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Johann Heinrich Meyer

* 16.03.1760 in Stäfa bei Zürich
† 14.10.1832 in Jena

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Der spätere Maler und Freund Goethes, Johann Heinrich Meyer wurde am 16.03.1760 in Stäfa bei Zürich geboren. Sein Vater Johann Baptist Meyer (1737-1822) Vater war Kaufmann und besaß das Bürgerrecht von Zürich. Als der Sohn gerade vier Jahre alt war trat der Vater in spanische Militärdienste und die Mutter Anne Dorothea Meyer, geborene Billeter zog mit ihm in seine Geburtsstadt Stäfa zurück. Dort betrieb sie das Gasthaus »Zur Krone«. Der Jüngling durchlebte hier eine friedliche Kindheit und entwickelte schon früh einen Sinn für die Natur und die Kunst.

Sein erster Mal- und Zeichenlehrer in jenen Tagen war der ältere Kölla (1740-1778). Nach dessen Tode wechselte er dann zu Johann Caspar Füssli (1707-1782) nach Zürich, wo er mit dem Werk des bedeutenden Archäologen und Kunstschriftstellers Johann Joachim Winckelmanns (1717-1768) in Berührung kam. Der angehende Künstler nahm sich Winckelmanns Grundgedanken aus dessen » <span="important">Geschichte des Altertums« an, wonach das Schöne im Kunstwerk zu verewigen, die edle Einfalt und stille Größe abzubilden sei. Im Jahre 1781 ging er wieder nach Stäfa zurück, wo er bis zu seiner ersten großen Studienreise blieb.</span="important">

Im Mai 1784 ging Heinrich Meyer zu Fuß mit Heinrich Koella (1757-1789), dem Neffen seines ersten Lehrers, auf eine Künstler- und Studienreise nach Rom. Er traf im Mai 1784 am Ziel seiner Reise ein und schlug sich in der dortigen deutschen Kolonie durch. Im November 1786 traf der junge Künstler mit Johann Wolfgang von Goethe in der Gemäldegalerie zusammen. Der Dichter war von Meyers Wissen in den Kunstdingen des Altertums begeistert. Es sollte der Beginn einer über 45 Jahre andauernden Freundschaft sein.

Zwischenzeitlich setzte sich Goethe sich bei Herzog Carl August dafür einsetzte, den Schweizer Freund eine Anstellung in Weimar zu geben. So schrieb er am 25.12.1787 über Meyer an den Herzog:

Wie viel ich in der wahren, unterscheidenden Erkenntniß einem stillen, einsam fleißigen Schweizer, Namens Meyer, schuldig bin, kann ich nicht sagen. Er hat mir zuerst die Augen über das Detail, über die Eigenschaften der einzelnen Formen aufgeschlossen, hat mich in das eigentliche Machen initiirt. Er ist in wenigem genügsam und bescheiden. Er genießt die Kunstwerke eigentlich mehr als die großen Besitzer, die sie nicht verstehen, mehr als andere Künstler, die zu ängstlich von der Nachahmungsbegierde des Unerreichbaren getrieben werden. Er hat eine himmlische Klarheit der Begriffe und eine englische Güte des Herzens. Er spricht niemals mit mir, ohne daß ich alles aufschreiben möchte, was er sagt; so bestimmt, richtig, die einzige wahre Linie beschreibend sind seine Worte. Sein Unterricht giebt mir, was mir kein Mensch geben konnte, und seine Entfernung wird mir unersetzlich bleiben. In seiner Nähe, in einer Reihe von Zeit, hoffe ich noch auf einen Grad im Zeichnen zu kommen, den ich mir jetzt selbst kaum denken darf. Alles, was ich in Deutschland lernte, vornahm, dachte, verhält sich zu seiner Leitung wie Baumrinde zum Kern der Frucht.“

Doch auch für Meyer brachte die Freundschaft mit dem Dichter zahlreiche neue Erkenntnisse, die später für den Künstler von großen Nutzen werden sollten.

Im Jahre 1788 ging Meyer als Zeichenlehrer nach Neapel und schloss hier mit Tischbein (1751-1829) Freundschaft. Hier begegnete er auch der Herzogin Anna Amalia, die zu jener Zeit in der süditalienischen Stadt zusammen mit Herder logierte. Goethes Werbung für Meyer mündete im Jahre 1789 in eine Berufung nach Weimar.

Doch wie ausgemacht sollte er noch für die Dauer von 2 Jahren in Italien bleiben, wo er ungestört seinen Interessen nachgehen konnte. Gleichzeitig erhielt er alle drei Monate noch eine finanzielle Zuwendung des Herzogs. Er musste jedoch schon im November 1790, da er ernstlich erkrankte, die Rückreise antreten. So begab er sich über Perugia, Florenz, Bologna nach Venedig. Dort traf er im Frühjahr 1790 erneut mit seinem Freund Goethes zusammen, der um die Gesundheit Meyers ernstlich besorgt war. Nun begab er sich nach Stäfa in der Schweiz und im Herbst 1791 erschien er in Weimar.

Zu seinen Aufgaben als Professor an der Weimarer Freien Zeichenschule gehörten unter anderem die Anschaffung von Kunstwerken sowie über die Leistungen der Kunstakademie Bericht zu erstatten. Von seinen Schülern waren die wenigsten später erfolgreiche Künstler, dennoch gab er als Theoretiker den Schülern des Instituts zahlreiche Anregungen.

Vom Frühling bis Herbst 1794 konnte er Urlaub nehmen und reiste nach Dresden, wo er die alten Meisterwerke studierte und am 02.10.1795 begab er sich erneut nach Italien. Er ging nach Rom um seine unterbrochenen Studien wieder aufzunehmen. In Florenz sammelte er neue Materialien, von denen sich Goethe Inspirationen für seinen »Benvenuto Cellini« sowie die »Farbenlehre« holen sollte. Auf Grund des von Napoléon initiierten Italienfeldzuges konnte Goethe ihm nicht nach Italien folgen und er war gezwungen die Reise abzubrechen.

Im Juli 1797 kehrte er in die Schweiz zurück, wo mit seinem Freund Goethe in Stäfa ein Zusammentreffen geplant war. Man nutzte die gemeinsame Zeit in der Schweiz um die von Meyer mitgebrachten Kunstwerke zu bewundern und gemeinsame Gedanken auszutauschen. Mitte November erreichten beide Weimar.

Nach seiner Rückkehr übernahm er 1799 die Leitung des raumgestalterischen Konzepts für das Weimarer Stadtschlosses. Es entstanden »Die Erziehung der Diana in vier Rundbildern« sowie in zwei Friesen einige bacchische Gestalten und hundert Kinderfiguren, die das menschliche Leben von der Wiege bis zum Grabe darstellten.

Es war auch die Zeit als man ihm aus der Schweiz ein Angebot unterbreitete. So beabsichtigte der Kulturminister der Eidgenossenschaft Stapfer ihn für die Gründung einer helvetische Kunstakademie zu gewinnen. Doch er lehnte ab.

Im Jahre 1802 wohnte er bei Goethe, dessen Haus er im klassizistischen Stil umbaute.

Bereits im Vorjahr gab der Künstler zusammen mit seinem Freund Goethe die Kunstzeitschrift »Propyläen« heraus. Sie trat die Nachfolge der 1795 von Friedrich Schiller initiierten »Horen« an. Auch hier trug er schon mit Kunstrezensionen als »Beiträge zur Geschichte der neuen bildenden Kunst« bei. Bis zum Jahre 1805 stellten die beiden Herausgeber des »Popyläen« Preisaufgaben für bildende Künstler. Schadow strichelte bereits 1801 gegen beide »Weimarer Kunstrichter«. Im Folgejahr erschien ein anonymer Aufsatz in der Leipziger »Zeitung für die elegante Welt«, in dem – sehr zum Zorne Goethes — beide offen verhöhnt wurden. Erst der Goethe-Forscher Anton Kippenberg (1874-1950) konnte im Jahre 1925 Karoline Herder, die Gattin Johann Gottfried Herders als Autorin identifizieren. Ab dem Jahre 1806 wurden wegen dieser öffentlichen Demütigung die Preisaufgaben nicht mehr ausgelobt.

Der zweite Versuch, nachdem Meyer bereits 1799 abgelehnt hatte zurück in die Schweiz zu gehen, scheiterte im Jahre 1806.

Ab dem Jahre 1804 verfasste Heinrich Meyer auch für die »Jenaischen allgemeinen Literatur-Zeitung« kunstgeschichtliche Beiträge. Hier verwendete er das Kürzel W.K.F., was für die Weimarischen Kunstfreunde Goethe, Meyer, Carl Ludwig Femow und Friedrich Augsut Wolf stand. Im folgenden Jahr veröffentlichte er das Buch »Winckelmann und sein Jahrhundert«. Als im Jahre 1816 die klassizistischen Aufsätze in Goethes Zeitschrift »Ueber Kunst und Alterthum« erschienen, war nur noch Meyer deren Verfasser.

In den Jahren 1809 bis 1815 arbeitete er an einer »Geschichte der Kunst«, die jedoch erst im Jahre 1974 postum veröffentlicht wurde. Zwischen 1824 und 1836 erschien in Dresden seine dreibändige »Geschichte der bildenden Kunst bei den Griechen«. Er lieferte auch Beiträge zu Goethes »Farbenlehre«.

Im Jahre 1807 wurde Meyer, der bereits seit dem Jahre 1806 Direktor der Weimarer Freien Zeichenschule war, Hofrat. Im Jahre 1808 vermittelte Meyer auch in dem Streit zwischen Carl August und Goethe wegen des Weimarer Hoftheaters. De Freundschaft zwischen Goethe und ihm hielt lebenslang. Vermutlich mag es daran gelegen haben, dass sich Meyer stets als Diener verstanden hatte, was ihn auch von Eckermann unterschied. So erfuhr nur Meyer unmittelbar nach der Fertigstellung des »Faust II«.

Die Zeitgenossen nannten Johann Heinrich Meyer schon zu Lebzeiten entweder »Goethe-Meyer« oder mit Blick auf seine Schweizer Herkunft »Kunscht-Meyer«. Hierzu schrieb Goethes Sekretär Kräuter:

Man setzte sich nach angewiesenen Plätzen zu Tisch. Der meinige war zwischen Oberbaurath Coudray und Hofrath Heinrich Meyer, bekannt bei den Künstlern unter dem Namen Kunscht-Meyer, dem ihn seine alemannisch-schweizerische Aussprache zugezogen.

Im Jahre 1803 ging Meyer die Ehe mit Amalie von Koppenfels ein, die aus Weimar stammte. Zunächst lebte das Paar in Jena und zog dann wieder zurück in die kleine Residenzstadt. Obwohl die Ehe kinderlos geblieben ist, soll sie glücklich verlaufen sein. Nach dem Tod seiner Gattin 1825 ging er keine zweite Ehe mehr ein.

Johann Heinrich Meyer starb am 14.10.1832 in der Universitätsstadt Jena. Sein Grab befindet sich noch heute auf der östlichen Seite des Historischen Friedhofs. Sieben Monate zuvor war sein langjähriger Freund Johann Wolfgang von Goethe in Weimar gestorben.

Seit dem Jahre 1876 erinnert die Meyerstraße in der Weimarer Nordstadt an den Kunschtmeyer.