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Daniel Chodowiecki

* 16.10.1726 in Danzig
† 07.02.1801 in Berlin

Daniel Chodowiecki wurde am 16.10.1726 als Sohn des Danziger Getreidegroßhändlers Gottfried Chodowiecki und seiner Ehefrau Marie Henriette Ayrer geboren. Seine Familie entstammte väterlicherseits einer ursprünglich adeligen polnischen Familie während die Familie mütterlicherseits einer Schweizer Hugenottenfamilie entstammte. Der Miniaturmaler Gottfried Chodowiecki (1728-1781) war sein Bruder.

Die erste zeichnerische Ausbildung erhielten die beiden Brüder durch ihren Vater, der in seinen wenigen Mußestunden gerne zeichnete. Zwar war der Vater selbst kein Maler aber durch den Unterricht wurde die Lust zum Zeichnen und zu künstlerischer Betätigung in den Knaben geweckt. Auch die Schwester seiner Mutter, die als Emailmalerin tätig war, unterrichtete die Knaben im Kunsthandwerk.

Als im Jahre 1740 der Vater starb ging der ältere Bruder Gottfried zu seinem Onkel Antoinne Ayrer nach Berlin um dort das Kaufmannshandwerk zu erlernen während Daniel Chodowiecki eine kaufmännische Ausbildung in Danzig. Hier fand er eine Anstellung in einer Spezereihandlung, die von einer alten Witwe geführt wurde. Nun musste er von 6 Uhr in der Frühe bis um 10 Uhr abends die Wünsche der Kunden befriedigen. Dies entsprach dem Wunsche der Mutter, die ihren Sohn lieber in einem ehrbaren Beruf sah statt als Künstler seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Nach gut eineinhalb Jahren wurde die Handlung jedoch aus ungünstigen Gründen geschlossen und Chodowiecki ging zu seiner Mutter zurück.

Im Jahre 1743 siedelte er nach Berlin über, wo er im Quincaillerie-Geschäft seines Onkels Antoinne Ayrer Schmuck zeichnete und entwarf. Der Onkel erkannte das Talent des jungen Daniel und förderte seine künstlerische Ader durch eine Ausbildung bei Johann Jakob Haid (1704-1767) in der Emailmalerei. Durch diesen lernte er eher durch Kunstgespräche als durch praktische Übungen die Kunst zu verstehen.

Ab 1754 machte er sich zusammen mit seinem Bruder Gottfried als Miniatur- und Emailmaler selbstständig. Dies fiel auf auch auf die Zustimmung des Onkels, der ihn zunächst weiterhin bei ihm wohnen ließ. Während sein Bruder Gottfried weiterhin Kopien für den Onkel anfertigte gefiel sich Daniel eher in der Rolle mit eigenen Kompositionen, die auch die Zustimmung des Oheims fanden, zu arbeiten.

Zu dieser Zeit war er auch Schüler von Bernhard Rode und Johann Heinrich Meil. Da die Berliner Akademie seit dem Brand von 1742 stagnierte, richtete Rode auf eigene Rechnung in seinem Hause eine kleine Privatakademie ein. Hier konnte am Abend bei Beleuchtung nach dem Leben gezeichnet werden. Chodowiecki gehörte hier zu den strebsamsten um das in der Jugend versäumte nachzuholen. Die Künstler Falbe (1709-1782), Glume (1711-1778), Reclam (1734-1774) und Lesureur (1716-1783) gehörten zu diesem Kreise.

Im folgenden Jahr heiratete Daniel Chodowiecki in Berlin Johanna Marie Barez, die Tochter des hugenottischen Seidenstickers Jean Barez aus Amsterdam. Durch die Hochzeit mit ihr band sich Chodowiecki sehr stark an die französische Gemeinde in Berlin, für die er sich auch stark engagierte.

Sein erstes Miniaturbildnis zeigte einen »Herrn von Burgdorf« und fand beim Publikum regen Beifall. Doch schon bald entstand im Konkurrenz, die zu geringeren Preise Miniaturen anfertigte. Doch diesen Trend folgte er nicht. Weitere Auftragsarbeiten folgten und er wandte sich immer mehr dem Umgange mit der Nadel zu.

In Almanachen und Kalendern dieser Zeit erlebte Chodowiecki erste Erfolge als Illustrator, später folgten die berühmten Kupferstiche aus seiner Hand, die ihn weltberühmt machten.

Im Jahre 1767 erhielt er über Vermittlung den Auftrag, ein Bildnis der gerade Sechzehnjährigen Prinzessin Friederike Wilhelmine Sophie von Preußen (1751-1820), der Nichte Friedrich II. anzufertigen. Ein Ölgemälde sollte den zukünftigen Gatten Wilhelm V. von Oranien als Hochzeitsgeschenk gereicht werden und Chodowiecki erhielt dazu den Auftrag. Das Werk gefiel sehr und es wurde auch der Auftrag erstellt, das Werk in Kupfer zu stechen, was er auch innerhalb kürzester Zeit realisierte. Die Abdrücke wurden großzügig am Hofe als Erinnerung verteilt und zum gleichen Zwecke wurde die Platte auch mit nach Holland genommen.

Im Jahre 1767 erhielt er den Stich »La malheureuse famille de Calas«, der in einer schlechten Ausführung in Paris erschien. Auch das Publikum, das an dem Schicksal der Unglücklichen teilnahm, hielt die Qualität des Kupferstichs auf Grund ihrer Ausführung für schlecht. So komponierte Chodowiecki die Szene, nachdem er die zum Fall erreichbare Literatur gelesen hatte, neu und führte diese in Öl aus. Doch alle Freunde, die das Werk sahen empfahlen ihn die Szene in Kupfer auszuführen. Doch der erste Versuch misslang, da er Wirkung des Ätzwassers zuvor nicht prüfte. So waren die Mittellinien zu schwach und die Schatten zu stark ausgeprägt. Auch ein zweiter Versuch die Linien nachzuarbeiten scheiterten und so war er gezwungen die Platte abschleifen zu lassen. So war er bei der neuen Ausfertigung deutlich vorsichtiger in der Wahl seiner Striche und wendete die gleiche Aufmerksamkeit auf das Ätzwasser und der zweite Druck fiel deutlich besser aus. Und ehe die Platte zum Druck gegeben wurde, fertigte noch ein alter Franzose einige Verse zu der Szene. Doch das Publikum kritisierte die Verse und Chodowiecki ließ diese ausschleifen und durch eine Strophe aus der »Anthaile« von Racine ersetzen. Durch dieses Werk »Abschied der Familie Calas«, in der ein französischer Justizmord thematisiert wurde, begründete seinen endgültigen Ruhm als Kupferstecher. Im Jahre 1769 verpflichtete er sich, Kupfer für die preußische Akademie der Künste zu fertigen.

Zu den Autoren, mit denen der Künstler zusammenarbeitete und illustrierte gehörten Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781) ,Johann Wolfgang von Goethe oder auch Friedrich Schiller. Aber nicht nur literarische Werke, sondern auch zahlreiche wissenschaftliche Werke wie die von Basedow oder Hermes und Salzmann sind mit seinen Stichen bebildert worden. In deutschen Übersetzungen von Oliver Goldsmith (1728-1774), Miguel de Cervantes Saavedra (1547-1616) und Tobias Smollet (1721-1771) fanden seine Stiche Aufnahme.

Im Jahre 1773 trat er nach 30 Jahren eine Reise in seine Vaterstadt Danzig an, wo er seine Mutter besuchte. Diese Reise trat er, wie auch weitere Reisen die noch folgen sollten, zu Pferde an. Er vertrug die Kutschfahrt nicht. Zugleich war es ihm möglich die Umwelt besser zu beobachten und so kam es oft vor, dass er den Zügel des Pferdes im Munde hielt, während der etwas ihm interessant Erscheinendes festhielt. In Danzig zollte man ihm großer Aufmerksamkeit und es gelang ihm nur selten vor Mitternacht aus der Gesellschaft zu treten. Hier fertigte er auch einige Miniaturen an. Insgesamt verlängerte sich sein Aufenthalt auf ganze 9 Wochen. In seinem Tagebuch, dass er anlässlich dieser Reise führte, zeichnete er all die Beobachtungen, die ihm wichtig erschienen. Insgesamt schuf er so 108 Blätter. Im folgenden Jahr reiste Chodowiecki Dresden, wo er mit Graff (1736-1813) und Zingg (1734-1816) Freundschaft schloss.

Eine zweite Reise nach Danzig schloss sich im Jahre 1780 an. Nach dem Tode der Mutter holte Chodowiecki seine Schwester nach Berlin und im folgenden Jahre fuhr er nach Hamburg, wo er das Kabinett des Kaufmanns Sillem zu taxieren und den Katalog der Sammlung anzufertigen. Weitere Reisen folgten im Jahre 1789 nach Dresden, Leipzig, Halle und Dessau. Auf dieser Reise begleiteten ihn sein ältester Sohn und sein Schwiegersohn und obwohl er der Älteste war, ging er stets als letzter ins Bett und verließ es auch morgens als erster. Er hatte in dieser Zeit seine Reisenotizen – wie schon auf der ersten Danzig-Reise, in Bildern und Skizzen festgehalten. Seine letzte Reise führte ihn nach Frankfurt an die Oder. Unterwegs stürzte er jedoch und musste sich medizinisch behandeln lassen und bestieg schon nach zwei Tagen wieder das Pferd um nach Berlin zurückzukehren.

Sein Werk umfasste über 2.300 Radierungen, die er nur mit einer Werkstatt bewältigen konnte, in der die besten Kupferstecher, Radierer und Miniaturmaler seiner Zeit angestellt waren. Die Entwürfe der Figuren des Französischen Domes gehen auf ihn zurück. Der Versuch, sich auch als Gemäldemaler zu etablieren, war nicht so erfolgreich wie sein umfangreiches Werk als Kupferstecher.

Johann Wolfgang von Goethe beschrieb den von ihm sehr geschätzten Künstler in seinen »Maximen und Reflektionen« als

»einen sehr respektablen und wir sagen idealen Künstler, weit bekannt durch seine Zeichnungen und kleinen Kupferstiche, Szenen des bürgerlichen Lebens darstellend, worin ihm Ausdruck und Charakter der Figuren oft vortrefflich gelang. Mehr Ideales war in dem Kreise in dem er arbeitete nicht zu fordern.«

Chodowiecki selbst war stolz darauf, sich seinen Erfolg selbst erarbeitet zu haben. So war er verärgert als Bertuch ihn in einem Briefwechsel im Jahre 1775 mit Hogarth. Dazu schrieb dieser in Nachhinein an Chodowiecki:

Albern war es von mir, dass ich durch eine Vergleichung mit Hogarth’s Talenten meine Hochschätzung Ihnen ausdrücken wollte. Sie sind etwas anders, sie sind in vielen Stücken mehr als Hogarth. Man thut allezeit unrecht, wenn man einen Originalgenie mit dem Maasse eines andern messen will. Aber ihm vollends zum Nachahmer des andern machen zu wollen ist Dummheit. Wer waren wohl die lieben Leute, die in ihrem Lüderlichen Kopien Hogarth’s fanden? Nein, liebster Freund, so was hatte ich und konnte ich nie im Sinne haben, als ich Ihnen in meinem vorigen Briefe von Hogarth schwatzte. Bloss die Sucht zwischen 2 Genien Parallelen zu ziehen, die mir zuweilen anklebt, hatte mich dazu verleidet und da fand ich unter allern Zeichnern die ich kenne, keinen Charakter-Zeichner, den ich Ihnen hätte Vis a vis schicklicher geben können als Hogarth. – Aber wer hiess mich Parallelen ziehen wo keine statt finden?

Daniel Nikolaus Chodowiecki war aber auch ein sozial eingestellter Künstler. So schuf er anlässlich der großen Oderflut des Jahres 1785 einen Kupferstich des Prinzen Leopold von Braunschweig, der bei dem Versuch Menschenleben zu retten selbst ums Leben kam. Den gesamten Erlös dieses Kupfers, der die stolze Summe von 1795 Thlr. 22 Groschen einbrachte, spendete er ohne Abzüge für seine eigenen Unkosten den Opfern der Katastrophe. Gleiches tat er beim großen Brand von Ruppin. Aber auch die Armen Berlins beschenkte er jährlich mit 300 Thalern und nahm auch ein Waisenmädchen in seinem Haushalt auf.

Noch zu Lebzeiten Chodowieckis fanden seine Werke auch schon Anerkennung bei Sammlern. So berichtete er im Jahre 1789 seinem Freund Graff:

Ein Paar Liebhaber fangen jetzt an meine Zeichnungen sammelnswerth zu finden für 600 Thlr. Und etwas habe ich schon davon abgesetzt, wenn das so fort geht so können sie für mich ein neuer Nahrungszweig werden.

Als Kupferstecher im kleinen Format war Chodowiecki in seiner Zeit unerreicht. Andere Künstler waren technisch ebensogut wie er, doch fehlte ihnen die Inspiration und Kreativität eines Chodowiecki. So wusste er jedem Gesicht und jeder Figur den passenden Ausdruck zu verleihen. Alles wirkte bei ihm zusammen und oft zeichnete er mit wenigen Strichen seine ausdrucksstarken Figuren.

Seit dem Jahre 1764 gehörte Daniel Chodowiecki Mitglied der Preußischen Akademie der Künste, die während der Zeit des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I. und seines an französischer Kultur interessierten Sohnes Friedrich II. in Stagnation verfiel. Er bemühte sich von diesem Zeitpunkt um Veränderungen an der Akademie. So unterstützte er im Jahre 1783 die Kandidatur seines Freundes und Lehrers Bernhard Rode als Rektor der Institution folgendermaßen:

Academie ist ein Wort, das eine Versammlung von Künstlern bedeutet, die an einem ihnen angewiesenen Ort, zu gewissen Zeiten zusammen kommen, um sich mit einander über ihre Kunst freundschaftlich zu besprechen, sich ihre Versuche, Einsichten und Erfahrungen mitteilen, einer von dem andern zu lernen, sich mit einander der Vollkommenheit zu nähern suchen.

Im gleichen Jahr wurde Chodowiecki zum Sekretär der Berliner Akademie berufen und übernahm nun die Verantwortung für die Ausstellungen Im Jahre 1786 erfolgte seine Berufung zum Rektor und zwischen 1789 und 1797 gehörte er der Akademie als Vizedirektor an. So war der Künstler insbesondere an der großen Akademiereform des Jahres 1790 maßgeblich beteiligt. Nach dem Ableben seines Freundes Rode übernahm er die Stelle des Direktors und behielt sie bis zu seinem Tode inne. Im Jahre 1798 erhielt er noch das Diplom als Ehrenmitglied der Kunstakademie zu Siena.

Chodowiecki arbeitete bis wenige Wochen vor seinem Tode noch täglich. Erst als ihm ein hitziges Fieber überfiel stellte er seine Arbeit ein und starb am 07.02.1801 in seiner Wahlheimat Berlin.

Zunächst lebte Chodowiecki zusammen mit seiner Frau Johanna Marie, die bereits im Jahre 1785 verstarb, in der Brüderstraße und zog später in die Behrensstraße 31.

Er hatte insgesamt 6 Töchter und 3 Söhne von denen ihm jedoch nur zwei Söhne und drei Töchter überlebten. Darunter gehörte auch sein Sohn Ludwig Wilhelm Chodowiecki, der beim Vater das Kunsthandwerk lernte, war jedoch nicht so talentiert wie sein Vater. Dieser Sohn starb am 26.10.1805 ebenfalls in Berlin im 40. Lebensjahre.

Im Jahre 1930 schuf der Berliner Bildhauer Martin Müller für die Vorhalle des Alten Museums in Berlin eine Marmorstatue des Künstlers.