Skip to main content Skip to page footer

Helmina von Chézy

* 26.01.1783 in Berlin
† 28.02.1856 in Genf

Helmina von Chézy wurde am 26.01.1783 in Berlin geboren. Ihr Vater war Karl Friedrich von Klencke (1760-1826), ein Offizier in der Armee Friedrich des Großen (1712-1786). Die Mutter Karoline Luise (1754-1802) war die Tochter der Dichterin Anna Louisa Karsch. Da die Eltern jedoch schon zum Zeitpunkt der Geburt geschieden waren, sorgte sich die Großmutter eine längere Zeit um die Erziehung des Kindes.

Bereits im Alter von 14 Jahren debütierte das Mädchen 1797 mit ersten Werken. Im Alter von 16 Jahren heiratete sie 1799 Gustav von Hasstfer. Doch bereits im nächsten Jahr wurde diese Ehe schon wieder geschieden.

Im Jahre 1802, nach dem Tode der Mutter, Karoline Luise Klencke, übersiedelte Helmina von Chézy nach Paris über. Dort arbeitete sie für verschiedene deutsche Zeitungen als Korrespondentin. Zwischen 1803 und 1807 gab sie in Paris die Zeitschrift »Französische Miscellen« bei Cotta heraus. Da sie stets kritisch über die Ereignissen in der französischen Hauptstadt berichtete, geriet sie des öfteren mit den Zensurbehörden in Konflikt.

Zwischen 1805 und 1807 veröffentlichte sie ihr zweibändiges Werk »Leben und Kunst in Paris seit Napoléon I.«. Dieses Werk erregte den Unwillen Napoléon I. und wurde durch die französischen Zensurbehörden beschlagnahmt.

Durch Friedrich Schlegel und dessen Ehefrau Dorothea lernte sie den Orientalisten Antoine Léonard de Chézy kennen. Im Jahre 1805 heirateten beide und die Trennung des Paares erfolgte bereits nach fünf gemeinsamen Jahren anno 1810. Gemeinsam hatte das Paar zwei Söhne, den späteren Schriftsteller Wilhelm Theodor von Chézy und den Maler Max von Chézy. Nach der Trennung von de Chézy ging sie nach Deutschland zurück und lebte abwechselnd in Heidelberg, Frankfurt am Main, Aschaffenburg und Amorbach. Seit 1812 lebte sie in Darmstadt.

Im Jahre 1810 übersetzte sie zusammen mit Adalbert von Chamisso Vorlesungen von August Wilhelm Schlegel aus dem Französischen ins Deutsche. Mit Chamisso und Joseph von Hammer-Purstall war sie auch durch kurze Affairen verbunden. Mit beiden blieb sie in lebenslanger Korrespondenz freundschaftlich verbunden.

Während des Befreiungskrieges 1813 war sie in der Krankenpflege tätig. Sie kümmerte sich um die Opfer des Krieges in den Lazaretten von Köln und Namur. Im Jahre 1816 klagte Helmina von Chézy die dort herrschenden Zustände öffentlich an. Dies führte dazu, dass sie wegen Verleumdung der Invaliden-Prüfungs-Kommission vor dem Berliner Kammergericht angeklagt wurde. Unter dem Vorsitz von E.T.A. Hoffmann wurde sie jedoch freigesprochen.

Seit 1817 lebte sie in Dresden. Dort schrieb sie für Carl Maria von Webers Oper »Euryanthe« das Libretto. In jener Zeit wurden auch einige Ihrer Gedichte, wie z.B. »Ach, wie ist’s möglich denn« veröffentlicht. Franz Schubert vertonte ihr Drama »Rosamunde, Fürstin von Zypern«. Da es bei der Uraufführung beim Publikum durchfiel, spielte das Theater an der Hofburg in Wien es nur zweimal. Im Jahre 1824 wurde es nochmals am Isartortheater in München aufgeführt. Das Stück galt lange Zeit als verschollen. Ihr »Vollmond strahlt auf Bergeshöh’n« wurde von Schubert und später von Charles Ives veront. Insgesamt blieb sie der romantischen Schule in ihrer Dichtung verhaftet.

Kurz vor der Uraufführung von »Euryanthe« und »Rosamunde, Fürstin von Zypern« ließ sich Chézy im August 1823 in Wien nieder. Erneut engagierte sich die Schriftstellerin für soziale Belange.  Diese Mal setzte sich die Schriftstellerin für die Salinenarbeiter im Salzkammergut ein. Doch auch dieses Mal geriet sie auf Grund ihres Feuereifers in Schwierigkeiten mit den örtlichen Behörden, doch durch das Eingreifen Erzherzog Johanns konnte die Angelegenheit beigelegt werden.

In den Jahren 1828/29 trennten sich ihre Söhne erstmals dauerhaft von ihr. Max ging zum Vater nach Paris und Wilhelm studierte in München. Sie folgte ihm wenig später nach München. Als Antoine Léonard de Chézy im Jahre 1832 an den Folgen der Cholera verstarb, fiel es ihr schwer, ihr Auskommen ohne die regelmäßigen Unterhaltszahlungen aus Paris zu bestreiten. Nur unter Mühen konnte sie in den Besitz des wissenschaftlichen und privaten Nachlasses Chézys gelangen. Letztendlich erhielt sie eine kleine Rente. Sie ließ sich nach den Erbstreitigkeiten mit ihrem Sohn Max in München nieder. Während sie sich mit Wilhelm endgültig überwarf. Im Jahre 1843 siedelten Max und Helmina gemeinsam nach Heidelberg über.

Als ihr Sohn Max im Jahre 1846 verstarb, war sie kaum noch in der Lage zu schreiben. Sie war jedoch noch immer eine wache Beobachterin ihrer Zeit. So versuchte sie im Jahre 1848 Georg Herwegh (1817-1875) dafür zu gewinnen, auf Gewalt und revolutionäre Mittel zu verzichten, um in Deutschland die Demokratie einzuführen.

Ihre Bemühungen, die Kontakte zum »Morgenblatt« zu reaktivieren, um erneut als Autorin oder Korrespondentin tätig zu werden, scheiterten. Dies lag vielleicht daran, das ihr Sohn Wilhelm von Chézy erfolgreich für das Blatt arbeitete.

Im Jahre 1852 ließ sich Helmina von Chézy in Genf nieder. Bertha Borngräber, ihre Nichte, eilte zur Pflege der inzwischen fast erblindeten Frau herbei. Sie schrieb zwischen 1853 und 1855 die Lebensgeschichte der Schriftstellerin nieder. Durch die »Tiedge-Stiftung für sächsische und preußische bedürftige Schriftsteller und Künstler männlichen und weiblichen Geschlechts« erhielt sie eine kleine Pension. Dieses Skript schickte die Nichte an Karl August Varnhagen von Ense zur Durchsicht nach Berlin.

Wilhelmine Johanna von Chézy verstarb am 28.02.1856 in Genf. Sie wurde 73 Jahre alt.

Werke:

  • Geschichte der tugendsamen Euryanthe von Savoyen. Leipzig 1804.
  • Leben und Kunst in Paris seit Napoléon I. Weimar 1805-07
  • Erinnerungen aus meinem Leben, bis 1811
  • Gedichte. Aschaffenburg 1812
  • Die drei weißen Rosen, 1821
  • Erzählungen und Novellen. Leipzig 1822
  • Rosamunde (Schauspiel)
  • Stundenblumen. Wien 1824-27
  • Emmas Prüfungen. Heidelberg 1827.
  • Herzenstöne auf Pilgerwegen. Sulzbach 1833.
  • Überlieferungen und Umrisse aus Napoleons Tagen, 1840/41
  • Unvergessenes. Leipzig 1859