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Charles François Dumouriez

* 25.01.1739 in Cambrai
† 14.03.1823 in Turville Park bei Henley on Thames

Charles François du Périer du Mouriez wurde am 25. Oder 27.01.1793 in Cambrai als Sohn eines Soldaten geboren. Der Vater sorgte für eine gute Ausbildung seines Sohnes, sodass er seine Studien am Collège Louis-le-Grand abschließen konnte.

Im Jahre 1757 trat der junge Mann als Freiwilliger in die französische Armee ein und kämpfte in der Schlacht bei Roßbach. Auch in weiteren Verlauf des Siebenjährigen Krieges kämpfte er mit Bravour. Da man jedoch nach dem Kriege keine Verwendung mehr für ihn hatte, wurde Dumouriez mit einer kleinen Pension sowie dem Ordre royal et militaire de St. Louis in den Ruhestand verabschiedet.

In den folgenden Jahren reiste er dann durch Italien, Korsika, Spanien und schließlich Portugal. Er wandte sich mit verschiedenen Schriften über die korsischen Angelegenheiten an den Herzog von Choiseul. Er wurde schließlich als Lieutenant-colonel im Stab des französischen Expeditionskorps angestellt, dass die Aufgabe erhalten hatte, Korsika in Besitz zu nehmen. Zuvor wurde die Insel von Genua an Frankreich abgetreten. In der Schlacht bei Ponte Nouvo gelang es den französischen Expeditionskorps einen Sieg über die Korsen zu erringen.

Es folgte eine Anstellung im Secret de roi, dem Geheimdienst König Louis XV.. In der Folge wurde er nach Polen gesandt, wo der Offizier neben seinen politischen Geschäften auch bestrebt war eine polnische Miliz aufzustellen. Doch der Sturz Choiseuls beendete dieses Bemühen. Dies führte zunächst zu seiner Abberufung aus Polen und schließlich zur Inhaftierung in der Bastille. In den sechs Monaten seiner Haft konnte er sich mit der Literatur der Aufklärung beschäftigen. Er wurde dann nach Caen gebracht, wo er bis zur Thronbesteigung König Louis XVI. verblieb.

Nach seiner Freilassung im Jahre 1774 ging er die Ehe mit seiner Cousine ein, doch war diese Ehe unglücklich und der Offizier hielt es nicht mit der Treue. Im Jahre 1789 wurde diese Beziehung schließlich geschieden. Seine Frau ging schließlich in ein Kloster.

Inzwischen widmete sich der Offizier den inneren Zuständen seines Vaterlandes und wandte sich mit zahlreichen Denkschriften an die königliche Regierung. Eine dieser Denkschriften über die Verteidigung der Normandie und ihrer Häfen verschaffte ihm im Jahre 1778 die Leitung der Kommandantur von Cherbourg, die er zehn Jahre erfolgreich führte. Im Jahre 1788 wurde er zum Maréchal de camp.

Als in Frankreich die Revolution ausbrach begab sich Dumouriez nach Paris um seine Karriere zu befördern. In Paris trat er dem Jakobinerclub bei. Er gehörte zu den gemäßigten royalistischen Kräften um Mirabeau. Sein Tod am 02.04.1791 bedeutete für den revolutionären Offizier und Adeligen jedoch einen herben Rückschlag. Zwischenzeitlich war er jedoch schon zum Lieutenant-general und Kommandanten von Nantes aufgestiegen.

Nach dem Fluchtversuch der königlichen Familie aus Frankreich im Juni 1791 erregte Dumouriez durch sein Hilfsangebot an die Nationalversammlung großes Aufsehen. Er schloss sich nun den Girondisten an und wurde am 15.03.1792 zum französischen Außenminister berufen. In dieser Stellung war er mit verantwortlich für die französische Kriegserklärung an Österreich am 20.04.1792 und auch der Einmarsch in die französischen Niederlande wurde durch ihn geplant. Nach dem Ausscheiden von Jean-Marie Rolands, Étienne Clavière und Joseph Marie Servan de Gerbey übernahm der revolutionäre Offizier am 13.06.1792 das Amt des Kriegsministers. Nachdem sich König Louis XVI. jedoch weigerte eine Einigung mit der Nationalversammlung zu erzielen trat er zwei Tage später von diesem Amt zurück.

Dumouriez begab sich nun zur Armee unter dem Befehl von Nicolaus von Luckner. Nach dem Sturm auf die Tuilerien am 10.08.1792 und der Flucht La Fayettes übertrug der Nationalkonvent ihm das Kommando über die Zentralarmee.

In dieser Zeit ging die Koalitionsarmee in die Offensive und der Befehlshaber der Zentralarmee, Dumouriez reagierte sofort. Am 20.09.1792 gelang es François Christophe de Kellermann die Preußen bei Valny zu schlagen. Dumouriez selbst konnte am 06.11.1792 die Österreicher bei Jemappes besiegen. Die Siege der beiden Generale waren für die Truppe ein großer psychologischer Erfolg: Seine überwiegend aus Freiwilligen bestehende Armee hatte den besten Armeen Europas standgehalten und die Gefechte siegreich beendet. Da Dumouriez jedoch in beiden Fällen verzichtete den geschlagenen Feind nachzusetzen und aufzureiben, konnten die Franzosen keinen strategischen Vorteil erringen. Am 29.11.1792 besetzten dir Revolutionstruppen, die weiter vorgerückt waren, Antwerpen.

Bei seiner Rückkehr nach Paris wurde der siegreiche General von den Parisern euphorisch gefeiert. Seine Bemühungen die Hinrichtung Louis XVI. zu verhindern, machten ihn bei radikalen Revolutionären verdächtig. Zugleich befand sich der General auch im Streit mit der Bergpartei. Kriegsminister Jean-Nicolas Pache. Der Kriegsminister wollte die Abhängigkeit der französischen Armee von privaten Heereslieferanten, die teilweise erhebliche Gewinne erwirtschafteten, auflösen und en eigenes staatliche Direktorium hierzu schaffen. Doch für General Dumouriez war jedoch von diesen privaten Heereslieferanten abhängig um seine Armee unterhalten zu können. Georges Danton, Jean-François Delacroix, Armand Gaston Camus und Eugène Constant Joseph César Gossuin wurde beauftragt entsandt um sich ein Bild der Lage vor Ort zu machen. Sie konnten jedoch nichts ausrichten. Pache musste auf Druck Dumouriez und der Girondisten Ende Januar 1793 schließlich zurücktreten.

Der Konflikt zwischen Dumouriez und den radikalen Jakobinern schwellte jedoch weiter. Dieser entzündete sich insbesondere an der Expansionspolitik Frankreichs. Diese zielte darauf, die Gebiete innerhalb der »natürlichen Grenzen Frankreichs« zu annektieren. Auch wandte er sich gegen das Dekret vom 15.12.1792 wonach in den eroberten Gebieten Assignaten – das wertlose und inflationsanfällige Papiergeld – sowie den dortigen Kirchenbesitz zu enteignen. Nach seinen Vorstellungen sollten die Bewohner der österreichischen Niederlande eine eigene Republik – nach dem Vorbilde Frankreichs – bilden und so wenig wie möglich Belastungen ausgesetzt werden. Hier konnte er sich nicht durchsetzen und wandten sich in der Folge die »befreiten« Belgier gegen die neuen Herrscher und leisteten Widerstand gegen die Besatzer.

Die Hinrichtung des Königs sowie die französischen Kriegserklärungen an Großbritannien und die Republik der Niederlande entfremdeten den gemäßigten Revolutionär immer weiter von der offiziellen Pariser Linie. So plante er in den Niederlanden eine nicht jakobinische Herrschaft zu installieren und dann die Selbstverwaltung in Belgien wiederherzustellen sowie die radikalen Revolutionäre aus dem Land zu werfen. Ziel war es einen Friedensschluss auf Basis der französischen Verfassung von 1791 zu verhandeln, die auch für Frankreich eine konstitutionelle Monarchie anstrebte. Für den Fall, dass der Nationalkonvent sich dagegen wehren würde, plante er einen Marsch auf Paris um den 19 Jahre alten Herzog von Chatres, dem späteren Bürgerkönig Louis Philippe, auf den Thron zu setzen.

Dumouriez begrüßte den französischen Angriff auf die Niederlande, der am 16.02.1793 begann. In einem schnellen Vorstoß besetzten die revolutionären Armeen Frankreichs am 25.02.1793 Breda. Doch die Heftigkeit des österreichischen Angriffs überraschte Dumouriez und man musste am 02.03.1792 ─ nach gut 10 Wochen Besatzung ─ Aachen und Lüttich ─ wo die Revolutionstruppen freudig begrüßte wurden ─aufgeben und sich zurückziehen. Der Konvent ordnete den Rückzug aus den Niederladen an. Obwohl er dieser Anordnung Folge leistete, wandte sich der Armeebefehlshaber am 12.03.1793 mit einem zornig-anmaßenden Brief an den Nationalkonvent in Paris. Dieser Brief wird allgemein als Kriegserklärung an den Konvent gesehen. Wenige Tage später ordnete er die Verhaftung aller Sanscloutten und Jakobiner in Belgien an. Nachdem seine Truppen jedoch in der Schlacht von Neerwinden eine weitere schwere Niederlage gegen die Österreicher einstecken musste, wurden in Paris Gerüchte laut, wonach er gemeinsame Sache mit den Österreichern mache.

Georges Danton und Jean-François Delacrox wurden erneut zu Dumouriez nach Saint-Amand geschickt, die die Kriegsführung des Generals untersuchen sollten und ihn gleichzeitig zur Rücknahme seiner Kriegserklärung bewegen sollten. Danton kehrte am 23.03.1793 nach Paris zurück, nachdem er in einem längeren Gespräch mit den General keine konkreten Zusagen erhalten habe. Erst vier Tage nach seiner Rückkehr erklärte Danton, dass man Dumouriez als einzigen erfolgreichen General der Republik auf seinen Posten belassen solle. Diese Position brachte auch Danton in Bedrängnis, da man ihn verdächtigte entweder mit dem General gemeinsame Sache zu machen oder eben aus eigenen finanziellen Interesse die Partei des Generals ergreife.

Im Verteidigungsausschuss konnte sich Danton mit seiner Position nicht durchsetzen, da zu viele Zeugen die hochverräterischen Pläne des Generals belegen konnten.

Am 30.03.1793 beschloss der Kongress letztlich vier Kommissare sowie Kriegsminister Pierre Riel de Beumonville in das Hauptquartier von General Dumouriez zu entsenden und ihm zur Aufgabe seiner Pläne zu bewegen. Gleichzeitig sollte man ihn zu weiteren Untersuchungen mit nach Paris nehmen Dumouriez ließ die fünf Abgesandten festnehmen und übergab sie den österreichischen Truppen.

Er verhandelte am 01.04.1793 mit dem österreichischen Oberst Karl Mack von Leiberich über einen gemeinsamen Operationsplan zum gemeinsamen Marsch auf Paris war jedoch unmöglich durchzuführen, da ein Großteil seiner Soldaten überzeugte Republikaner waren und sich auch mehrere seiner Offiziere gegen ihn stellten. Aus diesem Grunde blieb Dumouriez letztlich nur der Übertritt in das österreichische Heerlager in Mons übrig. Dort traf er zusammen mit dem Herzog von Chartres, dessen Bruder dem Herzog von Montpensier sowie dem 4e régiment de hussards am 05.04.1793 ein.

Die Flucht des Generals Dumouriez war offener Hochverrat. Auch wirkte sich diese Flucht auf die politischen Machtverhältnisse in Paris aus. So verloren die Girondisten ihre Legitimität, da sie den General bisher stets unterstützt hatten. So erhielt bei der Wahl des ersten Wohlfahrtsausschusses am zwei Tage nach der Flucht kein Girondist ausreichend Stimmen. Bereits wenige Tage zuvor hatte Maximilian de Robespierre den Krieg als ein abgekartetes Spiel zwischen Dumouriez und Jacques Pierre Brissot, den Wortführer der Girondisten, mit dem Ziel die Republik zu stürzen:

Brissot war der intime Freund von Dumouriez und ist es noch; […] Brissot ist mit all den Fäden der Verschwörung von Dumouriez verbunden. […] Ich erkläre, dass es nicht eine Gelegenheit gab, wo Brissot Dumouriez nicht verteidigt hat. Dumouriez‘ Plan war, uns in einen unheilvollen und gefährlichen Krieg zu verstricken und diesen dann gegen unsere Freiheit zu richten. Dumouriez und Brissot waren die ersten, die den Krieg gegen Österreich vorschlugen. Und erinnern Sie sich, was wir ihnen sagten: Bevor wir Europa den Krieg erklären, schlachten Sie den Königshof und ersetzen Sie Ihre Generäle!

Noch im Jahre 1794 verfasste und veröffentlichte der geflüchtete General seine Memoarien, die 1794 in zwei Bänden in Hamburg veröffentlicht wurden. Noch im gleichen Jahr erschien eine deutsche Ausgabe.

Nun zog der geflüchtete Revolutionsgeneral Charles-François Dumouriez von Land zu Land. Er war immer mal wieder in Intrigen um den späteren König Louis XVIII. verwickelt oder auch in Intrigen zur Installation einer Monarchie unter der Führung des Hauses Orléans. Im Jahre 1804 ließ er sich in England nieder, wo er von Seiten der Regierung eine jährliche Pension von 1.200 Pfund erhielt. Er wurde in jener Zeit auch ein wertvoller Berater des englischen Kriegsministeriums in den Auseinandersetzungen mit Kaiser Napoléon. Das genaue Ausmaß seiner diesbezüglichen Tätigkeiten wurde erst viele Jahre später bekannt. Seine Bemühungen in den Jahren 1814 und 1815 durch den neuen König Louis XVIII. zum Marschall von Frankreich ernannt zu werden, blieben jedoch erfolglos.

Dumouriez starb am 14.03.1823 in Turville Park in der Nähe von London.

Werke:

  • Mémoires du général Dumouriez, écrits par lui-même, [2 Bände], Hamburg/Leipzig 1794.
  • Denkwürdigkeiten des Generals Dumouriez, nebst dem Bildnisse des Verfassers, von ihm selbst geschrieben, mit Anmerkungen von Christoph Girtanner. [2 Bände], Berlin u. a. 1794