.

Das Ministerium unter Jean Baptiste Villéle (1773-1854) fußte nunmehr auf der starken parlamentarischen Mehrheit der Royalisten, sodass es zu tief greifenden Einschnitten in die Pressefreiheit und dem Hochschulwesen kam. Auch nach außen hin konnte man durch die Intervention in Spanien Erfolge militärische aufweisen. Bei den Parlamentswahlen im März 1824 vermehrten die Royalisten ihren Einfluss erneut.

In den letzten Lebensjahren litt der Monarch vermehrt an Altersschwäche und so zog er sich immer mehr aus dem öffentlichen Leben zurück. Dies wurde zum Beispiel dadurch deutlich, dass der noch während seiner Rede bei der Eröffnung der Kammer am 24.03.1824 einschlief.

Louis XVIII. starb am 16.09.1824 in Paris. Seine sterblichen Überreste wurden in der Kathedrale von Saint-Denis beigesetzt.

Da der König kinderlos verstarb trat der Duc de Artois unter den Namen Charles X. die Nachfolge an. Dieser musste jedoch im Jahre 1830 unter dem Druck der Juli-Revolution zurücktreten und so endete die jahrhundertealte Herrschaft der Bourbonen auf dem französischen Throne.