Das Lachen des philosophischen Bauern Neeb
von Hellmut G. Haasis
Mit der Demokratie kam es nicht so,wie die kühnsten Träume gehofft hatten. In Frankreich richtete sich statt der Volksherrschaft eine Oligarchie großbürgerlichen Zuschnitts ein, die zu allem Überdruss die Feudalherren des Deutschen Reiches im Sattel beließ. Statt den Aufbruch aller Völker Europas zur Freiheit zu fördern, unterwarf sich der französische Militarismus jene Völker, denen einst im November 1792 das Versprechen revolutionärer Hilfe gegolten hatte. Nicht einmal die Beseitigung der Terreur leitete eine Wende zum Besseren ein. Mit dem Sturz der Robespierre-Fraktion verloren die Schwächeren der bürgerlichen Gesellschaft ihre letzte, wenn auch nur partielle, taktische und halbherzige Stütze. Und Napoléons Kriege, auch wenn sie wegen ihres Erfolges einen Glanz vorgaukeln mochten, überboten mit ihrem Meer von Toten in Millionenhöhe und einem militarisierten Kontinent bei weitem die schlimmste Phase der Revolution unter Robespierre.
Die europäischen demokratischen Revolutionsbewegungen führten nicht zu jener Utopie von Gleichheit und Kosmopolitismus, für die auch deutsche Jakobiner ihre Heimat, ihre Stellung, ihre Berufsaussichten aufgegeben hatten. In den Gefängnissen von Paris und Straßburg zerbrach die erste Naivität revolutionärer Hoffnungen. Mit dem mehrmaligen Verrat der französischen Rheinarmee an den deutschen politischen Freunden im Rechtsrheinischen starb das blinde Vertrauen auf die Herrschersicht einer anderen Nation. Nichts wurde, wie es hätte werden sollen, und doch war dann alles anders, als es vorher gewesen war. Das Rad der Geschichte ließ sich nicht mehr hinter das Jahr 1789 zurückdrehen. Die immer neuen Restaurationsphasen arbeiteten sich an der langfristigen Tendenz zu mehr Demokratie ab, oft allerdings furchtbar blutig, ausgiebig nachholend, was schon 1792 die reaktionäre Invasion Preußens und Österreichs dem Geburtsland der modernen demokratischen Impulse hatte antun wollen. Die Ständegesellschaft kam nicht wieder. Der Adel blieb in seiner Macht gebrochen. Die alte Rechtswillkür konnte höchstens auf Zeit zurückkehren, nicht für immer. Verfassungswünsche ließen sich nur modifizieren, nicht mehr gänzlich aus der Welt schaffen. Gegen die der repräsentativen Demokratie innewohnende Tendenz zur Oligarchie erfolgten immer neue Vorstöß, um die notwendige Basis der Zustimmung zu erweitern. In einer solchen zwangsläufig generellen Sicht erscheint mir der entscheidende Einschnitt der Moderne nicht die Revolution von 1848/49 sondern die Revolutionsepoche von 1789. In diesem Sinn hängt das gängige Bild der deutschen 48er-Revolution in der Luft, ohne tiefer reichende Wurzeln im Zeitalter der deutschen Jakobiner. Schon lange vor dem Frankfurter Parlament, zwei Generationen früher, arbeiteten die ersten deutschen Volksvertreter im Rheinisch-deutschen Nationalkonvent von Mainz und im Bergzaberner Landtag daran, die ererbte Unfreiheit abzuschütteln.
Die desillusionierenden Niederlagen der deutschen Jakobiner, die stärker aufreißende Kluft zwischen einer unerreichbar erscheinenden Utopie und einer zähen, enttäuschenden Wirklichkeit verarbeitete der vielleicht rätselhafteste unter den deutschen Jakobinern, Leonhard Kutthofer in seiner staatstheoretischen Schrift »Der Fürst des neunzehnten Jahrhunderts, System der Staatskunst unserer Zeit« (1798/99). Ein überwältigendes Werk, angefangen vom Umfang (864 Seiten in drei Bänden) bis zur Souveränen, satirisch-ironischen Bewältigung des immensen Stoffes. Ein wegen seiner Anonymität merkwürdigerweise völlig übersehenes Werk, das keinen Geringeren zu Verfasser hatte als den Geheimdienstchef der französischen Rheinarmee, Um die noch nicht gestürzten Fürsten zu verwirren oder wenigstens zu ärgern, riet er ihnen in einem gelegentlich sarkastischen Ton, wie sie es anstellen müßten, um ihre brüchig werdende Herrschaft gegen die Tendenz der Zeit zu behaupten. Der Geheimdienstler als Anwalt seiner Gegner, ein Kostümwechsel, so recht würdig dem Verstellungskünsten eines geschickten Agenten, der sein Leben lang nicht zu fangen war.
Das Volk muß überhaupt seine Puppe haben, die es pflegt, putzt aus- und ankleidet; diese darf ihm icht ausgehen. Je mehr es deren hat, desto besser. Es ist bekannt, daß August[us] das Restchen republikanischen Geistes seiner Zeit durch Schauspiele und bildende Küsnte in monarchischen Sinn umwandelte und Luxus und Liebe zur Ruhe, das erste Erfordernis der Bürger im monarchische Staate erkünstelte, und es stand kein Brutus mehr auf. Das Volk, das keine andern Wünsche hat als pane met circenses [Brot und Spiele], ist ganz für Monarchisten gemacht. Ohnedas muß es durh irgendein Vergnügen für seine Lasten entschädigt werden; eine Tierhetze, Stiergefecht, Kasperl etc. etc, bei dem sich der von der Woche lastmatte Arbeiter am Sonntage freut, damit er sich am Montag schon wieder auf den nächsten Sonntag freue und es die Unterhaltung seiner Feierstunden werde, wie sein Liebling, der gefleckte Tiger, den Auer zerfleischte etc. Diese Feten selbst müssen dem Zwecke adäquat sein; das heißt, sie müssen Passivität predigen und Stupidität atmen, z.B. Autodafés[Ketzergerichte, öffentliche Verbrennungen], Ritterschauspiele, Stücke, wo Teufel den versagten Zehnten rügen, gestraffte Revolutionärs wie Horia und Kloska[Anführer des rumänischen Bauernaufstands von 1784] mit entsprechenden Apparate und Kostüme, das die Aufrührer verächtlich macht, und endlich die Hauptsache von allem, der ehrwürdige Hanswurst, dessen Moral allgemein verständlich ist. […] So kann man dahin kommen, daß das Volk viel spricht und wenig denkt, daß es luxuriös und arm die jour à jour [in den Tag hinein] lebt, daß es am Morgen kein höheres Bedürfnis hat, als wie es am Mittage essen und am Abende sich amüsieren wolle, daß es von Vergnügen zu Vergnügen hüpft und für nichts Sinn hat als das Vergnügen, daß es instinktmäßig nach angewöhnten Formeln handelt, daß es nichts schrecklicher findet als eine Veränderung der Dinge, bei der es m seine Vergnügungen kommen kann und die lästige Arbeit zu denken selbst übernehmen müßte, daß es das Denken lästig findet, daß es gerne gafft und schnell vergißt und in seinem Zustande den höchsten Grad von Behaglichkeit und glück sieht. Die Regierung hat, wenn sie es einmal so weit gebracht hat, nichts zu tun, als wie weiland Mazarin[französischer Kardinal und absolutistischer Staatsmann, 1602-1661] zu fragen: »Singt man noch in Paris, und lacht und tanzt man dort noch fleißig?« Sie kann mit ihm sagen: »Laßt sie singen, wir handeln.« Wer gerne lacht, ist nie gefährlich; aber ein schrecklicher Mensch ist der, der nie lacht und nie weint, weil man voraussetzen kann, daß seine Seele stärker ist als Freude und Schmerz, und dies ist kein Mann für Monarchien; er fürchtet den Tod nicht mit allen Schrecknissen, und die ganze Natur erschöpft sich umsonst in ihren Schrecknissen, sie gewinnt ihm keine Spanne ab. Menschen, denen das Leben über alles teuer ist, und die kein größeres Übel kennen als Tod und Schmerz, sind die eigentlichen Menschen für Monarchien. – Wenn Wenn man so weit ist, daß die Nation bloß in Genüssen lebt und Geist erstorben ist, dann gedeiht kein Brutus mehr. Die Stumpfheit, in die der Volksgeist versenkt ist, läßt keinen aufkommen; und in diese Stumpfheit ist das Volk selbst verliebt, weil sie dieselbe behaglich findet. Man ißt und trinkt dann gerne und saugt aus der Sinnlichkeit so recht die Quintessenz; aber nicht einmal ein empfindsames Schwelgen gedeiht. Der Mensch schwelge tierisch und sei ganz Tier. In diesem Zustande die Menschen zu erhalten, ist leichter, als solche dahin zu versetzen. (Krutthofer, 1. Band., S. 265-269) Gefällige, menschenfreundliche und resignierte Menschen, mit dem Herzen voll warmer Liebe gegen ihre Mitgeschöpfe sind immer die gefährlichsten Staatsbürger. Leicht schmelzen sie n Mitgefühl bei fremden Leiden, fühlen die Last der gedrückten Brüder mit; leicht wurzelt in ihnen Gemeingeist und bei ein klein wenig Resignation wollen sie in stolzer Schwärmerei Martyrer [sic] für die Menschheit werden. Die Menschen seinen tierische, gröbere Egoisten , denen das Vaterland eine Flasche Wein feil ist und die sich um der Menschheit willen nicht einmal einen Nagel abschneiden lassen; deren Wünsche sich bloß auf ihr teures Selbst beziehen und deren Nase für sie der Mittelpunkt ist und die Achse, um die sich das Universum umdreht! Stumpf bei femden Leiden nehmen sie bloß auf sich Rücksicht; ihre Wünsche und Empfindungen konzentrieren sich auf sie selbst, und außer ihnen haben nichts in der Welt Interesse für sie! Noch weniger darf Resignation eine Eigenschaft ihrer Seele sein. Der Egoist ist dieser Empfindung gar nicht fähig; er hält sie ohne weiters für Empfindelei und Schwärmersinn. (Krutthofer, 1. Bd. S. 272f)Im anschließenden Abschnitt, dem letzten des ersten Bandes gelang Kutthofer, einen klassizistischen Architekten, möglicherweise ein Selbstporträt als Revolutionär, in einer köstlichen ironischen Zuspitzung formuliert.
Nie aber darf dieser in dem Volkscharakter so ersprießliche Luxus auf Verefeinerung der Sitten leiten, wohin er so sehr oft eine Tendenz nimmt. Er muß sich auf Essen und Trinken beschränken, und der Untertan muß nach getragener Tagslast bei einer Kalbskeule und einer Flasche Ofner- [Ofen: deutscher Name für Buda, den rechts der Donau liegenden Teil von Budapest] oder Moselwein, bei der er sich wohltut und seines Leichnams pflegt, alle Dispute über raffinierte Gegenstände vergessen. Er kann sich mit den Anekdoten des Tages und Medisance[üble Nachrede] unterhalten; denn ist vorhinein richtig, daß die medisantsten Menschen immer zugleich die trivialsten und keines großen und edlen Gefühls fähig sind. So mag er kontent[zufrieden] leben oder sein Leben in tierischen Genüssen hinschwelgen und fett dabei werden. Dicke, fette, kugelrunde Menschen sind nicht zu Revolutionärs gemacht; ihre Wünsche gehen nicht über den Extrempunkt ihres Bauchs. Das Individuum, bei dem sich der innere Friede auf den Backen zeigt, das viel lacht, gut verdaut, schwerfällig und phlegmatisch ist, an Petitessen[Kleinigkeiten], Wein, Spiel und Liebe hängt, sich gerne putzt, schminkt, mit Essenzen parfümiert, sich selbst gefällt, ist unter jeder politischen Polhöhe glücklich, unter der seine Maschine Futter findet, und wo die Majorität so ist, da ist nichts zu fürchten, weil von den trivialen Menschen kein großer Kopf aufkommen kann. Ist aber der Kerl hohläugig, dünnwangig, bleich und klapperdürr, wie ein Windhund, so daß man ihn durch ein Nadelöhr jagen könnte, irrenden und unsteten Geistes, sanguinisch und brausend, gewandsam und sentimentalisch, gefällig und entschlossen, ernst, denkend, gravid[gedankenschwer], dem Lektüre und Einsamkeit über alles geht, der die Poltromerie[Feigheit] haßt und die Natur liebt, dann hat er Tendenz zur Revolution, und man muß seine Aktivitäten hemmen, wenn man sie nicht gewinnen kann. Der innere Gehalt des Menschen läß sich jederzeit an seinem Bauche taxieren. (Krutthofer, 1. Bd., S. 273f)Bei aller Bitterkeit behielt Kutthofer, wenigstens vorerst, das überlegene Lachen des Satirikers, kein überhebliches. Freilich errichtete er auch mit der Hilfe des französischen Geheimdienstes und der Armee nicht wovon er träumte eine deutsche Republik. Als nach 1805 die deutschen Jakobiner verstummt waren und das französische Militär ihre unbequeme Hilfe nicht im entferntesten mit ins Kalkül zu ziehen brauchte, war Kutthofers Chance vorüber, unwiederbringlich. Der nächste Schub zur Emanzipation schienen die Befreiungskriege von 1813-1815 gegen das napoleonische Frankreich zu bringen. In den linksrheinischen, erst 1798 zu Frankreich gekommenen deutschen Territorien weckte der Ansturm monarchistischer Heere gemischte Gefühle. Die Vorteile einer demokratisierten Gesellschaftsordnung – ein Erbe der Großen Revolution – schienen auf dem Spiel zu stehen. Sehr leicht konnte es schlimmer als vorher kommen, wenn mit den fürstlichen Soldaten das alte Regime restauriert werden würde. Seine Gefühle angesichts der unabsehbaren Gefahren schilderte der alte Mainzer Jakobiner Johann Baptist Neeb in dem glänzenden Aufsatz »Wert des Lachens«, ein Stück Literatur, wie es durchaus zu Neebs Lebensweg passt. Der einstige Philosophieprofessor in Bonn (1792/93) verließ in der Revolutionszeit den geistlichen Stand, heiratete und wurde Professor in Mainz, bis er sich 1803 entschloß, sein Leben als Bauer in Niedersaulheim (bei Mainz) zu beschließen. Dort war Neeb noch lange französischer Maire, dann rheinhessischer Bürgermeister.
»Herr Maire, wollen Sie keine Kosaken sehen? Es sind eben die ersten in das Dorf gesprengtM sie halten vor dem Rathause«, rief eine Nachbarin an dem Fenster meines Schlafzimmers. »Nein«, sagte ich, »wenn nur die Kosaken nicht mich sehen wollen« und wendete mich in meinem Bette herum, das Gesicht gegen die Wand. Ich hatte mich nämlich an einem sehr angstvollen Tage frühe niedergelegt, um von der Shandy’schen[Laurence Sterne: Tristam Shandy] Beobachtung, daß Schmerz und Kummer in einer horizontalen Lage am leichtesten zu ertragen sind, guten Gebrauch zu machen. Es war am 3. Jänner 1814, abends 9 Uhr.In dem Augenblicke ritten fünf Pikenträger zu meinem Hofe herein, stiegen ab, verrammelten das Tor und ihr Anführer, der französisch verstund, begehrte mich zu sprechen. Ich gab ihm Bescheid auf seine Ausspähefragen. Am Ende des kurzen Besuches kündigte er mir an, daß in zwei Stunden 2000 Kosaken mein Dorf besetzen würden; er sollte für Mann und Pferd alles zum Empfang bereithalten. »Sehr wohl«, sagte ich im Schrecken, hielt es doch, nach kurzem Bedenken, für das Klügste, mich wieder in die belobte horizontale Kage zu bequemen und nichts zu tun, was meine lieben Mitbürger aus der ihrigen stören könnte. Es war auf lange Zeit die letzte ruhige Nacht für sie und mich. Die Stille des folgenden Tages war der Vorbote großer Stürme. Ich fing damit an, daß ich an meinem Lebenskahne alle Segel einzog und manche Lust und Liebe zu Dingen dieser Welt über Bord warf. Selbst mein Dasein setzte ich auf eine sehr geringe Taxe herab. Am Abend meldete sich ein flüchtiger Jünger des Thespis[der erste europäische Tragödienautor, aus Ikaria bei Marathon; Thespiskarren = Wanderbühne]. Er war von dem Feinde aus dem benachbarten Landstädtchen[Alzey oder Wörrstadt] vertrieben; ein lahmes Pferd trug seine Kinder und den Theaterplunder; es war zugleich auf dem Rücken sehr gedrückt, konnte nicht weiter, und das Tier sah fast noch kläglicher aus als sein Herr. Ich hatte Mitleid mit beiden und bewilligte die Bitte »um gnädige Erlaubnis, sich aufzuhalten und einige Stücke zu spielen«. Doch bedingte ich mir aus, daß es uns ein Heldenstück vorstelle, das heldenmäßigste, daß er geben könne; denn mein Gemüt war finster, ich suchte Stoff zum Lachen, um es zu erheitern. Allein 500 Kosaken mit 700 Pferden besetzten am Abend noch das Dorf. Der Tempel der Musen wurde wieder zu einer Scheuer entweihet und mir die Freude benommen, in dieser Zeit des allgemeinen Elendes die Athener und den großen Perikles[demokratischer Politiker Athens, der im 5. Jahrhundert v.u.Z. den Aufstieg seiner Stadt zur Seemacht einleitete] nachzuahmen. Die Kosaken setzten unsere Gastfreundschaft auf eine harte Feuerprobe. Die Viehpest wütete in vielen Ställen, das Nervenfieber[Typhus] in den meisten Häusern, der Tod klopfte fast an allen Türen; bei der meinigen ging er für die diesmal vorüber und begnügte sich, großmütig mit dem Zehntel einer Hekatombe[Opfer von hundert Ochsen; Anmerkung von Neeb] aus meinem Viehstalle. Die horizontale Lage kam mir nur selten zugut; auch reichte sie ür die Last nicht mehr zu. Ich sah mich in meiner kleinen Bibliothek nach Beistand um. Aus dummen Leichtsinn hatte ich aber bei meinem Zuge aus der Stadt auf das Land des Boëthius[römischer Philosoph und Politiker, um 480 bis um 525] Büchlein vom Troste der Philosophie und das von Seneca[römischer Philosoph, schrieb Briefe und Tragödien, gestorben 65 n.u.Z.] über die Verachtung der Reichtümer der Fracht nicht wert gehalten. Ich war auf mein bißchen Mutterwitz beschränkt und meinem Gevatter Heinrich Fölix, der mich täglich besuchte. Wir gingen miteinander zu Rate, wie wir die schwerfüßigen Stunden so kurzweilig als möglich hinter uns bringen könnten. 500 Gäste in einem vorher schon ausgeleerten Dorfe, das Viehsterben, die bösartigen Krankheiten, alle diese Übel in der schlimmsten Jaheszeit[sic], dies war zu viel für eine Hiobsgeduld. Ich schätze die Geduld höher als alle Fälle, wo sie mich schon auf die Probe nahm, doch sie giebt gegen die Last des Lebens nur ein Kissen, aber keinen Gegendruck. Sie ist eine weibliche Tugend,; wir mußten als Männer handeln, und so wurde beschlossen, keinen Tag vorüberzulassen, ohne wenigstens eine Stunde davon zu verlachen. (Neeb, 1. Bd. S. 117-120).Wer einmal in die Gegend von Mainz kommt, tut gut daran, den mitten in Niedersaulheim (Saulheim genannt) noch stehenden Hof dieses philosophischen Bauern aufzusuchen und sich dieses großen Lachens würdig zu zeigen. Mit einen Schoppen Riesling in der Hand.
Letzte Änderung der Seite: 06. 03. 2021 - 00:03