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Karl Joseph Hieronymus WIndischmann

* 24.08.1775 in Mainz
† 23.04.1839 in Bonn

Karl Joseph Hieronymus Windischmann wuchs im kurfürstlichen Mainz auf und besuchte dort ab 1887 das Gymnasium seiner Heimatstadt. Er begann im Jahre 1792 sein Studium der Philosophie, welches er nach der Besetzung der Stadt Mainz durch französische Revolutionstruppen am 22.10.1792 unterbrechen musste. Er studierte später in Würzburg weiter und belegte zusätzlich noch Medizin.

Nachdem Windischmann im Sommer 1796 das medizinische Studium mit einem Doktorgrad abschloss ging er nach einer ausgedehnten Wien-Reise im Jahre 1797 in seine Heimatstadt Mainz zurück um dort als praktischer Arzt tätig zu werden. Von 1798 bis 1817 hielt er zusätzlich noch Vorlesungen an der »Medizinischen Spezialschule«, der im französischen Mainz nachfolgenden Medizinischen Fakultät.

Im Jahre 1801 berief der ehemalige Mainzer Kurfürst Friedrich Karl Joseph von Erthal - der seinen Amtssitz auf Grund der Territorialveränderungen durch den französischen Vormarsch - von Mainz nach Aschaffenburg verlegte, Windischmann zum Hofmedicus. Zugleich wurde ihm gestattet an der Aschaffenburger Lehranstalt naturhistorische und philosophische Vorlesungen abzuhalten. Seit 1802 hielt er an der Aschaffenburger Lehranstalt naturhistorische und philosophische Vorlesungen. Erthals Nachfolger, Carl Theodor von Dalberg ernannte Windischmann zum Professor für Geschichte und Philosophie. Er erhielt den besonderen Auftrag auch Naturphilosophie zu unterrichten.

Seine Schriften waren während der Aschaffenburger Phase noch von einem unklaren »pantheistischen Mystizismus« gekennzeichnet. Es wurden Einflüsse der platonischen und neuplatonischen Philosophie sowie orientalische Weisheits-Einflüsse erkennbar. Wie Schelling glaubte auch Windischmann an eine entsprechende Vereinbarung der orientalischen Weisheit mit dem Christentum. Seine Schriften wurden jedoch im Laufe der Zeit klarer und er überwand auch seine ursprüngliche Auffassung der früheren Jahre und zeichnete nun das Bild einer positiv-christlichen Philosophie.

Nachdem Würzburg und Aschaffenburg 1815 an Bayern übergingen, nahm er die Stellung eines Hofbibliothekars wahr. Im Jahre 1818 folgte Windischmann einem Ruf an die wieder eröffnete Universität in Bonn. Dort unterrichtete er neben seinen klassischen Fächern auch Pathologie und Medizingeschichte. Er war der erste katholische Theologe an der Universität Bonn. Am 23.11.1818 konnte Windischmann unter dem Titel »Bemerkungen über das Verhältniß der Philosophie zur gegenwärtigen Zeit« seine Antrittsvorlesung abhalten.

In jener Zeit traf Professor Karl Joseph Hieronymus Windischmann auch auf Georg Hermes und die Lehre des Hermesianismus. Er sah sich auf Grund seiner Geistesrichtung und von seinen Überzeugungen her verpflichtet gegen die Lehren seines Kollegen Hermes ins Feld zu ziehen. So sprach er sich bereits im Jahre 1825 in einem Aufsatz, der in »Der Katholik« erschien, öffentlich gegen der Hermesianismus aus.

Rom stellte den Hermesianismus auf den Prüfstand und eröffnete eine Untersuchung. Neben zahlreichen anderen deutschen Gelehrten erhielt auch er die Aufforderung, ein Gutachten zu verfassen. Den ersten Teil des Gutachtens schickte er Juni 1834 nach Rom gesandt, während der zweite Teil im März des folgenden Jahres versandt wurde. Sein Urteil fiel erwartungsgemäß vernichtend aus und letztlich wurde der Hermesianismus durch die päpstliche Enzyklika »Dum acerbissimas« von Papst Gregor XVI. verboten. Von führenden Anhängern des Hermesianismus wurde Windischmanns  wurde seine Stellungnahme nicht unberechtigt als entscheidend für ihre Niederlage angesehen.

Windischmann war auch Herausgeber der Philosophischen Vorlesungen seines Freundes Friedrich Schlegel.

Karl Joseph Hieronymus Windischmanns letzte Jahre wurden durch den Tod mehrerer Kinder getrübt. Darunter war auch der 1807 geborene Sohn Karl-Joseph Windischmann (1807-1839) der Professor für Medizin in Löwen war.

Professor Karl Joseph Hieronymus Windischmann starb am 23.04.1839 an den Folgen eines Herzleidens. Er fand seine letzte Ruhestätte auf den Alten Friedhof zu Bonn.

Medizinische Schriften:

  • De necessitate et methodo physicae, 1796
  • Versuch über die Medizin, nebst einer Abhandlung über die sog. Heilkraft der Natur, 1797
  • Ideen zur Physik, 1805
  • Versuch über den Gang der Bildung in der heilenden Kunst, 1809
  • Untersuchungen über Astrologie, Alchemie und Magie, 1813
  • Ueber Etwas, das der Heilkunst Noth tut, 1824

Theologische Schriften:

  • Von der Selbstvernichtung der Zeit und der Hoffnung zur Wiedergeburt, 1802
  • Das Gericht des Herrn über Europa. Blicke in die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, 1814
  • Was Johannes von Müller wesentlich war und uns ferner sein müsse, 1811
  • Ueber den Begriff der christlichen Philosophie (1823); Kritische Betrachtungen über die Schicksale der Philosophie in der neueren Zeit und den Eintritt einer neuen Epoche in derselben, 1825
  • Die Grundlagen der Philosophie im Morgenland (auf 4 Bde. angelegt; es erschienen die beiden ersten Bde. 1827 u. 1834)
  • Die Philosophie im Fortgang der Weltgeschichte (K.J.H.W.s groß angelegtes, aber unvollendet gebliebenes Hauptwerk); Eine beabsichtigte Darstellung der ganzen Geschichte der Philosophie liegt nur in den beiden ersten Büchern des ersten Teils in vier Bänden vor (1827 u. 1834).