Adam Philippe de Custine
† 28.08.1793 in Paris
Am 04.02.1740 wurde Adam Philippe de Custine in Metz geboren. Er entstammte einer alten französischen Adelsfamilie.
Bereits im Alter von sieben Jahren wurde der Knabe als Leutnant in die Armee aufgenommen und war während des Siebenjährigen Krieges im Range eines Hauptmanns aktiv.
Bereits während des Siebenjährigen Krieges zeichnete sich der junge Adelige im Regiment Stromberg aus. Der französische Kriegsminister Choiseul d’Amboise wurde auf den jungen Mann aufmerksam und verlieh ihm ein eigenes Dragoner Regiment. Der junge Oberst ließ sich jedoch mit dem Infanterie Regiment Saintonge nach Amerika einschiffen. Während des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges stand er unter dem Befehl Rochambeaus und fiel erneut in der Schlacht von Yorktown auf.
Während seines Einsatzes im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg soll er durch sein rüdes Benehmen den Hauptmann seines Regiments in den Selbstmord getrieben haben, da er sich weigerte die Ehre des gefühlvollen Offiziers wiederherzustellen. Als Custine nach dem Vorfall darüber scherzen wollte, rissen einige Freunde des verstorbenen Hauptmanns dem Obersten die Epauletten von den Schultern und nur das Eingreifen Armeebefehlshabers Rochambeau konnte schlimmeres verhindern.
Nach seiner Rückkehr nach Frankreich wurde er zum Maréchal de Camp und Gouverneur von Toulon ernannt.
Im Jahre 1789 gehörte Custine als Vertreter des lothringischen Adels den Generalständen und der Nationalversammlung an. Hier unterstützte er den liberalen Flügel und war oft gleicher Meinung wie La Fayette. Er gehörte zu den ersten Adeligen, die sich dem Dritten Stand anschlossen und auch votierte er für die »Erklärung der Menschenrechte«. Er setzte sich für das königliche Vorrecht in der Verfassung ein. Im Verlauf der Revolution legte er seinen Adelstitel als Graf ab.
General Custine vertrat die Auffassung, dass es für Frankreich zwingend notwendig sei, das linke Rheinufer als natürliche Ostgrenze Frankreichs zu erringen. So trat er im Oktober 1791 im Range eines Generalleutnants wieder in die Revolutionsarmee ein und bemühte sich die Disziplin wiederherzustellen. Seine Soldaten gaben ihm den Spitznamen Général moustache – General Schnurrbart – und zeigten so ihre Anhänglichkeit an den geschätzten Truppenführer.
Mit Ausbruch des Krieges im folgenden Frühjahr übernahm er das Kommando über die Vogesenarmee. Hier stand er unter dem Oberbefehl des Grafen Luckner, der die Armee des Oberrheins kommandierte. Nach dem Sieg der französischen Revolutionsarmee bei Valny am 20.09.1792 gelang es den General innerhalb weniger Wochen auf das Gebiet des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nationen vorzustoßen.
Von Landau aus besetzte er bereits 9 Tage später Speyer. Mit einem Truppenkontingent von 15.000 Mann gelang es ihm mühelos die Festung Speyer, die gerade einmal mit 4.000 Mann besetzt war, in Besitz nehmen. Hierbei gelang es ihm größere Vorräte der Österreicher, die sie für die Truppen in Frankreich gehortet hatten, zu übernehmen.
Wenige Wochen später am 21.10.1792 zog er bereits in das schlecht verteidigte Mainz ein und konnte am folgenden Tag kampflos durch General Neuwinger Frankfurt einnehmen. Hier verbreitete er insbesondere durch seine Aufrufe die Ideen der Französischen Revolution und förderte die Entstehung der Mainzer Republik. Vom Klerus und auch Adel verlangte er zahlreiche Abgaben und Belastungen. Aber auch die Bürger und Bauern wurden von Belastungen nicht verschont und man zog unermessliche Vorräte nach Mainz zusammen.
Am 02.12.1792 wurde er von preußisch-hessischen Truppen bei Frankfurt geschlagen. Es folgten weitere Rückzugsgefechte, wie zum Beispiel am 06.01.1793 bei Hocheim. Nun befahl Generalleutnant Custine für die Festung Mainz den Verteidigungsfall. Nach weiteren Angriffen des deutschen Reichsheeres zwischen Bingen und Kreuznach zog er sich nach einem Gefecht bei Alzey am 31.03.1793 auf Landau zurück. Die eingeschlossene Festung Mainz fiel erst im Juli desselben Jahres.
Custines Entlassungsgesuch, das er nach den Niederlagen einreichte, wurde nicht stattgegeben. Auch seine Forderung, dass die Revolution nur durch die Machtübernahme eines Generals gerettet werden könne – in der Vendée tobten Kämpfe mit Royalisten, blieb zunächst folgenlos.
Robespierre schickte Custine zur Nordarmee und übergab ihm am 13.04.1793 den Oberbefehl. Hier folgte er General Dampierre der vor dem Feinde geblieben war. Statt jedoch die Festungen Conde und Valenciennes zu entlasten, verschanzte sich der General am Zusammenflusse der Tense und Schlede. In der Folge mussten beide Festungen sich den Österreichern geschlagen geben.
Er wurde nach Paris zurückberufen. Seine politischen Unterstützer von der Gironde waren inzwischen machtlos und so konnte er bei seiner Ankunft in der französischen Hauptstadt am 22.07.1793 verhaftet werden.
Auf Initiative Marats und Billaud-Varennes’ wurde er vor dem Wohlfahrtsausschuss angeklagt, vorsätzlich der Würde eines Generals der Armee missbraucht und das Interesse der Republik durch Einverständnisse mit den Feinden Frankreichs geschadet zu haben. Custine hatte erfolglos im Winter 1792/93 mit Preußen über einen Separatfrieden verhandelt. Er wurde, trotz einer geschickten Verteidigung, am 27.08.1793 zum Tode verurteilt und schon am nächsten Tag, wurde das Urteil vollstreckt.
Seinen Wunsch, das sein Sohn Armand-Louis Custine (1768-1794), durch die Veröffentlichung seiner Papiere, die Ehre des Vaters wiederherstellen sollte, konnte nicht in Erfüllung gehen. Nur wenige Monate später folgte der Sohn, der seinem Vater als Adjutant diente, ihm in den Tod. Nach dem Napoleonischen Kriegen veröffentlichte der spätere General Baraguay d'Hilliers die Papiere unter dem Titel »Mémoires posthumes du géneral francais comte de C., rédigés par un de ses aides de camp«. Sie erschienen im gleichen Jahre auch noch in Berlin in deutscher Sprache.
General Custine heiratete am 31.07.1787 Céleste Gagnat de Logny (1770-1826). Sein Sohn Armand-Louis war auch der Vater des Reiseschriftstellers Astolphe de Custine. Die Tochter Adélaide Philippine de Custine heiratete den Marquis de Dreux Brézé (1770-1829).
Im Kaiserreich wurde er auch durch die Anbringung seines Namens am Arc de Triomphe geehrt. In der Nähe der U-Bahn Station Chateau-rot im XVIII. Bezirk von Paris trägt eine Straße seinen Namen. Auch trugen mehrere Schanzen, wie zum Beispiel bei Oberursel seinen Namen.
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