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Hudson Lowe

* 28.07.1769 in Galway/Irland
† 10.01.1844 in London

Geboren wurde Hudson Lowe am 28.07.1769 im irischen Galway, dem Heimatland seiner Mutter. Sein Vater John Lowe war Chirurg in der britischen Armee.

Obwohl der Junge die meiste Zeit in wechselnden Garnisonen des Vaters verbrachte, erhielt er an der Salisbury Grammar School seine schulische Ausbildung. Als er noch nicht einmal 12 Jahre alt war, erhielt er 1781 eine Stelle als Soldat in der East Devon Miliz. Im Jahre 1787 wechselte er in das Regiment des Vaters, dem 50th Regiment, das in Gibraltar stationiert war.

Als der Krieg mit dem revolutionären Frankreich ausbrach versah Lowe aktiven Dienst auf Korsika, Elba und in Portugal und Minorca, wo er das Kommando über ein Regiment Exil-Korsen, genannt Corsian Rangers, übernahm. Im gleichen Jahr nahm er auch an der Besetzung Toulons durch französische Royalisten und britische Soldaten teil. Einer seiner Gegner war der junge Artillerie-Hauptmann Napoléon Bonaparte.

Mit dem korsischen Jägern kämpfte Lowe im Mittelmeerraum und im Jahre 1800/01 nahm sein Regiment erfolgreich am Feldzug in Ägypten teil.

Nach dem Friedensschluss von Amiens im gleichen Jahr wurde Lowe als Major in den Generalstab als Quartiermeister versetzt. Nach einer kurzen Friedenszeit kämpfte er 1803 im Range eines Oberstleutnants an der Spitze der korsischen Jäger. Er nahm an der Verteidigung des Königreichs Neapel unter dem Befehl Sir James Craig teil und besetzte die Insel Capri, die er mit seinem Bataillon korsischer Jäger und einem Regiment Malteser verteidigte.

Erst als im Oktober 1808 König Joachim I (Murat) Capri angriff, musste er sich einer dreifachen Übermacht ehrenvoll ergeben. Lowes 1362 Männern stand eine Streitmacht von 3.000 bis 4.000 Männern gegenüber. Lowe erhielt das Zugeständnis mit allen Waffen und der gesamten Ausrüstung ehrenvoll über das Meer in Richtung Sizilien abzuziehen.

Im Jahre 1809 unterstützte er mit seiner Truppe die Besetzung einiger griechischer Inseln (Ischia, Zakynthos, Kefalonia). Er wurde für kurze Zeit auch Gouverneur auf Kefalonia und Ithaka, später noch von Santa Maura. Erst im Jahre 1812 kehre der erfolgreiche Offizier nach England zurück, wo er zum Obersten befördert wurde.

Im Januar 1813 wurde Lowe auf den Kontinent gesendet. Er sollte den Aufbau einer deutsch-russischen Legion beobachten. In den Befreiungskriegen wurde Hudson Lowe britischer Verbindungsoffizier im Stabe des preußischen Generals Blücher. Im Jahre 1814 überschritt er mit dessen Korps auch die Grenze nach Frankreich. Blücher und Gneisenau lernten den englischen Offizier wegen seiner Tapferkeit zu schätzen, nahm er doch an 13 wichtigen Schlachten der Befreiungskriege teil.

Nach Napoléons erster Abdankung in April 1814 wurde er ausgewählt, diese Kunde nach England zu bringen. Er wurde zur Belohnung zum Generalmajor befördert und zugleich mit dem Bath Orden ausgezeichnet. Zugleich wurde er mit zahlreichen preußischen und russischen Auszeichnungen geehrt.

Im Jahre 1815, er war im Begriff Generalquartiermeister der Armee unter dem Herzog von Wellington zu werden, bot man ihm das Kommando eines Oberbefehlshabers der Truppen in Genua an. Am 01.08.1815, er befand sich auf dem Weg nach Genua, erreichte ihn die Nachricht von der Ernennung zum Gouverneur von St. Helena und damit auch zum Gefängniswärter des Generals Napoléon Bonaparte zu werden. Dieser begab sich am 15. Juli 1815 freiwillig an Bord des englischen Linienschiffes »HMS BELLEROPHON«. Lowe traf am 14.04.1816 mit seiner Familie und Dienerschaft sowie Sekretären auf der Insel ein und trat am folgenden Tag offiziell seinen Dienst an.

Sofort begann er die Haftbedingungen von Napoléon und seinen Begleitern zu verschärfen. Hatte sich doch bei seiner Ankunft gezeigt, dass der Gefangene bemüht war, seinen Bewegungsradius, in dem er unbeobachtet von britischen Soldaten war, zu vergrößern. Sofort ließ Lowe die Anzahl der Wachposten erhöhen, das Gelände um Longwood House einzäunen und auch nachts mit Posten umstellen. Zweimal täglich musste sich ein Offizier persönlich von der Anwesenheit Napoléons überzeugen. Auch durfte von nun an kein Schriftverkehr mehr passieren, der zuvor in Plantation House – dem Wohnsitz des Gouverneurs Hudson Lowe – passiert hatte.

Das Verhältnis zwischen Lowe und Napoléon war von Anfang an durch Imponiergehabe und Taktlosigkeiten auf beiden Seiten geprägt. Napoléon, der sehr unter dem Klima, den Bewegungseinschränkungen und den eintönigen Tagen litt, beantwortete alle Bemühungen Lowes, ihm die Gefangenschaft durch Milderungen der Haftbedingungen zu erleichtern, mit absichtlichen Brüskierungen und gezielten Provokationen.

Lowe reagierte – insbesondere nachdem Gerüchte über eine mögliche Befreiung des englischen Staatsgefangenen laut wurden – mit strengeren, wenn auch manchmal unsinnigen, Sicherheitsvorkehrungen. Ein letztes Zusammentreffen zwischen dem Kaiser der französischen Gefangenen und Lowe fand bereits am 20.08.1816 im Garten des britischen Admirals Sir Pulteney Malcom statt. Von diesem Augenblick an erfolgte alle Kommunikation nur noch über Dritte.

Zu diesen Sicherheitsvorkehrungen gehörte auch die Entfernung einiger Begleiter Napoleons. So wurde der Graf Las Casas und sein Sohn im November 1816 ausgewiesen und 2 Jahre später folgte Napoléons Leibarzt Barry O’Meara.

Nach dem Tod des Gefangenen Napoléon am 05.05.1821 kehrte Gouverneur Lowe nach England zurück wo König Georg IV. ihm seinen Dank erwies.

Am 22.10.1822 forderte Emmanuel de Las Casas, Sohn des Grafen Las Casas, der mit Napoléon auf St. Helena weilte, ihn auf öffentlicher Straße zu einem Duell heraus. Lowe lehnte das Duell jedoch ab und sorgte für eine Ausweisung des jungen Mannes. Im Jahre darauf veröffentlichte dieser zusammen mit seinem Vater »Erinnerungen von St. Héléna«, die den Ruf von Hudson Lowe in Großbritannien erheblich beschädigten. Insgesamt wurde das Bild Lowes durch diese Veröffentlichungen in der englischen Öffentlichkeit falsch wahrgenommen. Sicherlich war er nicht die beste Besetzung für dieses heikle Amt.

Napoléon konnte, selbst wenn er gewollt hätte, mit ihm nicht klarkommen, führte Lowe doch als Kommandeur der korsischen Ranger. Dies waren für den ehemaligen Kaiser alles Desateure und Verräter. Hinzu kam, das er sich mehr auf seine Befehle aus London stützte, als die Gefangenschaft des ehemaligen französischen Kaisers durch Zugeständnisse zu erleichtern. So war seine Ernennung 1815 auch in der britischen Führung umstritten, selbst Wellington, der ihn als Offizier schätzte, hielt ihn nicht für den richtigen Mann auf diesem Posten.

Im Jahre 1830 veröffentlichte Lowe seine Erinnerungen auf St. Helena unter dem Titel »Mémorial relatif à la captivité de Napoléon à Ste-Hélène«, die im Jahre 1830 in Paris erschienen. Im gleichen Jahr erschien auch eine deutsche Übersetzung.

Im Jahre 1823 wurde Lowe Gouverneur der Bermudas und zwei Jahre später Oberbefehlshaber der britischen Truppen auf Ceylon. Als 1830 die Stelle des Gouverneurs durch die Abberufung Lieutenant General Sir Edward Baines vakant wurde, bot man ihm jedoch diesen Posten nicht an. Er wurde zum Generalleutnant befördert und im Jahre 1842 verlieh man ihm sein altes Regiment, das 50th Linienregiment.

Sir Hudson Lowe starb am 10.01.1844 in Chelsea.

Werke:

  • Mémorial relatif à la captivité de Napoléon à Ste-Hélène, Paris 1830