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Immanuel Kant

* 22.04.1724 in Königsberg
† 12.02.1804 in Königsberg

Immanuel Kant wurde am 22.04.1724 als viertes von neun Kindern des Riemermachers Johann Georg Kant (1683-1746) und seiner Frau Regina Reuter (1697-1737), die am 13.11.1715 in Königsberg heirateten, geboren. Der Vater war als junger Mann nach Königsberg gezogen und die Familie der Mutter, ebenfalls Riemermacher, stammte aus Nürnberg.

Von seinen Geschwistern erreichten ein höheres Lebensalter die ältere Schwester Regina sowie die drei jüngeren Schwestern Anna Luise, Maria Elisabeth und Katharina Barbara. Sie heirateten alle Handwerker. Sein 11 Jahre jüngerer Bruder Heinrich wurde Landpastor zu Altrahden. Zu seinen Geschwistern verband in sein Leben lang ein gutes aber sicherlich nicht inniges Verhältnis.

Kant wurde Schüler des Collegium Friedericianums seiner Vaterstadt. Die 1698 vom kurfürstlichen Holzkämmerer Theodor Gehr (1663-1705), der bereits in früher Jugend Kontakt zum Gründer der Franckeschen Stiftungen in Halle (Spener (1635-1705) und Francke) (1663-1727) hatte, gründete 1698 die private Schule. Sie wurde im Laufe der Zeit zur Hochburg des Pietismus in Preußen. Leiter der Schule war der 1733 verstorbene Georg-Friedrich Rogall. Ihm folgte der Pommer Franz Albrecht Schultz, der zu den großen Persönlichkeiten des 18. Jahrhunderts in der preußischen Bildungspolitik gehörte. Durch seinen Einfluss entschied sich Vater Kant, seinen Sohn die Universität besuchen zu lassen.

Am 27.09.1740 lies Kant sich in der Albertina zu Königsberg immatrikulieren. Aus den Universitätsaufzeichnungen geht leider nicht hervor, für welche Fachrichtung er sich einschrieb. Bei Kantbiographen führte dieses über viele Jahre zu heftigen Diskussionen.

Kant hatte sich vermutlich für das Fach Theologie eingeschrieben. So wünschte es sein Vater und seine Lehrer. Kant soll auch versucht haben, in einigen Landgemeinden zu predigen und wenn man seinem Biografen Borowski Glauben schenken darf.

Jedoch galt sein wahres Interesse der Naturwissenschaft und Philosophie. Er hörte Lesungen bei Martin Knutzen (1713-1751), der im Sinne Christian Wolffs (1679-1754) lehrte. Über Knutzen äußerte er sich noch im Alter wohlwollend. Durch ihn wurde er auch mit den Werken von Gottfried Wilhelm Leibnitz und Isaac Newton vertraut gemacht.

Im Jahre 1746 reichte er dem Dekan Knutzen seine erste Schrift »Gedanken von der wahren Schätzung der lebendigen Kräfte«. Doch dieser lehnte sie als Abschlussarbeit ab. Im gleichen Jahr war auch sein Vater Johann Georg Kant verstorben und den in bescheidenen Verhältnissen lebende junge Mann musste sein Studium unterbrechen. Sie erschien erst im Jahre 1749.

Er verließ Königsberg und begab sich nach Judtschen, wo er als Hauslehrer bei dem evangelisch reformierten Priester Daniel Ernst Andersch als Hauslehrer in der Schweizer Kolonie, wo überwiegend französisch gesprochen wurde, wirkte. Später wechselte als Hauslehrer auf das Gut des preußischen Majors Bernhard Friedrich von Hülsen nach Groß-Arnsdorf bei Mohrungen. Seine letzte Anstellung als Hauslehrer fand er in der Nähe von Königsberg bei der Familie des Grafen von Keyserlingk (1699-1761), durch die er auch Zugang in die höheren Kreise Königsbergs erhielt. Er unterrichtete Carl Philipp Anton (1745-1794) und Albrecht Johann Otto (1747-1809), die beiden Stiefsöhne von Caroline von Keyserlingk (1727-1791). Im Jahre 1754 nahm der Student der Philosophie – sein Lehrer Knutzen war zwischenzeitlich verstorben – sein Studium wieder auf und bereitete sich auf seinen Abschluss vor.

Am 12. 06.1755 promovierte Kant mit einer Schrift über das Feuer »de igne« zum Magister und am 27.09. des gleichen Jahres wurde er mit der Abhandlung über die Prinzipien der metaphysischen Erkenntnis als Privatdozent zugelassen. Er nannte sich damals magister legens, weil es den heutigen Titel Privatdozent noch nicht gab.

Kant hielt gewöhnlich seine Vorlesungen am frühen Morgen zwischen 7 und 9 Uhr und trotz dieser frühen Stunde waren sie immer sehr gut besuchte Veranstaltungen. Nicht nur Studenten, sondern auch Offiziere, Bekannte und vor allem viele Fremde, die vom Ruf Kants hörten, fanden sich zu seinen Vorlesungen ein. Auch waren seine Themen sehr umfangreich, so hielt er Vorlesungen über Logik, Metaphysik, Moralphilosophie, Natürliche Theologie aber auch Mathematik, Physik Mechanik, Geografie, Anthropologie, Pädagogik aber auch Naturrecht. Später schrieb Herder, der zwischen 1762 und 1764 in Königsberg studierte, über die Vorlesungen des Professors Kant:

Mit dankbarer Freude erinnere ich mich aus meinen Jugendjahren der Bekanntschaft und des Unterrichts eines Philosophen, der mir ein wahrer Lehrer der Humanität war […] Seine Philosophie weckte das eigene Denken auf, und ich kann mir beinahe nichts Erleseneres und Wirksameres hierzu vorstellen, als sein Vortrag war.

Trotz all seines Fleißes dauerte es jedoch 15 Jahre bis er eine Professur erhielt. Nach dem Tode seines Lehrers und Mentors Martin Knutzen bewarb er sich erfolglos auf seine Professor. Da es sich um eine außerordentliche Professur handelte, wurde sie nicht verlängert. Eine Berufung als Professor für Beredsamkeit und Dichtung im Jahre 1764 lehnte Kant ab, weil er sich für nicht geeignet hielt.

Um sein Gehalt - Dozenten wurden damals aus Kolleggeldern und Honoraren für Veröffentlichungen vergütet - aufzubessern wird er Unterbibliothekar der Königsberger Schlossbibliothek. Diese Tätigkeit übte er von 1766 bis 1772 aus. In der Zwischenzeit erhielt er eine Professur für Logik und Metaphysik in Königsberg. Zu diesem Zeitpunkt war Kant 46 Jahre alt. In den Jahren 1786 und 1788 wurde er auch zum Rektor der Albertina gewählt. Die Aufgaben des Rektors erfüllte er, obwohl sie ihm keinen Spaß machten. Seinen Lehrstuhl hielt er 34 Jahre inne und erst nach seinem Tod im Jahre 1804 wurde dieser neu besetzt.

Immanuel Kant förderte seine Studenten wo er nur konnte, obwohl er nicht in der Lage war seinen Studenten in seinem Haushalt aufzunehmen. Er ging mit ihnen spazieren und unterhielt sich auch außerhalb der Vorlesungen mit ihnen und viele unterstützte er bei der Beschaffung von Stipendien, Freitischen und Hauslehrerstellen. Erg gab ihnen auch gerne Empfehlungsschreiben für befreundete Professoren anderer Universitäten mit auf den Weg. Zu den vielen Studenten Kants gehörten beispielsweise der spätere Kantbiograph und Theologe Ludwig von Borowski. Er war während des Aufenthalts der königlich-preußischen Familie 1808/09 in Königsberg deren Seelsorger. Mit 89 Jahren wurde ihm der Rang eines preußischen Erzbischofs verliehen - er war damit der einzige evangelische Erzbischof der Weltgeschichte. Anlässlich seines 90. Geburtstages wurde er durch Friedrich Wilhelm III. in den persönlichen Adel erhoben und erhielt den Schwarzen Adler-Orden.

Hermann von Boyen war mit 17 Jahren ebenfalls Student von Kant. Der kategorische Imperativ wurde zur Richtschnur seines Handelns, doch kann man ihn nicht als Kantianer bezeichnen. Boyen war zwischen 1814 und 1819 als preußischer Kriegsminister auch Organisator der Allgemeinen Wehrpflicht und der preußischen Landwehr. Aber auch Friedrich Grentz, während der Zeit der Restauration engster Mitarbeiter von Metternich, und Johann Gottfried Herder oder Christian Jakob Kraus. dessen Staatstheorie als Grundlage der preußischen Reformen mit denen Preußen nach 1807 erneuert wurde.

Ausgangspunkt seiner Philosophie waren die Grundlagen seiner Anschauungen in der Physik Newtons. Sie regte ihm auch für Bereiche an, die nicht der Natur zugehörten. Seine Suche nach strenger Allgemeingültigkeit und Notwendigkeit prägte seine Philosophie. Weitere Impulse erhielt er aus naiven Richtungen der Aufklärung. Etwa bis zu seinem 36 Lebensjahr war Kant Anhänger der Lehren Christian Wolffs, wie sein Lehrer Knutzen. Kant nannte sie später einen »Dogmatismus« und entfernte er sich unter dem Einfluss von John Locke und David Hunne von seinen philosophischen Vätern.

Die Frage nach der Möglichkeit metaphysischer Erkenntnis wurde von nun an zum treibenden Moment seiner Philosophie. Bei seinen eigenen Lehren unterscheidet man noch heute zwischen einer vorkritischen und nachkritischen Periode. Der Einschnitt wird 1769 durch seine Unterscheidung zwischen apriorischen Prinzipien und sinnlicher Erkenntnis markiert. Erst nach Veröffentlichung seiner Schrift »Kritik der reinen Vernunft« im Jahre 1781 ist diese Phase abgeschlossen.

Kritiker griffen Kant dahingehend an, das in seiner Philosophie die Vernunft dennoch die letzte Instanz zur Beurteilung der Fähigkeiten und Grenzen der Vernunft sei, da seine Vernunftkritik eben von der Vernunft getragen werde. Aus dieser Paradoxie führte jedoch auch kein Weg heraus.

Mit dem preußischen Staate kam er nur ein einziges Mal in Konflikt. Nach dem Tode Friedrich II. (1712-1786) schwenkte die preußische Kirchenpolitik wieder auf einen orthodox-reaktionären Kurs. So wurde der Aufsatz »Über das radikal Böse« in der Berlinerschen Monatsschrift noch von der Zensur genehmigt. Jedoch eine Fortsetzung, wie geplant, wurde nicht mehr genehmigt. So entschloss er sich in Zusammenarbeit mit der Jenaer Philosophischen Fakultät seine Schrift »Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft« heraus. Daraufhin erwirkte der Leiter der kirchlichen Departements Johann Christoph von Wöllner (1732-1800), ein Günstling Friedrich-Wilhelm II., in einer Allgemeinen Kabinettsordre vom 10.10.1794 das Kant vom König getadelt und verpflichtet wurde, nichts mehr gegen die Religion zu lehren und zu schreiben. Kant antwortete auf diese Anordnung:

Schwiegen in einem Falle wie dem gegenwärtigen ist Untertanenpflicht.

Kant selbst war nie ein Revolutionär, auch wenn er die amerikanische Revolution und die Französische Revolution im Sinne der Vernunft positiv beurteilte. So schrieb Kant als Antwort auf die Französische Revolution die Schrift »Zum Ewigen Frieden«. Sie erstand im Jahre 1795, als Preußen die Revolutionsregierung in Paris anerkannte und den Baseler Frieden schloss. Es handelte sich dabei um eine Utopie, jedoch nicht die eines Träumers, sondern die eines kritischen Philosophen, der sich im Vorwort selbst als theoretischen Politiker bezeichnete. Kant sah den Gegensatz zwischen dem Bild des zukünftigen Europas, wie er es sich vorstellte und den kriegerischen Eroberungskriegen seiner Zeit aber er hat auch die Hoffnung, dass die Menschen zum ewigen Frieden kommen könnten, sofern sie den richtigen Gebrauch ihrer Vernunft machen würden. So beendete er seine Schrift mit den Worten:

Wenn es Pflicht, wenn zugleich gegründete Hoffnung da ist, den Zustand des öffentlichen Rechtes, obwohl nur einer ins Unendliche fortschreitenden Annäherung, wirklich zu machen, so ist der ewige Friede keine leere Idee, sondern eine Aufgabe, die nach und nach aufgelöst beständig näherkommt.

Für Kant gab es keine Konflikte zwischen Weltbürgertum und Staatsbürgerschaft, auch wenn die Generation der preußischen Reformer um Stein sich eher als Staatsbürger anstatt Weltbürgern sahen. Für sie waren die Befreiungskriege eine nationale Aufgabe.

Kant stellte im Jahre 1796 seine Vorlesungen ein, blieb jedoch noch Inhaber des Lehrstuhles. Gestorben ist dieser große Philosoph am 12.02.1804 in seiner Vaterstadt Königsberg, der er zeitlebens eng verbunden gewesen ist. So konnte man am 13.02.1804 in der Königlichen preußischen Staats-, Kriegs- und Friedenszeitung lesen:

Königsberg, den 12.Februar.

Heut Mittag um 11 Uhr starb hier an völliger Entkräftung im 80. Jahr seines Alters Immanuel Kant. seine Verdienste um die Revision der spekulativen Philosophie kennt und ehrt die Welt. Was ihm sonst auszeichnete, Treue, Wohlwollen, Rechtschaffeneheit, Umgänglichkeit - dieser Verlust kann nur an unserem Orte ganz empfunden werden, wo also auch das Andenken des Verstorbenen am ehrenvollsten und dauerhaftesten sich erhalten wird.

Das Grabmal Immanuel Kants befindet sich am Königsberger Dom. An der Außenseite des Domes befindet sich sein Kenotaph, das ausschließlich der Erinnerung an den Philosophen diente.

Bereits kurz nach dem Tode des Königsberger Philosophen veröffentlichte sein langjähriger Freund Ludwig Ermst von Borowski eine Biographie, die noch von Kants eigener Hand revidiert wurde.

Im 19. Und 20. Jahrhundert wurden in vielen Teilen Deutschlands Denkmäler zu Ehren des Königsberger Philosophen errichtet. Noch heute befindet sich im Berliner Bode-Museum eine aus dem Jahre 1798 von Emmanuel Bardou geschaffene Marmorbüste. Im Jahre 1801 schuf Hagemeister, der Berliner Bildhauer, zwei Büsten Kants. Eine dieser Büsten steht heute in der Hamburger Kunsthalle während die andere an die Königsberger Universität übergeben wurde. Ob letztere heute noch erhalten ist, ist jedoch ungeklärt.

Auch in der von König Ludwig I. geschaffenen Walhalla befindet sich eine aus den Händen Schadows geschaffene Büste. Auch auf den von Rauch geschaffenen Reiterstandbild Friedrich des Großen gehörte der Königsberger Philosoph zu den 74 dargestellten Zeitgenossen des großen preußischen Königs.

Im Jahre 1994 zierte das Profil Kants eine 5 DM-Gedenkmünze anlässlich seines 170. Geburtstages.

Werke:

  • Gedanken von der wahren Schätzung der lebendigen Kräfte, 1746
  • Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels, 1755
  • Meditationum quarundam de igne succincta delineatio (Dissertation über das Feuer), 1755
  • Neue Erhellung der ersten Grundsätze metaphysischer Erkenntnisse (Habilitation: Principiorum primorum cognitionis metaphysicae nova dilucidatio), 1755
  • Metaphysicae cum geometria iunctae usus in philosophia naturalis, cuius specimen I. continet monadologiam physicam (Lateinische Dissertation, auch kurz „Physische Monadologie“, benannt), 1756
  • Neue Anmerkungen zur Erläuterung der Theorie der Winde, 1756
  • Die falsche Spitzfindigkeit der vier syllogistischen Figuren, 1762
  • Versuch, den Begriff der negativen Größen in der Weltweisheit einzuführen, 1763
  • Untersuchung über die Deutlichkeit der Grundsätze der natürlichen Theologie und Moral, 1763
  • Der einzig mögliche Beweisgrund zu einer Demonstration des Daseins Gottes, 1763
  • Beobachtungen über das Gefühl des Schönen und Erhabenen, 1764
  • Versuch über die Krankheiten des Kopfes, 1764
  • Träume eines Geistersehers, erläutert durch Träume der Metaphysik, 1766
  • Über die Form und die Prinzipien der sinnlichen und intelligiblen Welt (Dissertation in Latein: De mundi sensibilis atque intelligibilis forma et principiis), 1770
  • Über die verschiedenen Rassen der Menschen, 1775
  • Kritik der reinen Vernunft, 1781
  • Prolegomena zu einer jeden künftigen Metaphysik, die als Wissenschaft wird auftreten können, 1783
  • Idee zu einer allgemeinen Geschichte in weltbürgerlicher Absicht, 1784
  • Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung, 1784
  • Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, 1785
  • Metaphysische Anfangsgründe der Naturwissenschaft, 1786
  • Mutmaßlicher Anfang der Menschengeschichte, 1786
  • Kritik der reinen Vernunft (2. stark erweiterte Auflage) , 1787
  • Kritik der praktischen Vernunft, 1788
  • Kritik der Urteilskraft, 1790
  • Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft, 1793
  • Über den Gemeinspruch: Das mag in der Theorie richtig sein, taugt aber nicht für die Praxis, 1793
  • Das Ende aller Dinge (Religionsschrift), 1794
  • Zum ewigen Frieden. Ein philosophischer Entwurf, 1795
  • Die Metaphysik der Sitten, 1797
  • Über ein vermeintliches Recht, aus Menschenliebe zu lügen, 1797
  • Der Streit der Fakultäten, 1798
  • Anthropologie in pragmatischer Hinsicht, 1798
  • Logik – vom Schüler Jäsche nach Kants Vorlesungen erstellt, 1800
  • Physische Geographie – vom Schüler Rink nach Kants Vorlesungen erstellt, 1802
  • Über die Pädagogik – vom Schülern, 1803