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Auguste Charlotte von Kielmannsegge

* 18.05.1777 in Hermsdorf bei Dresden
† 26.04.1863 in Dresden

Geboren wurde Auguste Charlotte von Kielmannsegge als älteste Tochter des sächsischen Hausmarschalls Peter August von Schönberg und seiner Ehefrau Charlotte von Hoym. Es gab Gerüchte, dass sie nicht die leibliche Tochter des Hausmarschalls war, sondern aus einem Verhältnis mit dem Marchese Peter Aloysius Marquis d’Agdollo, der für lange Zeit im wegen Verschwörung gegen den Kurfürsten Friedrich August I. seit 1776 im Gefängnis auf dem Königstein inhaftiert wurde.

Schöneberg wuchs auf Schloss Hermsdorf bei Dresden auf. Die Wintermonate verbrachte man in Dresden während man im Sommer aufs Land fuhr.

In erster Ehe heiratete sie den Grafen Rochus August von Lynar (1773-1800). Ihr erster Gatte war seit dem Jahre 1796 Besitzer der Ständeherrschaft Lübbenau im Spreewald. Die Ehe war nicht glücklich gewesen. so kamen nach dem plötzlichen Tode Lynars Gerüchte auf, dass er von seiner jungen Frau Charlotte Auguste ihren Gatten mit Hilfe eines frischen Kirchkuchens vergiftet habe. Als Grund hieß es, dass die Gräfin diese Tat aus Liebe zum französischen Kaiser Napoléon verübte. Die Feme so hieß es weiter, habe sie dazu verurteilt eine Kette mit einem Strick zu tragen. In Wirklichkeit handelte es sich jedoch um ein schwarzes Halsband, das ihr der französischen Kaiser Napoléon schenkte.

Nach dem Tode ihres ersten Gatten kehrte sie nach Dresden zurück. Auf Grund von Erbschaften gehörten ihr zwischenzeitlich die Rittergüter Schmochtitz, Neusalza, Spremberg Dürrhennersdorf, sodass sie ein finanziell abgesichertes Leben führen konnte. Auf Grund dieses Erbes war sie von 1791 bis 1822 die Grund- und Gerichtsherrin sowie Kirchenpatronin in der Kleinstadt Neusalza und dem benachbarten Dorf Spremberg.

Am 10.10.1802 ging sie die Ehe mit den Grafen Ferdinand Hans Ludoph von Kielmannsegge ein. Kielmannsegge war hannoverischer Gesandter in Sachsen. Kurz nach der Eheschließung begab sich das Paar nach Hannover. Doch schon wenige Jahre später im Jahre 1809 trennte sich das Paar und im Jahre 1818 folgte letztlich auch die Scheidung des Ehepaars. Grund für die Trennung waren persönliche und politische Differenzen der Eheleute. Während der Graf ein entschiedener Gegner Napoléon Bonapartes war konnte sie ihre Bewunderung für den französischen Kaiser nicht verbergen. Im Jahre 1818 wurde die Ehe dann auch offiziell geschieden.

Die Napoléon-Begeisterung der Gräfin Auguste Charlotte von Kielmannsegge ging bis auf das Jahr 1797 zurück. Zusammen mit dem Kunstmaler Josef Mathias Grassi reiste sie nach Italien und suchte später auch gezielt den Kontakt zum Kaiser. Sie besuchte ihn in St. Cloud. Sie unterhielt später auch Beziehungen zum französischen Polizeiminister Joseph Fouché und Außenminister Talleyrand. Ob sie auch, wie die Legende behauptet als Geheimagentin für Napoléon tätig war, ist nicht eindeutig bestätigt. Es wurde jedoch, wie die Kielmannsegge in ihren Memoarien ausführt vor »diesem großen ungeschlachten Frauenzimmer von Kielmannsegge« gewarnt, dass versuche durch Intrigen an Informationen über Napoléons Gegner zu gelanten.Im Jahre 1809 übersiedelte Gräfin Kielmannsegge nach Paris, wo sie auch am Hofe Kaiser Napoléons lebte. Sie kehrte erst im Jahre 1813 nach Sachsen zurück und wurde von den Alliierten nach der Völkerschlacht von Leipzig im Oktober 1813 verhaftet. In der Folge wurde sie auf ihre in der Lausitz gelegenen Güter verbannt.

Während der Schlacht um Bautzen im Mai 1813 wurde das Gut Schmochtitz in großen Teilen zerstört, da die alliierten Truppen französische Uniformen und Waffen hier aufgefunden hatten. Die Gräfin ließ das Gut wieder aufbauen. Sie ließ auch einen Grabstein für drei gefallene französische Soldaten mit der Aufschrift »Hier ruhen drei Beschützer Sachsens« errichten. Im Jahre 1821 veräußerte sie das ererbte Gut.

Die Gräfin setzte sich nach der Abdankung und Verbannung für eine Rückkehr des Kaisers sein. Sie soll, so berichtete es eine Kammerfrau, den Kaiser in seinem Exil auf der Insel Elba besucht haben. Die sächsische Regierung hielt die Gräfin noch lange Zeit für eine politische Gefahr und stellte sie unter Beobachtung. So wurde eine Privatreise von ihr nach Italien, wo sie Kontakt mit der Familie des gestürzten Kaisers aufnehmen wollte, durch den sächsischen Gesandten am Wiener Hof, Friedrich Albrecht von der Schulenburg verhindert.

Im Jahre 1822 konvertierte die Protestantin Charlotte Auguste von Kielmannsegge zum katholischen Glaubensbekenntnis.

1829 erwarb sie in Oberfranken die Gutsherrschaft Ober- und Niederpöring und wurde am 20.04.1830 zusammen mit ihrer Tochter Natalie, die aus der Ehe mit dem Grafen von Kielmannsegge stammte, in die bayerischen Adelsmatrikel aufgenommen. Im Jahre 1832 wurde ihre Tochter Ehrendame des Theresenordens.

Im Jahre 1833 zog sie wieder in die sächsische Residenzstadt Dresden, wo sie im Marcolinipalais ihren Wohnsitz nahm. Im Jahre 1840 zog sie in ein Wasserschlösschen in die Nähe der Familie Reisewitz an der Weißeritz im Plauenschen Grund. Dieses Schloss hatte Johann Georg IV. für Sibylle von Neithschütz erbauen lassen. Sie gestaltete ihren Wohnsitz zu einem privaten Gedenkort für Napoléon. Wo sie letztlich zahlreiche Gemälde und Reliquien ansammelte.

Die Aristokratin interessierte sich für Literatur, Naturgeschichte sowie dem Sammeln von Kunstgegenständen. Auch befasste sie sich mit der Wahrsagerei mittels eines Erdspiegels.

In der Revolution des Jahres 1848 übernahm die Gräfin erneut eine geheimnisvolle politische Rolle. Sie war mit der Witwe Robert Blums befreundet und unterstützte diese finanziell. Es folgten auch Besuche im Hause Blum.

Kielmannsegge hatte neben drei legitimen Kindern noch einen Sohn der ihr gerichtlich zugesprochen wurde. Dieser Sohn Heinrich wurde von ihr jedoch nicht akzeptiert.

Ins Reich der Legende gehört übrigens auch die Geschichte, dass Auguste Charlotte von Kielmannsegge ein uneheliches Kind mit Bonaparte hatte. Der »Dresdner Findling« war der spätere Lohndiener Ernst Graf, der sich selbst dem Beinamen Napoléon Bonaparte gab. Durch eine Broschüre und Aktennotizen versuchte er angebliche Abstammung zu beweisen, doch erkannte die Gräfin iihn nicht als Sohn an. Am 14.04.1866 ertränkte er sich dann in der Elbe, weil er letztlich nicht, wie gehofft, im Testament der vermeintlichen Mutter Eingang fand.

Sie starb 26.04.1863 in Dresden. Ihre letzte Ruhestätte fand Gräfin von Kielmannsegge auf dem Alten Katholischen Friedhof zu Dresden. Das Grab ist heute noch existent.

Ihr zu Ehren war eine Straße in Plauen nach ihr benannt