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Peter Adolph Winkopp

* 00.00.1759 in Kursachsen
† 26.10.1813 in Aschaffenburg

Nach dem Studium der Theologie u. Philosophie in Erfurt trat Peter Adolph Winkopp im Jahre 1778 in den Benediktinerorden ein. Er kam in das Kloister Petersberg bei Erfurt. Doch bereits im Jahre 1781 floh er aus dem Kloster.

Zunächst ging er nach Berlin, wo er die Nähe von Moses Mendelssohn, den großen jüdischen Philosophen der Aufklärung, suchte. So verglich Mendelssohn in einem Brief aus dem Jahre 1780 die eingeengte Lage eines Berliners in dem duldsamen Land mit der eines eingesperrten Mönchs.

Winkopps leidenschaftliches Temperament lebte sich in den folgenden Jahren im Verfassen von Romanen aus. Diese waren oft autobiographisch und antiklerikal ausgerichtete Romane »Leben, Schicksale und Verfolgungen des Priors Hartunges«, »Die Päpstin Johanna«. Seine Romane richteten sich in erster Linie gegen kirchlichen und staatlichen Machtmissbrauch. Sie spielten oft in Klöstern und waren im Stile der Ritter- und Räuberromane geschrieben. Sie förderten Grauenhaftes aus den abgeschiedenen und abgeschlossenen Klöstern und erzählten von gegen ihren Willen festgehaltenen Jungfrauen.

Zugleich war er aber auch als kritischer Publizist und Herausgeber Begründer der sozialkritischen Zeitschrift »Der deutsche Zuschauer«, die zwischen 1785 und 1789 erschien, heraus. Auch die »Bibliothek für Denker und Männer von Geschmack« verantwortete er.

Um das Jahr 1785/86 geriet er in das Blickfeld der kurmainzischen Behörden. Anlass hierfür war ein kritischer Artikel, den er anonym veröffentlichte. Die »Mainzer Monatsschrift vom geistlichen Sachen«, ein Magazin das mit fast allen zeitgenössischen aufklärerischen Schriften im Gegensatz stehendes kirchenpolitisches Magazin, äußerte sich über Winkopp folgendermaßen:

So ist nun ein neuer Charlatan und öffentlicher Pasquillant auf dem Theater erschienen, der alle Liebhaber einladet, ihre Mißgeburten, welche Unzufriedenheit, Rachesucht, Muthwillen heimlich ausgestrecket, ihm anzuvertrauen. […] Er ist Hr. Pet. Adolph Winkopp, ein zweimal aus der Abbtei zum H. Peter in Erfurt entflohener Benediktiner-Mönch, Verfasser mehrerer berüchtigten Piessen; der man zu Gera privatisiret, schon ehemals in den gräzischen und wolfischen Inquistionsprozeß zu München verwickelt war, und obgleich jene beide seine Korrespondenten nun wgen Verbreitung anzüglicher und ehrenrühriger Schriften im Münchener Zuchthaus Buße thun, dennoch fortfährt, den verbotenen Schleichhandel zu treiben, und auf Kosten des guten Leimuths andere sein Kontreband zu verkaufen. Doch was thut man nicht ums Brod, wenn man den gedeckten Klostertisch nicht mehr findet? Er nennt das Ding Publizität.

Während einer Reise, um die Verfasserschaft des angesprochenen Beitrags zu klären, wurde Winkopp am 06.03.1786 von den Mainzer Hofräten von Belmont und von Vorster »freiwillig« aus Freiburg nach Mainz geleitet. Hier war er bis September 1786 inhaftiert. Es gelang ihn jedoch während seiner Haft, das Vertrauen der Mainzer Beamten zu erlangen und den »Deutschen Zuschauer« im Schutze des Kurfürstentums Mainz herauszugeben.

Verfasser des umstrittenen Beitrages im »Deutschen Zuschauer« war Johann von Bentzel, ein Verwandter des angesehenen Kanzlers Amseln Franz von Bentzel (1738-1786), der unter den Mainzer Kurfürsten Emmerich Joseph (1763-1774) und Friedrich Karl (1774-1806).

Nach seiner Haftentlassung blieb er, nunmehr Verfechter der absolutistischen Ordnung, in Mainz und heiratete eine Frankfurter Buchhändlerwitwe. Sein Versuch, selbst eine Buchhandlung erfolgreich zu betreiben scheiterte jedoch und nach nicht einmal einem Jahr musste er Konkurs anmelden. Winkopp wurde im Jahre 1791 Hofkammerassessor berufen.

Die Berufung zum Hofbeamten war nicht ohne Schwierigkeiten möglich. So legte die Mainzer Hofkammer gegen die Ernennung zum Assessor Einspruch ein. Man warf ihn politische Unzuverlässigkeit und wirtschaftlichen Bankrott vor. Insgesamt elf Anklagepunkte wurden ihm vorgelegt. So hielt man ihm zum Beispiel vor, dass er im »Deutschen Zuschauer« als »Calumniant« seines Landesfürsten aufgetreten und wegen seiner »hitzig-rachsüchtigen und gegen die Religion und Geistlichkeit schwärmenden Gemüthe bis zum überzeugenden Beweiß seiner Besserung«. Dadurch sei er für den Staatsdienst untragbar. Am 11.01.1792 nahm Winkopp in einer handschriftlichen 32seitigen Antwort zu diesen Vorwürfen Punkt für Punkt Stellung. Er rechtfertigte seine Flucht aus dem Noviziat ebenso wie seinen Ausfall im »Deutschen Zuschauer« gegen Kurmainz. Hier habe ein »in Pflichten und wirklichem Amte stehender Rath« zu verantworten, der das Vertrauen des Herausgebers missbraucht habe.

Als eifriger Gegner der Revolution denunziatorische »Demokratenlisten« und konterrevolutionäre Schriften. Er bekämpfte mit dem gleichen Eifer, wie zuvor Klerus und Orden, die gegen die Mainzer Republik und die Mainzer Demokraten. Im Jahre 1793 erfolgte seine Beförderung zum Hofkammerrat in Erfurt.

Er veröffentlichte auch wichtige Schriftstücke zur der Zeitgeschichte. Hierher gehört das in Verbindung mit dem Isenburgischen Regierungssekretär J. D. A. Höck herausgegebene »Magazin für Geschichte, Statistik, Litteratur und Topographie der sämmtlichen deutschen geistlichen Staaten« das 1790-91 in Zürich erschien. Er veröffentlichte darin eine Reihe staatsrechtlicher Schriftstücke, wie z. B. über die Lütticher Unruhen des Jahres 1789. Eine beachtenswerte Arbeit ist die im Jahre 1794 begonnene Schrift: »Geschichte der französischen Eroberungen und Revolution am Rheinstrome, vorzüglich in Hinsicht auf Mainz«. Die Staatsumwälzungen zu Ende des 18. und zu Anfang des 19. Jahrhunderts gaben den Stoff zu weiteren staatsrechtlichen Sammelwerken ab, so zu den Zeitschriften: »Der deutsche Zuschauer oder Archiv aller merkwürdigen Vorfälle, welche auf die Vollziehung des Lüneviller Friedens Bezug haben«. Diese Schrift erschien in zwei Bänden in Offenbach zwischen 1802 und 1803., das für die Geschichte und das Bundesrecht des Rheinbundes unentbehrliche Archiv »Der Rheinische Bund«. Es erschien zwischen 1806 und 1814 in Frankfurt. Es wurden insgesamt 20 Bände herausgegeben und als Ergänzung hierzu: die »Allgemeine Staatscorrespondenz mit besonderer und beständiger Hinweisung auf die Staaten des rhein. Bundes« Für die Geschichte des Großherzogthums Frankfurt, sowie für die Zustände in anderen Staaten des damaligen Rheinbundes ist besonders lehrreich Winkopps »Versuch einer topographischen statistischen Beschreibung des Großherzogtums Frankfurt«.

Seit 1801 lebte Winkopp als freier Schriftsteller und Herausgeber verschiedener Zeitschriften wieder in Aschaffenburg. Von 1806 bis zu seinem Tode brachte er die Zeitschrift »Rheinischer Bund« heraus, die sich mit der politischen, geographischen und sozialen Entwicklung des napoleonischen Rheinbundes auseinandersetzte.

Peter Anton Winkopp verstarb am 26.10.1813 Aschaffenburg.

Werke:

  • Leben, Schicksale und Verfolgungen des Priors Hartungus., Leipzig 1782
  • Die Päbstin Johanna. Leipzig 1782
  • Bibliothek für Denker und Männer von Geschmack, Gera 1784-1791
  • Faustin, oder das philosophische Jahrhundert, o. O. 1784
  • Der deutsche Zuschauer, Zürich 1785-1789
  • Über die Verfassung von Mainz. Frankfurt/Main. 1793
  • Geschichte der französischen Revolution und Eroberungen am Rheinstrome, Frankfurt/Main 1794
  • Der Rheinische Bund. 20 Bde., 1806-1812 inklusive Registerband