Skip to main contentSkip to page footer

Betty Heine

* 27.11.1771 in Düsseldorf
† 03.09.1859 in Hamburg

Betty Heine, so ihr christlicher Name wurde als Peira van Geldern geboren. Ihre Eltern waren der Arzt Gottschald van Geldern, der auch Obervorgänger der jüdischen Gemeinden in Jülich und Berg war, und dessen Ehefrau Sara Bock am 27.11.1771 in Düsseldorf geboren. Sie entstammte einer Ärztefamilie jüdischen Glaubens. Im Hause ihres Urgroßvaters Joseph Jacob van Geldern, kurfürstlicher Hofkammeragent, entstand zu Beginn des 18. Jahrhunderts die erste Synagoge Düsseldorfs.

Betty Heine erhielt eine für die damalige Zeit für Mädchen in höheren Kreisen übliche Schulbildung. Ihr Vater beherrschte neben Deutsch auch die lateinische, französische und englische Sprache, sodass sie Werke der Weltliteratur im Original lesen konnte. So gehörten zu ihren Lektürestoff Goehes Werke aber auch der französische Aufklärer Jean-Jacques Rousseau »Emile oder Über die Erziehung«. Als junge Frau, die durch den Geist der Aufklärun geprägt wurde, beklagte sie die »modische Empfindsamkeit« und die deutsche Kleinstaaterei während sie sich am »Wohlanstand« orientierte und Etikette und gesellschaftlichen Konventionen vorzog. So schrieb sie in einen Brief vom 01.01.1796 an die Freundin Helene Jacob Israel:

Am wenigsten möchte ich mich aber nun von Ihnen bei diesem Namen rufen hören, denn sicher glaube ich, daß Sie über diesen Punkt gleich mit mir denken werden, denn so leicht ich auch eine kleine Schwärmerei verzeihe, so sehr hasse ich dennoch die sogenannte modische Empfindsamkeit, deren Existenz ich mehr für eine Empfindelei als Wirkung eines guten Herzens ansehe.

Und am 24.02.1796 schrieb sie über Konventionen an dieselbe:

Nur der Schwache muß sich auf das große, dennoch aber schwankende Rohr Etikette stützen. Obgleich ich mit einem alltäglichen Gesicht und Figur auch einen alltäglichen Geist verbinde, so fühle ich dennoch die Kraft, mich über die Chimären: Vorurtheil, Konvenienz und Etikette, hinaus zu schwingen, und nur den Wohl(an)stand als die einzige Grenzlinie zu betrachten, um mich alsdann freiwillig unter den Schutz der Religion und Tugend zu begeben

Im Jahre 1797 ging sie die Ehe mit dem Hamburger Stoffhändler Samson Heine (1764-1828) ein. Als sich durch die von Kaiser Napoléon verhängte Kontinentalsperre auch die wirtschaftliche Situation der Familie drastisch verschlechterte, wurden sie durch den Bruder ihres Gatten Salomon Heine, der in Hamburg erfolgreich als Bankier fungierte, unterstützt. Dieser brachte die junge Familie über Bad Oldeslohe und Lüneburg schließlich nach Hamburg.

Nach dem Tode ihres Gatten Samson im Jahre 1828 gründete sie im folgenden Jahr einen eigenen Hausstand in Hamburg. Sie erhielt von ihrem Schwager Salom eine jährliche Rente in Höhe von 1.000 Reichtstalern.

Im Jahre 1797 wurde der Sohn Heinrich Heine in Düsseldorf geboren. Auch während sich der Dichter in vielen Teilen Deutschlands und im französischen Exil aufhielt, pflegte seine Mutter engen brieflichen Kontakt. Sie führte auch im Namen des Sohns Verhandlungen mit seinen Verlegern. Neben dem Sohn Heinrich hatte das Paar noch die Söhne Gustav, Herausgeber einer regierungsfreundlichen Zeitung in Wien und zuletzt unter dem Namen Heine-Geldern nobiliiert, Maximilian, wurde russischer Militärarzt und heiratete eine russische Adelige, und die Tochter Charlotte ging die Ehe mit den angesehenen Hamburger Kaufmann Moriz Embden ein. Sie erzog ihre Kinder nicht jüdisch-orthodox sondern im Sinne des aufgeklärten Liberalismus.

Heines Mutter hieß die schriftstellerische Tätigkeit ihres erstgeborenen Sohnes nicht gut. Aus den wenigen erhaltenen Briefen Betty Heines an ihren Sohn ist eine enge emotionale Bindung beider zu spüren.

So schrieb er in seinen »Heinrich Heines Memoarien über seine Jugendzeit« über seine Mutter:

Ueber meine wirkliche Denkart hat sie sich nie eine Herrschaft angemaßt und war für mich immer die Schonung und Liebe selbst. [...] Sie war sparsam, aber nur in Bezug auf ihre eigne Person; für das Vergnügen Andrer konnte sie verschwenderisch seyn, und da sie das Geld nicht liebte sondern nur schätzte, schenkte sie mit leichter Hand und setzte mich oft durch ihre Wohlthätigkeit und Freigebigkeit in Erstaunen.

In einigen seiner Gedichte kam die Mutter ebenfalls vor. So ist das Gedicht »An meine Mutter B. Heine, geborene v. Geldern«, den »Nachtgedanken«, Caput XX und XXIV in »Deutschland. Ein Wintermärchen« sowie weiteren Werken präsent. Aus stilistischen Gründen wurden jedoch zahlrieche Angaben über das Leben von Betty Heine verfremdet oder künstlerisch bearbeitet. Sie können somit nicht für eine Biographie verwendet werden.

Betty Heine starb am 03.09.1859 im Alter von 87 Jahren an den Folgen der Cholera in Hamburg. Sie fand ihre letzte Ruhestätte auf dem jüdischen Friedhof Ilandkoppel im Hamburg-Ohlsdorf.