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Johann Martin Usteri

* 14.02.1763 in Zürich
† 29.07.1827 in Rappersweil

Johann Martin Usteri wurde am 14.02.1763 in Zürich als Sohn des vermögenden Kaufmanns und Züricher Beamten Hans Martin Usteri geboren.

Er wuchs in einem behaglichen Elternhaus auf, das dem Jungen nicht zur strengen Pflichterfüllung erzog. So war es auch nicht verwunderlich, dass er die Schule vernachlässigte und sich der Kunstliebhaberei hingab. Neben vielen Zeichnungen sang und dichtete der Knabe auch. Dies wurde durch den Vater gefördert. Sowohl sein Vater als auch sein Onkel, der Zeichner Heinrich Usteri, sammelten Kunstwerke. Der Knabe wurde durch den Bildhauer Sonnenschein (1749-1828) und durch den Maler Salomon Gessner (1730-1788) in Zeichnen unterrichtet.

Er wurde einige Zeit lang von der Siegwartweichlichkeit berührt und empfand bald Ekel gegen füßliche Empfindelei und geißelte diese auch in seinen Versen und in seinen witzigen Zeichnungen.

Als er im elterlichen Geschäft seine Ausbildung zum Kaufmann begann blieb er seiner künstlerischen Leidenschaft treu. So war er im Herbst oft dichtend und zeichnend in Meilen am Züricher See und im Sommer verweilte er häufig auf Fußreisen um die Geschichten und Sagen seiner Heimat kennenzulernen.

Schnell erwarb sich Usteri einen Ruf als Zeichner. So entschloss sich der angesehene Schweizer Schriftsteller Bodmer (1698-1783) in zweien seiner Werke auch Zeichnungen des jungen Mannes verwendete. Es handelte sich dabei um »Historischen Erzählungen« und den »Balladen aus dem Altgriechischen«. Dies blieb auch für die literarische Entwicklung Usteris nicht unbedeutend. So war er nach Bodmer nach langer Zeit der erste der auch die altdeutschen Gedichte als Poesie einstufte.

Im Jahre 1783 reiste Johann Martin Usteri zusammen mit einem Vetter nach Deutschland. Auf dieser Reise besuchte er fast alle größeren Städte, da er sowohl durch Lavater und seinem ehemaligen Lehrer Salomon Gessner beste Empfehlungen auf den Weg bekommen hatte, traf er mit manch bedeutenden Zeitgenossen zusammen. In Berlin konnte er sich an den Arbeiten von Daniel Chodowiecki erfreuen. Ein gewisser Einfluss des Berliner Kupferstechers auf die künstlerische Entwicklung Usteris ist deutlich erkennbar. In Hamburg traf er mit Klopstock und Matthias Claudius zusammen.

Von Hamburg aus reiste er über Bremen nach Brüssel und dann nach Holland ehe er nach Paris ging, wo er sich mehrere Wochen aufhielt. Den Pariser Aufenthalt nutzte er dazu, um über mittelalterliche Handschriften in der Bibliothek zu forschen, wie später Ludwig Uhland oder die Gebrüder Jacob und Wilhelm Grimm. Während dieses Studienaufenthalts fertigte er Kopien des Manessischen Codex an. Nach gut einem Jahr Reise kehrte er über Lyon nach Zürich zurück.

Insgesamt hatte die Reise auch das Selbstvertrauen gehoben und so vertieften sich seine Studien zur Geschichte und Literatur des Mittelalters. Oft saß er in der Stadtbibliothek und beschäftigte sich mit den alten Handschriften und Chroniken und anderen alten Büchern und Handschriften. Er vertiefte sich in die Sitten- und Seelengeschichte des Mittelalters und setzte diese Eindrücke in seine künstlerischen Werke um.

Der junge Usteri wirkte auch oft im Stillen. So lag ihm die von seinem Onkel Heinrich gegründete Künstlergesellschaft sehr am Herzen. Zahlreiche Beiträge in dem »Malerbuch«, für das die Mitglieder der Gesellschaft Beiträge bereitstellten, zeigt sein entsprechendes Engagement. So verfasste er im Jahre 1793 das volkstümliche Lied »Freut euch des Lebens« für ein Fest der Züricher Künstlergesellschaft. Doch auf Grund seiner Bescheidenheit blieb der Verfasser den meisten Zeitgenossen unbekannt. Es erschien erstmals im Jahre 1796 im Göttinger Musenalmanach mit einer Melodie von Nägeli. (1773-1836). Doch der Verfasser blieb, so bescheiden war Usteri, ungenannt. Erst im Jahre 1819 lüftete David Hess (1770-1843) das Geheimnis um den Verfasser und offenbarte dem Publikum Usteris Urheberschaft.

Im Jahre 1803 wurde Usteri zum Vorsteher der Gesellschaft und er bildete daraus die »Schweizerische Künstlergesellschaft«, die erstmals im Jahre 1806 zusammentrat. Es gelang ihm, durch eine milde und harmlose Führung das Leben der Gesellschaften zu beflügeln.

Doch auch er blieb nicht von Schicksalsschlägen verschont. Als durch den Ausbruch der Französischen Revolution das väterliche Geschäft in erhebliche Schwierigkeiten geriet, führte er dieses nach dem Tode des Vaters nicht mehr weiter fort. Der Verlust eines Teiles seines Vermögens schmerzte ihn nicht so sehr, da er doch eher den inneren Werten verbunden war.

Für ihn war jedoch die das eheliche Glück nicht so vollkommen. So kränkelte seine Ehefrau, die er im Jahre 1786 geheiratet hatte, sehr oft und auch seine einzige Tochter starb bereits im Jahre 1815. So sprach David Hess, der später zahlreiche Werke Usteris herausbrachte, äußerte sich später in einem Brief über die »immer halb wahnsinnigen« Frau des Dichters. Auch der Tod seines älteren Bruders Paulus im Jahre 1795 ergriff den Künstler stark. Doch insgesamt trug er jeden Schicksalsschlag.

Zahlreiche Reisen mit seiner Gattin nach Württemberg sowie häufige Fußwanderungen gaben ihm immer wieder Kraft für neue Arbeiten. Obwohl er kein politischer Mensch war, er wird oft mit dem Staatsrat Paul Usteri (1768-1831) verwechselt, nahm er am Geschicke seines Vaterlandes teil. So war er von der Modernisierung der Schweiz während der französischen Vorherrschaft nicht begeistert. In seinen Zeichnungen und satirischen Gedichten ließ er seine dementsprechende Haltung deutlich erkennen. So gelang es ihm als Obereinnehmer des Kantons Zürich im Jahre 1799 die ihm anvertraute Kasse vor dem Zugriff der Franzosen in Sicherheit zu bringen.

Nach Einführung der Mediationsverfassung auf Betreiben Napoléon I. wurde Johann Martin Usteri im Jahre 1803 Mitglied des großen Rates und sieben Jahre später Sekelmeister des Stadtrats von Zürich. Im Jahre 1815 wurde er in den kleinen Rat befördert und verwaltete zahlreiche weitere Ämter.

Trotz aller Tätigkeiten malte er weiterhin und verfasste Gedichte für schweizerische Taschenbücher. Jedoch ließ er seine bekanntesten Idyllen, obwohl in seine Freunde dazu drängten, nicht drucken. Im Jahre 1793 verfasste Usteri für das volkstümliche Lied »Freut euch des Lebens« für ein Fest der Züricher Künstlergesellschft.

Hess, den eine Freundschaft mit Usteri verband, war nicht müde den Freund seine Dankbarkeit zu bezeugen. Im Jahre 1818 verarbeitete Hess in seinem Buch »Badenfahrt« eine bereits im Jahre 1811 erschienene Geschichte Usteris. Der Roman »Zeit bringt Rosen« spielte in Baden/Aargau aufmerksam gemacht. Auch widmete er im folgenden Jahre sein Gedicht »Die Rose von Jericho« den Freund alter Sagen und Sänger freudiger Weisen.

Im Jahre 1820 erzählte er in seinem Charakterbild »Salomon Landolt«, das Usteri einer der liebsten Gesellschafter des originalen Landolt (1741-1818), Landvogt von Greifensee, gewesen war.

Von den deutschen Dichtern standen ihn Ludwig Uhland und Matthisson, dem er im Jahre 1819 eine sehr feine Tuschzeichnung mit Distichen widmete, nahe. Mit seinen Mitbürgern verkehrte der Schriftsteller gesellig und ohne Eitelkeit. Er verfügte über einen geistreichen Humor, ein eher abschreckendes Bildnis, dass ihm durch eine örtliche Entzündung, die Augäpfel zusammenhaltenden Muskelbänder geschwächt und diese dadurch unnatürlich hervortraten. Doch seine Sehkraft litt erst gegen Ende des Jahres 1826, als sich die Hautwassersucht, die Jung-Stilling bereits im Jahre 1806 vorhersagte, einstellte.

Noch kurz vor seinem Tode verfasste er, im Winter 1826/27, zahlreiche Kinderlieder für die Enkelkinder seines Freundes Hess. Diese Texte sollten zu seinen besten Werken gehören. Im Frühjahr 1827 begab er sich mit seiner Ehefrau nach Rappersweil um sich dort zu erholen. Dort wollte er auch seine Erzählung »Der Erggel im Steinhus« vollenden, die Hauschronik der Familie Meiß aus Zürich, zu vollenden. Doch verschlimmerte sich sein Zustand.

Johann Martin Usteri starb am 29.07.1827 in Rappersweil. Der Leichnam wurde über den sonnigen See nach Zürich gebracht, wo er in seiner Vaterstadt beigesetzt wurde.

Nach seinem Tode begann der getreue Freund David Hess den Nachlass des Freundes Usteri zu sammeln. »Usteri hat so viel gearbeitet«, schrieb er Hegner (1759-1840). »Ich freue mich wie ein Kind auf die Zeit, wo ich das Produkt seines ganzen Lebens vor Augen haben werde«. Doch gelang dieses Hess erst im Jahre 1831. Ludwig Uhland unterstützte ihn dabei und gewann so einen Einblick in die umfangreiche Volksliedersammlung des Schweizer Schriftstellers. Doch die Zeichnungen sind dem Dichtungen nicht beigegeben worden. Insgesamt wären die Dichtungen dadurch von ihrem Reiz her aufgewertet worden, da Usteri zugleich zeichnete und dichtete. So regte der bildende Künstler den dichten Künstler an und umgekehrt.

Johann Martin Usteri gelang es in seinen Erzählungen die Idylle in der Schweizer Mundart einzufangen. So ist das Gedicht »Der Vikari« ein Meisterwerk seines Schaffens.

Die hochdeutschen Dichtungen blieben jedoch meist im Bereich des alltäglichen und gewöhnlichen. So findet man in diesen Dichtungen erinnert der Stil oft an Hölty, Bürger oder auch an Claudius, obwohl es eigentlich keine Nachahmungen sind.

Werke:

  • De Herr Heiri (Städtische Idylle in Zürcher-Mundart), Idylle in Versen
  • De Vikari (Ländliche Idylle in Zürcher-Mundart), Idylle in Versen

Lieder Schweizerdeutsch

  • Berglied
  • Sennelied
  • De verliebt Rechemeister
  • Was i gern möcht
  • De Pfarrer und s'Breneli
  • 's Gredelis Gheimnuß
  • 's Spinnermaidlis Chlag
  • 's Arm Elfeli uf de Ysefluh

Lyrik Hochdeutsch

  • Struht Winkelried

Prosa:

  • Der Maler, Erzählung
  • Gott beschert über Nacht, Erzählung
  • Der Erggel im Steinhus
  • Zeit bringt Rosen
  • Thomann zur Lindens Abentheuer auf dem großen Schießen zu Straßburg 1576.
  • Liebesabentheuer eines Zürichers vom glückhaften Schiff auf dem Freischiessen zu Straßburg, Novelle
  • Der Schatz durch den Schatz - Biographie Hans Breidbachs des Goldschmidt's zu Fryburg aus dem XVI. Jahrhundert