Ernst von Pfuel

    * 03.11.1779 in Gut Jahnsfeld/Müncheberg
    † 03.12.1866 in Berlin

    Geboren wurde Ernst Heinrich Adolph von Pfuel am 03.11.1779 auf dem Familiengut Jahnsfelde bei Müncheberg. Er entstammte einen der ältesten Adelsgeschlechter der Mark Brandenburg und sein Vater war der preußische Generalmajor Ludwig von Pfuel (1718-1789), der Gutsherr auf Jahnsfelde und zuvor Hofmarschall des Kronprinzen Friedrich Wilhelm von Preußen gewesen war und Sophie Kranz (1755-1783) war seine Mutter.

    Den ersten Unterricht erhielt der junge Pfuel zusammen mit seinem Bruder Wilhelm durch den Vater. Da dieser jedoch durch seine Verpflichtungen oft in Potsdam anwesend sein musste, gab man die Knaben nach Berlin in Pension damit diese die dortige Realschule besuchen konnten. Nachdem er im Jahre 1792 die Reife der Sekunda erwarb, wurde er im Alter von 13 Jahren auf die Berliner Kadettenanstalt geschickt wo er seine erste Ausbildung zum Offizier erhielt.

    Nach Abschluss der Kadettenanstalt wurde er als Fähnrich in das Infanterieregiment Nr. 18 nach Potsdam kommandiert. So war er eifrig bemüht seine Dienstobliegenheiten zu erfüllen und lernte sowohl Fechten, Schwimmen als auch Klettern und versuchte dieses auch Offizieren und Mannschaften zu vermitteln. Nachdem sich im Laufe der Zeit für philosophische und mathematische Studien interessierte gewährte ihm das mechanische Treiben des Soldatenlebens wenig Anregung. Er beantragte Urlaub, ein zuvor mehrmals beantragter Abschied wurde verweigert, und ging zusammen mit seinem ehemaligen Kameraden Heinrich von Kleist nach Dresden. In Dresden erhielt er, durch einflussreiche Freunde unterstützt, seinen Abschied als Sekondeleutnant.

    Zusammen unternahmen beide Männer auch noch eine Reise in die Schweiz, wo sie sich bei Heinrich Zschokke und seinem literarischen Kreis aufhielten, und anschließend nach Italien, wo sie Mailand und Venedig besichtigten und nach Frankreich, wo sie sich in Genf und Lyon aufhielten, weitergingen. In Paris mieteten beide eine gemeinsame Wohnung und hörten Vorlesungen bei Cuvier.

    Heinrich von Kleist schrieb nach jener Reise an seinen Freund Pfuel folgende Zeilen:

    Ich habe deinen schönen Leib oft, wenn du in Thun vor meinen Augen in den See stiegest, mit wahrhaft mädchenhaften Gefühlen betrachtet. Er könnte wirklich einen Künstler zur Studie dienen. Dein kleiner krauser Kopf, einen feisten Halse aufgesetzt, zwei breite Schultern, ein nerviger Leib , das Ganze ein musterhaftes Bild der Stärke, als ob du dem schönsten jungen Stier, der jemals dem Zeus geblutet, nachgebildet wärest. […] Ich heirathe niemals, sei du die Frau mir, die Kinder, und die Enkel!

    Diesen Brief verbarg der preußische Offizier vor den Augen der Öffentlichkeit und erst nach seinem Tode wurde er in seinem Nachlass aufgefunden.

    Ernst von Pfuel studierte nach der Abreise seines Freundes Kleist weiterhin in Paris. Auf Grund einer Erbschaftsangelegenheit musste er jedoch nach Preußen zurückkehre und am 11.04.1805 trat er erneut in den preußischen Militärdienst ein. Er wurde beim Füsilier Nr. 23 im ostpreußischen Johannisburg angestellt. Als die ostpreußischen Truppen im Herbst 1806 gegen Frankreich ins Feld zogen übernahm er die Aufgaben eines Adjutanten des Generals und Korpskommandanten Grafen von Schmettau. An der Seite des Grafen nahm er auch an der Schlacht von Auerstedt teil Er wurde mit den Trümmern des Heeres nach Stettin zurückgesandt um in Stettin die Einschiffung des Blücherschen Korps vorzubereiten. Er geriet durch die Kapitulation Blüchers bei Ratkau in französische Kriegsgefangenschaft. Auf sein Ehrenwort in diesem Kriege nicht mehr gegen Frankreich die Waffen zu erheben solange er nicht ausgetauscht worden war, wurde der junge Offizier nach Hause entlassen. In der Hoffnung seinen Beruf als Soldat baldmöglichst wieder ausüben zu können, reiste er nach Ostpreußen. Dort konnte er seinen Wunsch auf Wiederanstellung nicht geltend machen und ging über die Mark nach Schlesien um bei einem der neu aufgestellten Freikorps Dienst zu tun. Zusammen mit seinem Jugendfreund Kleist begab sich Pfuel über Stettin nach Berlin. In Berlin wurde Kleist jedoch als verdächtiges Subjekt verhaftet und nach Frankreich geschickt so entging er durch einen Besuch in Nennhausen demselben Schicksal. Er ging wieder über Lübeck mit den Schiff nach Ostpreußen um dann mit den über Memel und Pillau nach Vorpommern und Rügen bestimmten Expedition teilzunehmen. Doch der Friede von Tilsit verhinderte ein solches Unterfangen. So bat er wieder um Entlassung, die ihm am 08.10.1807 durch Friedrich Wilhelm III. bewilligt wurde.

    Durch die Vermittlung des Majors Rühle von Lilienstern erhielt er eine Anstellung als Lehrer der Kriegswissenschaften für den Prinzen Bernhard von Weimar in Dresden. In jener Zeit stand er mit den führenden Männern, die der Befreiung des Vaterlandes von napoleonischer Vorherrschaft entgegenstrebten, in engen Kontakt. Hier fand sich auch sein Jugendfreund Kleist ein. Zusammen mit Adam Müller plante er die Gründung einer Verlagsbuchhandlung und die Herausgabe des Kunstjournals »Phöbus«. Er lernte auch den jungen, gerade 18 Jahre alten Schriftsteller Theodor Körner kennen.

    Auf Anregung des ehemals kurhessischen Majors Karl Grafen von Nositz trat er am 13.05.1809 in österreichische Dienste. Ihm wurde das Kommando über eine Kompanie der Fränkischen Legion unter General Radojoritsch übertragen. Er nahm mit seiner Kompanie an unbedeutenden Gefechten bei Eger und in Sachsen teil. Er wurde nach Wien beordert um über die Situation in Sachsen zu berichten, konnte jedoch durch glückliche Umstände der Gefangenschaft der bald darauf einrückenden Truppen Kaiser Napoléons entkommen. Nur unter großen Schwierigkeiten erreichte er Böhmen. Nach dem Friedensschluss im Oktober 1809 wurde er in Brix bei Teplitz in Garnison gestellt. Er jener Zeit verkehrte er mit dem Herzog Carl August und Johann Wolfgang von Goethe. Nach Auflösung der fränkischen Legion im September 1810 wurde Pfuel in das Infanterieregiment Erzherzog Rainer nach Prag versetzt. Hier versuchte er durch die Förderung von gymnastischen Übungen, hier insbesondere das Schwimmen, die Eintönigkeit des Dienstes bei Offizieren und Mannschaften aufzulockern. Er gründete in Prag die erste Militärschwimmschule der Welt, die bei seinem Abgang aus Prag einen glänzenden Aufschwung erfuhr. Es gab wöchentlich zwei große Produktionen bei denen 150 Schwimmer manövrierten. Dem Hofkriegsrat übersandte er ein Memoire wonach er im Jahre 1811 30.000 Soldaten das Schwimmen beibringen wolle.

    In seiner Zeit in Prag geriet er auch in engeren Kontakt zu dem ehemaligen preußischen Staatskanzler, dem Freiherrn vom Stein. Im November 1811 fand er beim Kriegsarchiv in Wien eine Anstellung unter dem Kommando des späteren Feldmarschalls Radetzky. Er betätigte sich auch schriftstellerisch indem er mehrere Aufsätze in Hornmayrs historischen Taschenbuch veröffentlichte. Er nutzte die Gelegenheit und traf auch mit seinem Dresdner Freund Körner, der hier als Theaterschriftsteller eine Anstellung gefunden hatte, zusammen. Er blieb auch mit den Freiherrn vom Stein in Kontakt und ging im Mai 1812 mit dem Auftrag für die Militärschwimmanstalt zurück nach Prag. Zugleich wollte er mit den Freiherrn von und zum Stein nähere Absprachen über die Vorbereitungen für eine Erhebung gegen Napoléon führen.

    Er folgte, da sich Pfuel wünschte möglichst bald gegen Napoléon die Waffen erheben zu können, dem Beispiel zahlreicher preußischer Offiziere und verließ den österreichischen Militärdienst. Die preußischen Offiziere verließen auf Grund des Bündnisvertrages zwischen Preußen und Frankreich die Armee und wechselten in russische Dienste. Er erhielt am 28.07.1812 den Abschied aus österreichischen Sold und gelangte über Altona, Kopenhagen und Carlsham in Schweden an Bord eines britischen Bombenschiffes um auf diesem das russische Riga zu erreichen. In St Petersburg erwartete ihn der Freiherr vom Stein und erhielt durch Pfuel einen Bericht über die politische Lage in Europa.

    Er trat am 09.09.1812 unter dem Namen von Giehlsdorf in russische Dienste. Die Annahme des Namens war notwendig, damit er nicht mit den in Ungnade gefallenen russischen General von Phull verwechselt würde. Am 09.10.1812 reiste er als Kapitän der russisch-deutschen Legion im Auftrage des Kaisers in das Hauptquartier des Feldmarschalls Kutusow und blieb dort während des gesamten Feldzuges von 1812 dort. Er nahm an den Kämpfen von Malo-Jaroslawecz teil und entging nur knapp der französischen Gefangennahme am 24.10.1812. Er marschierte mit der Armee über Kremskoie und Jelnia und nahm am 16. und 17.11.1812 an den Gefechten von Krasnoi als Beobachter teil. Über Romanowo und Koops an Dnjepr erreichte er an der Spitze der Truppen am 10.12.1812 Wilma. Er verfasste sofort eine Denkschrift, mit der er den russischen Zaren Alexander zur Fortführung des Krieges gegen das geschwächte Frankreich zu motivieren beabsichtigte. In dieser Denkschrift führte er auch aus, dass die Erhebung des deutschen Volkes immer wahrscheinlicher werden würde. Er überreichte diese an den Freiherrn vom Stein. Über diesen gelangte sie auch in die Hände des Zaren.

    Er trat nun in das Streifkorps des Generals von Tettenborn ein und wurde zum Chef des Generalstabes. An der Spitze dieses Korps stürmte er durch die östlichen Provinzen Preußens um bereits am 20.02.1813 die preußische Hauptstadt Berlin zu erreichen. Er drang mit den Kosaken durch das Schönhauser Tor in die Stadt ein. Später besetzte er mit dem Tettenbornschen Korps auch Hamburg. Am 24.04.1813 erfolgte seine Beförderung zum Oberstleutnant. Zugleich erhielt er den Auftrag Hamburg zu befestigen und eine Hanseatische Legion zu bilden.

    Bei einer Konferenz mit General Wallmoden und Clausewitz wurden seine Operationspläne für das Gefecht an der Göhrde anerkannt und am 16.09.1813 führte er die russisch-deutsche Legion. Er nahm am 15.10.1813 am Angriff auf Bremen teil. Er drang mit dem Tettenbornschen Korps bis nach Jütland vor. Er machte in einer schnellen Bewegung einen Marsch von Jütland nach Frankreich und zwar im Range eines Obersten. Zugleich führte er erstmals in russischen Diensten wieder seinen Namen.

    Während des Winterfeldzuges von 1814 warf Oberst Ernst von Pfuel bei Chateau-Thierry und Dormans ein französisches Korps. Am 21.03.1814 besetzte er Epernay und konnte dabei General Vincent schlagen.

    Oberst Ernst von Pfuel traf in von den Verbündeten besetzten Paris auch wieder mit dem Reichsfreiherrn vom Stein zusammen und diente ihm als Ratgeber bei wichtigen Fragen. Das Ansinnen des russischen Zaren Alexander in die russische Armee einzutreten, lehnte der preußisch gesinnte Pfuel ab. Er behielt ein Regiment der russisch-deutschen Legion und wurde für seine Verdienste mit dem St. Annen-Orden 2. Klasse mit Brillanten dekoriert. Am 28.12.1814 verlieh der preußische König Friedrich Wilhelm III. ihm den Orden Pour le Merite. Zugleich erhielt er seine erneute Anstellung im preußischen Kriegsdienste. Er trat eine Stellung im Generalstab des Feldmarschalls von Blücher an. Hier unterdrückte er am 02.05.1815 den Aufstand des sächsischen Korps gegen die preußische Armee. Als das französische Herr zum Entscheidungskampf nahte wurde er zu <Wellington nach Brüssel gesandt. Auch am 18.06.1815 wurde er als Kundschafter nach Frischemont vorausgeschickt um das französische Heer auszukundschaften. Oberst Ernst von Pfuel zeigte während der Schlacht von Waterloo eine Entschlossenheit die sowohl bei Blücher und Gneisenau höchste Anerkennung fanden. Auch König Friedrich Wilhelm III. honorierte diesen Einsatz mit der Verleihung des Eisernen Kreuzes II. Klasse. Pfuel verfasste die am 19.06.1815 von Blücher unterzeichnete »Proklamation an das Heer des Niederrheins«.

    Nach der Ernennung General Karl von Müfflings zum Gouverneur von Paris wurde die Stadt in zwei durch die Seine getrennte Sektionen geteilt. Während der britische Sektor durch Oberst Barnard befehligt wurde übertrug man die Verantwortung für den preußischen Sektor an Oberst Pfuel. Zu seinen besonderen Verdiensten zählte es, dass die Quadriga, die Napoléon im Jahre 1806 aus Berlin rauben ließ, wieder nach Berlin zurückgeführt wurde. Bis zur Abdankung des Kaiserhauses am 09.11.1918 erhielten die Pfuels dafür das Privileg die mittlere Durchfahrt am Brandenburger Tor zu nutzen. Er führte auch weitere geraubte Kunstgegenstände zurück nach Preußen.

    Nach dem Waffenstillstande erhielt Ernst von Pfuel eine ihm sehr zusagende Anstellung als Lehrer an der Kriegsakademie in Berlin. So veröffentlichte er in der »Berliner historisch genealogischen Kalender für 1817« eine übersichtliche Darstellung der Feldzüge von 1813 bis 1815. Er hielt auch vor größeren Offizierskreisen Vorträge, die von Karl von Decker unter den Titel »Ansichten der Kriegsführung im Geiste der Zeit« veröffentlicht wurden.

    Im Jahre 1817 griff der preußische Offizier von Pfuel sein bereits im Jahre 1810 in Prag begründetes Unternehmen einer Militärschwimmschule erneut auf. So gründete er in der Köpenicker Str. 12 nahe dem Oberbaum eine Flussbadeanstalt in der Spree, die ersten Militärunterrichts- und Schwimmbadeanstalt Berlins, die noch bis in das Jahr 1933 existierte und zu der von Anfang an insbesondere auch die Schuljugend Zugang erhielten. Die Pfuelsche Flussbadeanstalt besaß ein von allen Seiten umschlossenes Wasserbecken, damit von außen keine Blicke auf die Badenden geworfen werden konnte. Für Ernst von Pfuel bedeutete das Schwimmen soviel wie für Friedrich Ludwig Jahn die Turnbewegung in der Hasenheide. Denjenigen Jungen, selten Männern wurde ein »Diplom der Schwimmkunst« ausgehändigt, wenn sie einmal quer über die Spree hin und her schwimmen konnten ohne dabei »abzusaufen«, wie der Volksmund zu sagen pflegte. Von Zeit zu Zeit veranstaltete von Pfuel auch Schwimmwettbewerbe. In den nächsten 50 Jahren sollten fast 70.000 Militärangehörige und Zivilisten das Schwimmen lernen. Pfuel, der auch als Erfinder des Brustschwimmens gilt, hielt dies für die effektivste Methode zur Fortbewegung im Wasser:

    Der Frosch ist ein vortrefflicher Schwimmer, und unser Lehrmeister ist gefunden, denn die Beschaffenheit seines Körpers ähnelt in den Teilen, welche hauptsächlich zum Schwimmen notwendig sind, sehr der des Menschen.

    In den folgenden Jahren wurden in zwhalreichen preußischen Garnisionsstädten wie Köln, Magdeburg ebenfalls Schwimmanlagen angelegt.

    Im Jahre 1818 wurde Ernst vonPfuel zum Chef des Generalstabes des VIII. Armeekorps in Koblenz berufen. Im Jahre 1825 erfolgte seine Beförderung zum Generalmajor. Im folgenden Jahr erhielt er das Kommando über die 7. Landwehrbrigade in Magdeburg. Am 01.12.1828 wurde er in die »Commission zur Prüfung militärisch wissenschaftlicher und technischer Gegenstände«, die unter dem Vorsitz des Prinzen August von Preußen tagte, berufen.

    Nachdem er bereits im Jahre 1830 zum Kommandanten von Köln ernannt wurde führt er dieses Amt bis zum Jahre 1838 aus. Im gleichen Jahre wurde Generalmajor Pfuel auch zum Kommandeur der 15. Infanterie Division in Köln bestellt.. Im November 1837 beteiligte sich der Gouverneur Ernst von Pfuel an der Verhaftung des Erzbischofs Droste zu Vischering (1773-1845) und anschließenden Deportation nach Minden mitwirkte. Für diese schnelle und ohne weitere Aufregung für die Stadt vorgenommene Verhaftung wurde ihm, seit dem Jahre 1832 zum Generalleutnant befördert, der Dank des Ministeriums zu teil.

    Während seiner Kölner Zeit widmete er sich auch den Niederrheinischen Musikfesten und dem Gewerbeverein. Anlässlich seiner Ernennung zum Befehlshaber der VII. Armeekorps in Münster im Jahre 1838 gab die Kölner Bevölkerung für den beliebten Kommandanten ein großes Festessen zum Abschied.

    Gleichzeitig zu seinen Aufgaben als Kommandant von Köln wurde Pfuel im Jahre 1831 nach Neuchâtel entsandt, um den dort ausgebrochenen Aufstand niederzuwerfen, der eine Loslösung vorn Preußen zum Ziel hatte. Durch seine geschickte Führung konnten die preußisch gesinnten königstreuen Kräfte ihre Macht stabilisieren. König Friedrich Wilhelm III. dankte dem General mit Schreiben vom 31.12.1831 für dessen umsichtiges Durchgreifen und verlieh ihm wenig später das Eichenlaub zum Orden Pour le Merite. Zudem war er zwischen 1832 und dem Ausbruch der Revolution am 01.02.1848 preußischer Gouverneur des Fürstentums Neuchâtel.

    Unter dem neuen preußischen Könige Friedrich Wilhelm IV. fand Ernst von Pfuel oft in diplomatischer Mission Verwendung. König Friedrich Wilhelm IV. entsandte Generalleutnant Pfuel nach Paris um Bürgerkönig Louis Philippe den Regierungswechsel in Preußen anzuzeigen. König Friedrich Wilhelm III. war am 07.07.1840 im Alter von 70 Jahren verstorben. Im Jahre 1841 besichtigte er die Bundeskontingente Kurhessens, Nassaus und Luxenburgs und begleitete im folgenden Jahr das preußische Königspaar nach Neuchâtel. Im Jahre 1844 überbrachte er ein königliches Kondolenzschreiben an den Stockholmer Hof zum Ableben König Karl XIV. Johann. Im gleichen Jahr erhielt er den Schwarzen Adlerorden.

    Am 11..03.1848 wurde Ernst von Pfuel als Nachfolger Müfflings zum Gouverneur von Berlin unter gleichzeitiger Beförderung zum General der Infanterie berufen. Am 15.03.1848 stellte er sich vor die Truppen, die bereits auf die Aufständischen angelegt hatten und verhinderte somit ein Blutbad. Dies kostete ihm jedoch seine Stellung als Gouverneur am 18.03.1848.

    Die Regierung entsandte ihn im Mai nach Posen um die dortigen Unruhen niederzuschlagen. Nach Abschluss dieses Auftrages schickte König Friedrich Wilhelm IV. den General der Infanterie von Pfuel an den Hof nach St. Petersburg um den Zaren Nikolaus I. über die Ereignisse in Preußen direkten Bericht zu erstatten. Zugleich führte er mit dem russischen Außenminister Nesselrode vertrauliche Gespräche über die Frage Schleswigs und Holsteins. Er ging noch nach Frankfurt um sich ein Bild der deutschen Nationalversammlung zu machen. Anschließend begab er sich auf sein Gut Randau bei Magdeburg. Doch die Zeit der Erholung dauerte nur wenige Tage, ehe er am 12.09.1848 den königlichen Befehl erhielt nach Potsdam aufzubrechen.

    Am 21.09.1848 wurde er zum preußischen Ministerpräsidenten und Kriegsminister berufen. Das Ministerium wurde mehr gebildet als das Pfuel in der Lage gewesen wäre es selbst zu bilden. In seinem Regierungsprogramm verkündete er am folgenden Tag vor der preußischen Nationalversammlung, das er zwar die Rechte und Würde des Königs verteidigen aber auch fest entschlossen sei, auf den betretenen konstitutionellen Wege zu verharren und die erworbenen Freiheiten zu bewahren. sowie alle reaktionären Bestrebungen zurückzuweisen. Noch im selben Monat ließ sein Heereserlass alle antikonstitutionellen Bestrebungen für unvereinbar mit der Stellung eines preußischen Offiziers erklären. Dies erregte jedoch in Offizierskreisen böses Blut und der König verübelte es ihm, dass er den Beschlüssen der Nationalversammlung im Oktober 1848 wodurch diese den Adel, die Orden und die Bezeichnung »von Gottes Gnaden« im Titel des Königs nicht den notwendigen Widerstand entgegenbringe. Am 01.11.1848 nahm er seinen Abschied als Ministerpräsident und Kriegsminister.

    Im Jahre 1848 schilderte der »Grenzbote« den preußischen General der Infanterie Ernst von Pfuel als einen wissenschaftlich so hoch gebildeten Militär, wie es selten einer der alten Schule gewesen war. Es wurde ihm jedoch auch die Anlage zum Sonderling nachgesagt, sein geistvoller aber unbeugsamer Kopf habe den Alterszuständen widerstrebt sodass er sich seit jeher zur oppositionellen Aufklärung geneigt fühlte. Alfred von Reumont (1808-1887) bezeichnete ihn hinsichtlich seines Engagements im Jahre 1848 als einen Mann, der sich überlebt habe während ein ihm nahestehender Militär ihn als geistig hochbegabt bezeichnete und mit scharfen Verstande und umfangreichen Kenntnissen ausgestattet und vom stolzen Sinne für Freiheit und einem unerschütterlichen Charakter ausgezeichnet war.

    Nachdem er beim König einen Urlaub von sechs Wochen erbat erhielt er von diesem einen Urlaub von sechs Monaten bewilligt. Dies sah Ernst von Pfuel als Zeichen der königlichen Ungnade und nahm dies zum Anlass seinen Abschied zu nehmen. Er zog sich bis zum Tode seiner zweiten Frau Emilie im Jahre 1854 auf sein Gut Randau zurück. Der Witwer Ernst von Pfuel zog nach Berlin. Dort besuchte er gerne wissenschaftliche Vorlesungen und gehörte auch mehreren wissenschaftlichen Gesellschaften ein. Im Jahre 1856 besuchte er Paris und London und drei Jahre später besuchte er Südfrankreich und Oberitalien. Im Jahre 1860 heilt er sich für längere Zeit in Neapel auf um die Entstehung des italienischen Staates zu beobachten.

    Im Jahre 1808 heiratete Pfuel auf Gut Lenzke Karoline von Byern (1786-1843), die Tochter des verstorbenen Generals und Gutsbesitzers Carl Wilhelm von Byern (1737-1800) und der Friederike Zinnow (1753-1820). Dieser Ehe entstammten eine Tochter und fünf Söhne. Im Jahre 1830 trennte sich Karoline von Pfluel von ihrem Mann da sie von einem Seitensprung ihres Mannes erfuhr.

    Am 11.09.1832 ging er eine zweite Ehe mit seiner bisherigen Geliebten Emilie Wahlert (1792-1854) ein. Sie war die Tochter des Gutsbesitzers Gebhard von Alvesleben, Gutsherr auf Randau und der Karoline Radecke. Emilie war zu Beginn ihres Liebesverhältnisses mit Ernst von Pfuel noch mit dem Geheimen Regierungsrat Georg Wahlert verheiratet und wurde ebenfalls erst 1830 geschieden.

    Durch den Tode seines ältesten Sohnes tief erschüttert verstarb Ernst von Pfuel am 03.12.1866 in der preußischen Residenzstadt Berlin und fand seine letzte Ruhestätte in der Familiengruft des Guts Jahnsfelde bei Müncheberg.

    Werke:

    • Geschichte des letzten russisch-französischen Krieges, 1814
    • Der Rückzug der Franzosen aus Russland, 1867

    Normdaten

    VIAF: 301717166

    GND: 118593706

    LCCN: n82108193

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