Der Kosakenwinter am Niederrhein im Jahre 1813/14

Es war der Abend des 12.11.1813 als die Tagelöhner des Grafen von Spee nach getaner Arbeit das Schloss in der Dämmerung ihren Heimweg von Schloss Heltorf nach Rahm antreten wollen. Rahm war ein kleines Dorf im Arrondissement Duisburg, 

Als der Schreiner Peter Klapdor die kleine Türe in der großen doppelflügeligen Tore öffnen wollte, hörte er sich nährendes Pferdegetrampel auf dem Pflaster. an der Einfahrt vorm Schlossgraben. Er streckte neugierig den Kopf hervor um die Reiter besser sehen zu können, die vor ihm auftauchten. Er rief »Wer da? Was, Mummenschanz? St. Martin ist doch schon vorbei!« , da standen auch schon sechs Reiter von kleinen, struppigen Pferden abgestiegen und traten auf das Tor zu. Der erste Reiter klopfte bereits energisch an der Türe und rief barsch etwas unverständliches. So beeilte man sich die Flügel zu öffnen und drückte sich gegen die Wände der Toreinfahrt.

Als die Kosaken durch das Tor ritten schauten sich die Tagelöhner von Schloss Heltorf nochmals um und sahen die wilden Reiter mit krummen Säbeln, Dolchen im Gürtel und den langen Lanzen an. Sie eilten danach schnell nach Hause um ihren Familien vom Einzug der Kosaken zu berichten.

Innerhalb weniger Wochen waren die Kosaken als Vorhut der siegreichen Armeen Russlands, Österreichs und Preußens von Leipzig an den Rhein gekommen. Die Franzosen zogen sich in Gewaltmärschen hinter den Rhein, die seit dem Jahre 1795 offizielle Nordgrenze Frankreichs zurück.

In der Zwischenzeit waren die Kosakenpferde in die Ställe von Schloss Heltorf untergebracht worden und wurden mit frischen Heu und goldgelben Hafer versorgt. Der Kosakenhauptmann und der Wachtmeister wollten nun den »pan« - den Schlossherren Franz Josef Anton von Spee sehen. Klapdor begab sich nun zu diesem und berichtete über die Einquartierung der freudig erwarteten Kosaken, Denn für en Grafen von Spee war die Ankunft der sechs fremd aussehenden Männer eine echte Freude. Es war erst wenige Wochen her, da da drohten die Franzosen ihn als Geisel nach Paris zu senden. So empfand er die Anwesenheit der verbündeten Soldaten als persönlichen Schutz tischte die besten Vorräte aus der Küche und Keller auf. Schreiner Klapdor hatte sich zwischenzeitlich mit den Russen angefreundet und wurde so zu ihren Diener.

Am nächsten Morgen rückten die Kosaken wieder ab. Peter Klapdor begleitete die Männer mit einem Fuhrwerk voller Heu und Hafer. Das Ziel der Kosaken war Neuenkamp, wo sie einen Brückenkopf über den Rhein errichten sollten. Als der kleine Trupp gegen Mittag in Neuenkamp ankamen fanden sie bereits einen Trupp mit 16 Kosaken im neuen Lager. Dieser Trupp war bereits am 10.11.1813 von Düsseldorf aus aufgebrochen war und seitdem ohne Unterbrechung zum vereinbarten Punkte ritten.

Auch einige Bürger aus der Stadt Ruhrort waren im Lager anwesend. Sie wollten einen Kosaken bitten, auch ihre Stadt zu besuchen und zeigten mit Gesten an, dass reichlich Essen und Trinken auf die Männer warten werde. Als Zeichen ihrer Gastfreundschaft überließen sie den Kosaken auch einen Ballen Kattun. Dieser Stoff war so bunt gemustert, wie er von den Kosaken für die Herstellung ihrer Hemden genutzt wurde.Ein Rittmeister nahm das Geschenk an und versprach am nächsten Tage nach Ruhrort zu kommen.

Peter Klapdor wurde jedoch bedeutet, das Kosakenlager nicht zu verlassen. Er sollte ihnen alsbald den Weg bis nach Duisburg weisen. Am nächsten Morgen brach der Rittmeister mit seinem Wachmeister und sechzehn Mann nach Duisburg auf. Es war ein malerisches Bild. So saßen hohe Lammfellmützen auf den struppigen Köpfen, wärend sich von den bunten Hemden die blitzenden Pistolen und Dokche abhoben. Schwarze Pluderhosen fielen überw weiche hohe Stiefel. Der Schreiner Klapdor fuhr mit seinem leeren Fuhrwerk voran und schaute sich gelegentlich nach seinen fremdartigen Freunden vom Stillen Don lächelnd um.

Als sie schließlich in Duisburg angekommen waren, fanden sie eine ebenso freundliche Aufnahme wie zuvor auf Schloss Heltorf. Klapdor wurde nach der Ankunft - mit kräftigen Händeschütteln aller Kosaken - entlassen und in sein Heimatdorf zurückgesandt. Zuvor musste er noch versprechen in zwei Tagen eine weitere Fuhre mit heu und Hafer nach Neuenkamp zu bringen.

Wenige Tage später erfuhr Klapdor, dass die Begeisterung der Duisburger und auch Ruhrorter Bürger zwischenzeitlich nicht so euphorisch war: Die Sieger haben sich in den Städten reichlich mit Speisen und Getränken reichlich versorgen lassen. Sie nahmen auch ihre Pferde mit in die Wohnstuben ihrer Quartiersleuten und verwendeten Schubladen als Raufen. Mit den Kindern hatten die Kosaken jedoch herzlich Freundschaft geschlossen und ließen diese auf den Pferden reiten und ihre Mützen aufsetzen. Die Bürger in den beiden Städten sahen den Kosaken so einiges nach.

Doch waren die Einwohner von Duisburg und Ruhrort erleichtert als in der Nacht vom 12. zum 13. Januar 1814 der Rheinübergang bei Duisburg stattfand. Auch Peter Klapdor musste nicht mehr den beschwerlichen Weg nach Neuenkamp antreten sondern konnte seinem Handwerk als Schreiner weiter nachgehen. 

 
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