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Karl Wilhelm Ludwig Friedrich Drais von Sauerbronn

* 23.09.1755 in Ansbach
† 02.02.1830 in Mannheim

Karl Wilhelm Ludwig Friedrich Drais von Sauerbronn wurde am 23.09.1755 in Ansbach geboren. Er entstammte einer lothringischen Adelsfamilie, die seit dem Beginn des 18. Jahrhunderts in den Diensten Ansbachs und Badens stand.

Zwischen 1772 und 1776 studierte er an der Universität Altdorf bei Nürnberg Jura. Im Jahre 1778 trat er die Stelle eines Hofrats in Karlsruhe an.

Auf Grund seiner Epilepsie wurde er in den Jahren 1790 bis 1794 als Obervogt in Kirchberg im Hunsrück verwendet. Kirchberg war das Oberzentrum der Grafschaft Sponheim. Dem Obervogt gelang letztlich eine Selbstheilung durch eine strenge Diät und andere Maßnahmen. Hierüber verfasste er im Jahre 1798 eine sehr ausführliche Krankheitsbeschreibung unter dem Pseudonym Diätophilus in zwei Bänden.

Durch das Vorrücken französischer Revolutionstruppen im Jahre 1794 war Drais gezwungen einige Felder aus seinem Besitz zu veräußern und kurzzeitig nach Winningen zu fliehen. Im Frieden von Basel verlor Baden seine linksrheinischen Gebiete, sodass Drais nach Durlach zurückkehrte. Er wurde auf halben Sold gesetzt und entlassen.

Für die Dauer des Rastatter Friedenskongresses 1797 bis 1799 nahm Drais die Aufgaben eines Polizeidirektors auf Geheiß Karl Friedrichs wahr. Danach wurde er erneut in Karlsruhe eingesetzt. Im Jahre 1799 wurde er geheimer Regierungsrat und Direktor der Polizei in der Residenzstadt Karlsruhe.

Im Jahre 1803 erfolgte seine Verwendung als Präsident des kurfürstlichen Hofgerichts der Markgrafschaft und im Jahre 1806 erfolgte die Beförderung zum wirklichen geheimen Rat erster Klasse.

Im Jahre 1806 wurde er vom badischen Großherzog Karl Friedrich zum Besitzergreifungskommissar in Freiburg im Breisgau berufen. Nach der Niederlage der Dritten Koalition gegen Frankreich wurde das neue österreichische Kaiserreich beträchtlich beschnitten. Hierbei gelangten die österreichischen Besitzungen am Oberrhein an das zwischenzeitlich zum Großherzogtum aufgestiegene Baden. In Karlsruhe war man sich der Anhänglichkeit des Breisgaus an die habsburgische Monarchie sehr bewusst. So musste der katholische Süden mit dem protestantischen Norden vereint werden.

In Freiburg standen die Truppen unter dem Befehl General Monard als Besatzungstruppen. Auch war der Regierungspräsident der vorderösterreichischen Regierung Hermann von Greiffenegg noch in der Stadt. Hierhin entsandte man nun den Freiherrn Drais von Sauerbronn um die Stadt in Besitz zu nehmen.

Am 15.04.1806 übergab General Monard in einer feierlichen Zeremonie im Freiburger Münster das Breisgau an den großherzoglich badischen Kommissar Drais von Sauerbronn. In seiner Rede pries er den neuen badischen Landesherren und Förderer:

Der Stifter dieses möglichen größeren Glücks ist der held des Zeitlters, Napoleon, zum ersten Gründer der Ausführung hat uns Gott den Kurfürsten Karl Friedrich noch aufbewahrt – den Landesvater und Biedermann, der seit 60 Jahren mit tugendhafter Mäßigung und mit menschenfreundlichen Anordnungen regiert.

Die Übernahme des Breisgaus und die damit verbundene Eingliederung in den badischen Staat erfolgte zügig. Freiburg schickte schließlich eine Deputation mit Gesuchen an den Großherzog nach Karlsruhe und machte dabei u.a. das »freywillige Anerbieten, für den protestantischen Gottesdienst eine der dahiesigen Kirchen einzuräumen«. Hierbei zeigte Drais seine politischen Gewandheit und unterstützte in Karlsruhe die Freiburger Bitten. So erreichte der Inbesitznahmekommissar unter anderen den Erhalt der katholischen Universität in Freiburg, die ihn letztlich zum Ehrendoktor ernannte, und die Einrichtung einer evangelischen Pfarrkirche mit Pfarr- und Schulgebäude. Nach längeren Überlegen lehnte jedoch Drais von Sauerbronns Wunschkandidat als erster Pfarrer, Johann Peter Hebel, diese Stelle ab. Die Pfarrstelle wurde letztlich mit dem Physiker Gustav Friedrich von Wucherer besetzt.

Schon im Herbst des Jahres 1806 setzte er sich für die Gründung der Freiburger Lesegesellschaft ein und wurde auch ihr erster Präsident. Anlässlich der Gründungsversammlung sagte er bei der am 04.01.1807 folgende:

Ein edles Bedürfniß des Geistes – eine Lesegesellschaft – war längste der Wunsch vieler Gebildeter in Freyburg und ich bin von mehreren Seiten veranlaßt worden, zur Realisierung vom neuen Jahr an beizuwirken […] Wenn wir nun zu der schönen fruchtbaren Natur dieses Landes noch städtische Freuden der Geselligkeit hinzutun – ist es Leichtsinn und Unglücke? Nein! Es ist vernünftiger Genuß unseres Glückes.

Zu den Mitgliedern der Lesegesellschaft gehörten die bedeutendsten Köpfe Freiburgs, wie beispielsweise der Regierungsrat und Hofrichter Konrad von Andlaw, der Stadtdirektor Karl von Baden, der Mediziner Alexander Ecker aber auch der Verleger Bartholomä Herder, der Altphilologe und Theologe Johann Leonhard Hug, der Dichter Johann Georg Jacobi und der Historiker Karl von Rotteck und der Hofrat Professor Johann Kaspar Ruef. Die Gesellschaft war konfessionsübergreifend. So kann man annehmen, dass Drais von Sauerbronn diese Gesellschaft auch zur Identitätsstiftung und Aussöhnung des Breisgaus mit dem protestantischen neuen Herrscherhaus verstand.

Insgesamt arrangierte man sich während der napoleonischen Epoche mit der badischen Herrschaft. Doch nach der Befreiung von den Franzosen nach der Leipziger Völkerschlacht gab es nochmals eine Phase in der die Anhänglichkeit an den österreichischen Staat wieder ausbrach. So hoffte die Mehrheit der Bevölkerung, dass das Breisgau durch den österreichischen Kaiser Franz I. wieder an sich ziehen werde. Doch schon 1806 hatte Drais von Sauerbronn folgende Sprachregelung ausgegben:

Die Politik hat hier wieder vereinigt, was auch in früheren Zeiten schon unter den Etikoen und Bertholden glücklich verbunden war. In der That ist es ein freundlicher historischer Wink, daß dieses schöne Land, unter allen Wechseln und Stürmen der Zeit, von seinem ältesten Regenten-Stamm untrennbar geblieben ist. Nachdem die Herzöge von Zähringen ausgestorben waren, wurde es von deren Nachkommen, den Markgrafen von Hochberg, nachmals von dem österreichischen Erzhaus, welches gleichfalls vom Etiko stammet, beherrscht, und fällt nun wieder an die Enkel der Zähringer zurück.

Der Wiener Kongress entschied letztlich auch in diesem Sinne, doch beendete dies nicht die im Volk bestehende Diskussion. So beteiligte sich schließlich auch Drais mit der Schrift »Über den Besitz der badischen Rheinpfalz und des Breisgaues« an der Diskussion.

Im Jahre 1808 musste er das Breisgau wieder verlassen und trat die Stelle eines Oberhofrichters am höchsten Gerichtshof Badens in Bruchsal an. Im Jahre 1810 zog er, zusammen mit dem Hofgericht selbst, nach Mannheim. In diesem Jahr erhielt er das Großkreuz des Hausordens der Treue. Im Jahre 1818 verfasste er eine zweibändige Schrift über die Geschichte der »Regierung und Bildung von Baden unter Karl Friedrich«.

Am Nachmittag des 23.03.1819 begehrte der Theologiestudent Karl Ludwig Sand einen Termin bei dem russischen Gesandten und Schriftsteller August von Kotzebue in dessen Mannheimer Wohnung. Bei der Begrüßung stach der Student auf Kotzebue ein und verwundete ihn tödlich. Kotzebue, der gegen die napoleonischen Fremdherrschaft angeschrieben hatte, entwickelte sich nach dem Wiener Kongress zur Hassfigur der Burschenschaften und Turnerbewegung. Der Attentäter Sand verletzte sich nach der Tat selbst schwer, konnte jedoch wenige Minuten nach der Tat verhaftet werden. Den späteren Mordprozess gegen Sand führte der Oberhofrichter Drais von Sauerbronn, der ihn letztlich zum Tode verurteilte.

Im Jahre 1827 erhielt er die Ehrenbürgerwürde der Städte Mannheim und Durlach.

Im Jahre 1784 heiratete Drais von Sauerbronn Ernestine Christiane von Kaltenthal. Aus dieser Ehe entstammte der Erfinder des Laufrads Karl Drais.

Karl Wilhelm Ludwig Friedrich Drais von Sauerbronn starb am 02.02.1830 in Mannheim. Er fand die letzte Ruhe auf dem lutheranischen Friedhof Mannheims.

Bei der Errichtung des neuen Mannheimer Friedhofs im Jahre 1869 wurde sein Leichnam, vermutlich auf Betreiben von Anhängern des Kotzebue-Mörders Karl Ludwig Sands nicht umgebettet. Der lutherische Friedhof ist seitdem überbaut worden.

Publikationen:

  • Diætophilus [Pseud.]: Physische und psychologische Geschichte einer siebenjæhrigen Epilepsie. Nebst angehaengten Beitraegen zur körperlichen und Seelendiaetetik für Nervenschwache., Zürich 1798
  • Geschichte der Regierung und Bildung von Baden unter Carl Friedrich vor der Revolutionszeit, Karlsruhe 1816-1818 [2 Bd,]
  • Über den badischen Besitz in der Rheinpfalz und des Breisgaus, Karlsruhe 1818