Skip to main contentSkip to page footer

Christian Garve

* 07.12.1742 in Breslau
† 01.12.1798 in Breslau

Geboren wurde Christian Garve am 17.12.1742 in der pommerschen Stadt Breslau als Sohn eines Handwerkers geboren.

Seine akademische Ausbildung erhielt er an den Universitäten Frankfurt/Oder und Halle/Saale, wo er 1766 als Magister der Philosophie abschloss. Von 1770 bis 1772 war Christian Garve Professor Mathematik und Logik an der Universität zu Leipzig. Nach zweijähriger Lehrtätigkeit ging er wieder in seine Vaterstadt Breslau zurück, wo er sich als Buchhändler mit philosophischen Schriften und Übersetzungen beschäftigte. Auf Einladung Friedrich II. lebte er im Jahre 1779 in Charlottenburg.

Nachdem Garve zunächst Schriften von Furgeson (1723-1816) und Burke (1729-1797) ins Deutsche übersetzte, veröffentlichte er seine ersten eigenen philosophischen Abhandlungen. Auf diese Werke wurde der preußische König Friedrich II. aufmerksam. Er beauftragte den Philosophen dann mit der Übersetzung von Ciceros Schrift über die Pflichten. Dieses Werk erschien in vier Bänden und erlebte mehrere Auflagen auch nach dem Tod Garves.

Garve schrieb auch Rezensionen und Beiträge für die »Neue Bibliothek der Wissenschaften und der freyen Künste«. Seine Anmerkungen und Essays, die er im Laufe der Zeit verfasste, richteten sich in erster Linie an den nicht wissenschaftlich gebildeten Leser. So galt Garve schon zu Lebzeiten als geistreicher Populärphilosoph der durch den englischen Empirismus beeinflusst wurde. Er verstand die Sinneseindrücke in der Schrift »Begriff des funktionellen Bedürfnisses« nur als Wirkungen des Organismus auf die Wahrnehmung. Unlust entstehe wenn der Körper Teile verliere oder wenn sich andere anhäufen. Lust hingegen sei die Ersetzung jenes Mangels oder der Wegfall des Überflusses. Der »Trieb zur Wirksamkeit«, so Grave, ist der Motor aller übrigen Triebe.

Christian Garve geriet in eine Auseinandersetzung mit den großen Königsberger Philosophen Immanuel Kant. Der Göttinger Philosoph Weber veröffentlichte in den »Göttinger Gelehrten Anzeigen« eine Rezension über Kants »Kritik der reinen Vernunft«, die er jedoch gekürzt hatte.  Immanuel Kant fühlte sich unverstanden und so veröffentlichte Garve in der »Allgemeinen Deutschen Bibliothek« die längere Fassung seiner Rezension. Doch auch diese führte zu dessen Widerspruch. Der Königsberger verfasste daraufhin einen »Anti-Garve«. Im Laufe der Zeit entwickelte  Kant, wie Briefe Hamanns belegen, aus dieser Schrift die »Grundlagen zur Metaphysik der Sitten«. Die wissenschaftliche Auseinandersetzung der beiden Philosophen endete erst mit dem Tod Garves im Jahre 1798.

In seiner Vaterstadt wurde Garve Mitglied der Freimaurerloge »Friedrich zum Goldnen Zepter«. Im Alter fast 56 Jahren verstarb er am 01.12.1798 in seinem Elternhaus.

Übersetzungen

  • Furgeson: Moralphilosophie, 1772 (Übersetzung)
  • Burke: Über den Ursprung unserer Begriffe über das Erhabene und Schöne, 1773 (Übersetzung)
  • Ciceros Schrift »De officiis, 1783

Werke:

  • Über die Vorbindung der Moral mit der Politik, 1788
  • Versuch über verschiedene Gegenstände Moral, Literatur und dem gesellschaftlichen Leben, 1792-1802
  • Smiths Untersuchungen über die Natur und Ursache des Nationalreichtums, 1794-1796
  • Über Gesellschaft und Einsamkeit, 1797-1800
  • Übersicht der vornehmsten Prinzipien der Sittenlehre, 1798
  • Ethik des Aristoteles, 1798–1801
  • Politik des Aristoteles, 1799–1802
  • Manso: Garve nach seinem schriftstellerischen Charakter, 1799
  • Schelle: Briefe über Garves Schriften und Philosophie, 1800
  • Schelle: Garves Briefe an eine Freundin, 1801