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Gottfried August Bürger

* 31.12.1747 in Molmerswerder/Quedlinburg
† 08.06.1794 in Göttingen

Geboren wurde Gottfried August Bürger am Silvestertage des Jahres 1747 in dem kleinen Dorf Molmerswende im Ostharz. Sein Vater Johann Gottfried Bürger war in dem Dorf als Landpfarrer geboren worden. Doch dieser kümmerte sich nicht großartig um seinen Sohn. Seine Mutter war Gertraud Elisabeth Bürger, geborene Bauer. Auf Initiative des Großvaters mütterlicherseits wurde ihm der Weg zu höheren Bildung eröffnet.  Gertraud Elisabeth Bürger, geborene Bauer

Auf Grund einer Schlägerei wurde ihm der Besuch der Stadtschule in Aschersleben verwehrt und er begann im Jahre 1760 das Pädagogium in Halle zu besuchen. 1763 wechselte er an die Universität Halle, wo er Theologie studierte. Sein Interesse an der Religionslehre war jedoch nicht von großem Interesse und Fleiß geprägt. In Halle befreundete er sich im Jahre 1764 mit dem Lyriker von Goeckingk. Erst im Jahre 1768 erhielt der die Erlaubnis, an die Universität Göttingen zu wechseln um sich dort dem Studium der Rechte hinzugeben.

Sein lyrisches Interesse weckte unter anderem der Halberstädter Dichter Gleim. In jener Zeit lernte er auch die Schriftsteller Ludwig Christoph Hölty (1748-1776), Johann Anton Leisewitz (1752-1806), Johann Heinrich Voß (1751-1826), die Brüdern Christian (1748-1821) und Friedrich Leopold zu Stolberg-Stolberg (1750-1819) kennen, die sich im sogenannten Hainbund zusammengeschlossen hatten. Mit dem Publizisten Biester verband ihn eine Freundschaft. Gemeinsam widmeten sich die beiden Männer den Studium des englischen Schriftstellers Shakespeare. Später widmete Bürger seinem Freund die Übersetzung des »Macbeth«

Im Jahre 1772 wurde Bürger auf Vermittlung seines Freundes Heinrich Christian Boie (1744-1806) erhielt er die Stelle eines Amtsmanns in Altengleichen. Seinen Amtssitz bezog er in Gelliehausen. Hier lebte und arbeitete der Schriftsteller bis zum Jahre 1774. Diese Anstellung war eine sehr arbeitsintensive Tätigkeit, die jedoch finanziell nur wenig zum Familienunterhalt einbrachte. Zugleich war der Konflikt mit dem Großvater beigelegt, da Bürger nun eine ordentliche Anstellung gefunden hatte.

Er ging im Jahre 1774 die Ehe mit der Tochter eines Justizamtmanns Johann Karl Leonhardt in Niedeck ein. Er heiratete Dorette Leonhardt. Doch zugleich verliebte sich der junge Mann auch in Dorettes Schwester Auguste, welcher er in der Gestalt der »Molly« in seinen Gedichten ein Denkmal setzte. Aus Liebe zu ihrem Mann akzeptierte Dorette die Dreiecksbeziehung. Nachdem im Jahre 1784 seine erste Ehefrau starb, ging er die Ehe mit ihrer Schwester und seiner Geliebten Auguste Leonhardt ein.

Die folgenden zehn Jahre führte er seine Amtsgeschäfte von Wöllmarshausen aus. Alle Versuche, dieser Situation zu entkommen misslangen. Sowohl der Versuch des Lottospiels als auch die Gründung einer Verlagsanstalt blieben erfolglos. Auch Überlegungen ins Ausland zu gehen oder ein Landgut zu pachten waren ebenso erfolglos wie der Versuch eine andere Stelle zu erhalten.

Im Jahre 1778 übernahm Bürger die Redaktion des »Göttinger Muselalmanach«, der 1770 von seinem Freund Boie und Friedrich Wilhelm Gotter gegründeten Zeitung. Im gleichen Jahr veröffentlichte er einen ersten Band seiner Gedichte.

Im Jahre 1780 wurde dem Amtmann durch seine Vorgesetzten vorgeworfen, die Amtsgeschäfte nachlässig zu führen. In der folgenden Untersuchung wurde er jedoch von diesem Vorwurf freigesprochen, er entschloss sich jedoch sein Amt freiwillig aufzugeben.

Nach dem Tode seiner Frau Dorette Bürger siedelte der Schriftsteller nach Göttingen, wo er als Privatdozent an der Universität Vorlesungen hielt. So unterrichtete er seine Studenten in Ästhetik, deutschen Stil und ähnliche Fragestellungen. Im Juni 1785 konnte er dann endlich die Ehe mit seiner »Molly« eingehen, die jedoch schon am 09.01.1786 im Kindbett starb. Dieser Verlust stürzte den Schriftsteller in eine tiefe Depression und er verlor für lange Zeit die Lust am Schreiben.

Im Jahre 1851 verarbeitete Salomon Hermann Mosenthal (1821-1877) die Beziehung zwischen Bürger und Auguste Leonhardt in den Drama »Bürger und Molly, oder ein deutsches Dichterleben«.

Anlässlich des 50jährigen Gründungsjubiläums der Universität wurde Bürger zum Doktor der Philosophie ernannt und im November 1789 wurde ihm die Würde einer außerordentlichen Professur - durch die Vermittlung des ihm gewogenen Heyne - zu teil. Mit dieser Berufung war jedoch keine Gehaltszahlung verbunden. Eine öffentliche Vorlesung im Wintersemester 1787/88 zu der in Göttingen verpönten Kant’schen Philosophie gehörte zu seinen bedeutendsten Lehrerfolgen. Zusammen mit seinem Schüler August Wilhelm Schlegel vertiefte er sich in die italienische Lyrik.

Er wünschte sich häusliches Glück, sodass er eine dritte Ehe eingehen wollte. So antwortete er auf ein scherzhaft gemeintes, ein Eheansinnen erhaltendes Gedicht aus Stuttgart erhalten haben. Sofort antwortete er mit einem förmlichen Antrag und brach nach Stuttgart auf, ohne eine Antwort auf sein Ansinnen abzuwarten. Doch noch ehe die ablehnende Antwort den Schriftsteller erreichte, traf er bereits bei der Braut ein. So ging er bereits am 29.09.1790 die Ehe mit Elise Hahn ein. Und bereits am 01.08.1791 wurde ihm ein Sohn geboren. Schnell war jedoch erkennbar, dass das Kind kränklich und anscheinend auch an einer Geisteskrankheit litt.

Diese Ehe war unglücklich. So warf Bürger seiner Gattin Untreue und Liederlichkeit vor, die dazu führten dass der Sohn krank geboren wurde. Dies und weitere Peinlichkeiten fügte er in einer Klageschrift für seine Schwiegermutter zusammen. Bereits am 31.03.1792 wurde die Ehe durch das Universitätsgericht schuldig geschieden, wodurch sie auch ihre Mitgift in Höhe von 1.117 Talern verlor.

Am 15. Und 17.01.1791 folgte in der »Allgemeinen Literatur-Zeitung« eine heftige Kritik Friedrich SchillerSchillers wurde seine Position als Dozent weiter geschwächt. Um Geld zu verdienen, verfasste Bürger Übersetzungen für auswärtige Buchhandlungen. Er rezensierte den Gedichtband von 1789 mit folgenden Worten:

[...] dass der Geist der sich in diesen Gedichten darstellte, kein gereifter, kein vollendeter Geist sei, da´seinen Produkten nur deswegen die letzte Hand fehlen möchte, weil sie - ihn selbst fehlte.

In seiner Kritik , die Teil des Schillerschen Kunstprogramms ist, wurde Bürger ein Opfer der aufeinander prallenden Konzepte von Sturm und Drang und beginnender Klassik. Schiller sprach nicht nur dem Dichter, sondern auch dem Menschen Bürger die für sein eigenes klassisches Ideal erforderliche Vollkommenheit ab. Auch der Schillerfreund Johann Wolfgang von Goethe lehnte das Werk des Göttinger Schriftstellers schroff ab.

Auf Grund einer Schwindsuchterkrankung verlor er seine Stimme und konnte keine Vorlesungen mehr halten. Auch fielen seine Kollegiengelder weg. Auf Antrag bewilligte man im vom Universitätskollegium eine einmalige Zahlung in Höhe von 50 Talern, die Gewährung eines Gehalts lehnte man weiterhin ab.

Gesellschaftlich isoliert starb Gottfried August Bürger am 08.06.1796 in Göttingen. Seinem Sarg folgten nur einer der Söhne sowie seine beiden Ärzte.

Bürger erlangte Bekanntheit mit seinen lyrischen Gedichten und Balladen, die seinem Konzept von der Volkspoesie folgten. So war seine Ballade »Lenore« wohl sein bedeutendstes Stück Liebeslyrik, dass in der Tradition der Empfindsamkeit und Anakreontik stand.

Aber er war auch ein politischer Dichter, der die tyrannischen Repräsentanten des Absolutismus anklagte und Gerechtigkeit für die einfachen Leute forderte, wie etwa in seinem Gedicht »Der Bauer an seinem Durchlauchtigsten Tyrannen« aus dem Jahre 1773.

Im Jahre 1786 veröffentlichte er seine »Münchhausiaden« anonym. Dabei handelte es sich um Erzählungen und Erweiterungen eines englischen Textes. Diese Geschichten haben bis zum heutigen Tage nichts an ihrer Faszination verloren. Hier griff er die Tradition der Lügengeschichten, die ihre Wurzeln sowohl ins klassische Altertum als auch ins Judentum zurückgingen. Hier übersetzte er die Geschichten des historischen Karl Friedrich Hieronymus Freiherrn von Münchhausen (1720-1797) nach einer englischen Übersetzung von Rudolf Eric Raspe (1736-1794). Neben der Übersetzung bearbeitete er die Texte auch noch frei und übernahm die von Raspe eingefügten Erweiterungen und auch die Unterteilung in See- und Landabenteuern. Eine erste Ausgabe erfolgte 1786 und drei Jahre später folgte eine erweiterte Ausgabe der Geschichten. Die Geschichten wurden u.a. auch von Daniel Chodowiecki (1726-1801) und Johann Christian Ruhl (1764-1842)

Der englische Schriftsteller Walter Scott schätzte Bürgers schätzte den norddeutschen Schriftsteller. So gehörten seine Übersetzungen von »Lenore« und »Der wilde Jäger« zu seinen ersten veröffentlichten Werken im Jahre 1796.

Durch den bayerischen König wurde der Dichter mit einer Büste in der Walhalla geehrt. Ebenso wurden Straßen in Göttingen und Wien nach ihm benannt. Aber auch die deutsche Sprache wurde durch den Schriftsteller und Poeten durch die drei Worte »querfeldein«, »sattelfest« und »Lausejunge« bereichert.

Erzählungen:

  • Wunderbare Reisen zu Wasser und zu Lande, Feldzüge und lustige Abenteuer des Freiherrn von Münchhausen: wie er dieselben bei der Flasche im Zirkel seiner Freunde selbst zu erzählen pflegt, 1786 (erw. Ausgabe 1789)

Gedichte:

  • Gedichte, 1789

Theoretische Schriften:

  • Über Volkspoesie. Aus Daniel Wunderlichs Buch, 1776
  • Lehrbuch des Deutschen Styles, hrsg. von Karl von Reinhard, 1826
  • Aesthetische Schriften: Supplement zu allen Ausgaben von Buergers Werken. hrsg. Karl von Reinhard. 1832
  • Akademie der schönen Redekünste, hrsg. von G. A. Bürger. Bd. 1 1790/97, Bd. 2.1798 (?)