Die vermeintliche Standarte des Lützower Freikorps im Stadtmuseum Naumburg
von Michael Gnessner
Das Stadtmuseum Naumburg besitzt eine Standarte des Lützowschen Freikorps in ihrem Fundus.
Diese Standarte ist 62,0 x 52,0 cm groß und zeigt den preussischen Adler mit Krone und Monogramm König Friedrich Wilhelm III. von Preußen . Im unteren Bereich befindet sich ein Kranz. Das Bildmotiv ist oberhalb mit den Schriftzug »Mit Gott« und unterhalb des Kranzes mit dem Schriftzug »Für König und Vaterland 1813« versehen worden.
Vor Ausbruch der Befreiungskriege erhielt der ehemalige preußische Major Adolph von Lützow, durch den preußischen König Friedrich Wilhelm III. , den Befehl ein Freikorps aufzustellen. Diesem Freikorps gehörten u.a. der Dichter Theodor Körner, den »Turnvater« Friedrich Ludwig Jahn, Karl Friesen, der Dichter Josef von Eichendorff, der Schöpfer der Kindergärten Friedrich W. A. Fröbel, Eleonore Prochaska, an. Das Freikorps operierte meistens im Rücken des Gegners, der propagandistische Erfolg dieses Korps war weitaus größer als sein militärischer Wert.
Während des Überfalls von Kitzen, wo das Königlich-Preußische Freikorps von Lützow schwere Verluste hinnehmen musste, soll der junge Lützower Jäger Karl Wilhelm Beyer das Tuch von der Standartenspitze gerissen haben um es vor dem feindlichen Zugriff zu schützen. Etwa 100 Jahre später gelangte das Fahnentuch über die Nichten Beyers in den Besitz des Naumburger Stadtmuseums.
So wurde Karl Wilhelm Beyer, der am 20.10.1794 in Alt-Worow/Kreis Dramburg geboren wurde, Träger dieser Fahne im Lützowschen Freikorps. Seine Nachfahren konnten nur berichten, das er dieses Standartentuch stets unter seinem Waffenrock getragen habe. Nach der Auflösung des Freikorps von Lützow ist er in das Infanterieregiment Nr. 29 als Offizier eingetreten. Er starb als Oberstleutnant a.D. im August 1867 in Frankfurt/Oder.
Das Standartentuch wurde im Jahre 1913 anlässlich der großen Ausstellung zur Hundertjahr-Feier der Befreiungskriege der Stadt Breslau gezeigt. An der Echtheit des Objektes bestand kein Zweifel.
Da das Lützowsche Freikorps nicht als Linienregiment aufgestellt war, sondern nur während des akuten Krieges seine Existenzberechtigung hatte, war es unüblich, das Standarten oder Fahnen für das Freikorps geführt wurden. Erst im Januar 1815, als das Freikorps in das 25. rheinische Infanterie-Regiment überführt wurde, verlieh Friedrich Wilhelm III. der nunmehrigen Linientruppe eine eigene Standarte im allgemeinen Muster der preußischen Truppenfahne. Es gibt auch Überlieferungen, das Jahn selbst eine Fahne, gestickt von den Berliner Frauen, mit sich führte.