Skip to main content Skip to page footer

Die Belagerung von Cosel 1807

von Dr. Frank Bauer

Die Situation bei Cosel vom 09.03. bis 07.04.1807

Die Reinschdorfer Batterien wurden von der Vorhut genommen. Die Feinde flohen, kehrten aber bald verstärkt zurück. Es entspann sich bei der Nepomukstatue ein erbitterter Kampf. Währenddessen war der Wachtmeister Kreutzmann mit 8 Mineurs bei der Zerstörung der Batterien, was aber nur unvollständig gelang, denn der Feind erhielt fortlaufend Verstärkung und Major von Hahn mußte das Gefecht abbrechen und sich langsam zur Festung zurückziehen. Sein Pferd wurde dabei getötet, auch sein Bursche. Leutnant König wurde von zwei Schüssen schwer verwundet.

Der andere Vorstoß ging von der Kobelwitzer Redoute aus und sollte die auf der linken Oderseite ihr gegenüberliegenden Batterien zerstören. 194 Mann und 4 Offiziere machten diesen Versuch. Die Batterien wurden im ersten Sturm genommen, die geringe Besatzung vertrieben und die Zerstörung begonnen. Durch das Feuer der Klodnitzer und Kobelwitzer Redoute wurden die allmählich zusammenströmenden Feinde zunächst abgewehrt. Als aber dann bei Klodnitz und Pogorzelletz weit überlegene Truppen auftauchten, mußte der Rückzug angetreten werden.

Beide Ausfälle kosteten schwere Verluste. 1 Unteroffizier und 27 Mann fielen, 4 Offiziere, 2 Unteroffiziere und 15 Mann waren verwundet. 4 Mann wurden vermißt. Der Feind hatte geringere Verluste.  Man hatte nun festgestellt, daß der Feind noch viel zu zahlreich war, um ihn mit den unzuverlässigen Truppen ernsthaft angreifen zu können. An den folgenden Tagen wurde deshalb mit der Artillerie den feindlichen Stellungen weiter Schaden zugefügt und die Truppenbewegungen des Feindes unter Feuer genommen.

Am 09.03.1807 versuchten zwei Artilleristen schwimmend zu desertieren. Sie wurden ergriffen und sofort erschossen. Zwei andere, die ihnen geholfen hatten, wurden zu 24maligem Gassenlaufen verurteilt. Trotz der schweren Strafen und größter Wachsamkeit desertierten vom 1. bis 10. März 95 Mann.

Am 12.03.1807 wurden 4 zuverlässige Soldaten zur Erkundung ausgesandt. Sie kamen am 13. mit zwei Bewohnern von Klodnitz zurück, die berichteten, daß der letzte Feind  das rechte Oderufer am Morgen verlassen hatte.

Der Kommandant schickte nun die Jäger des Forts Wilhelm und der Kobelwitzer Redoute auf Patrouille in die nächsten Dörfer. Eine weitere Kolonne aus Soldaten und Arbeitern wurde zur Zerstörung der Kobelwitzer und Reinschdorfer Batterien ausgesandt. Als stärkere feindliche Truppen auftauchten, ging man allmählich zurück.

Am 14.03.1807 war klar, daß das rechte Ufer der Oder feindfrei war. Sofort wurden alle vorhandenen Belagerungswerke von der Besatzung der Kobelwitzer Redoute gründlich zerstört. Man fand dabei im Sumpf an der Klodnitzer Mühle einen 24pfünder, der in die Stadt gebracht wurde.

Der Feind gab nun Dembowa und Kobelwitz auf und verlegte seine Hauptmacht nach Comorno. Zwei Kompanien und 1 Geschütz standen in Reinschdorf, ebensoviel in Wiegschütz, Rogau und Poborschau wurden ebenfalls mit je 1 Kompanie besetzt.

Die hart bedrängte Festung Cosel konnte nun nach mehr als siebenwöchiger Absperrung wieder mit der Außenwelt in Verbindung treten. Am 15.03.1807 brachten Landleute Lebensmittel in die Stadt, so daß die Preise sanken. Auch Neugierige kamen, um sich die Zerstörungen anzusehen.

In der Festung wurde mit aller Kraft an der Erhöhung der Verteidigungsfähigkeit gearbeitet. Vor allem die Belagerungsarbeiten des Feindes mußten zerstört werden. Dies gelang ziemlich vollständig. Die Einschnitte in den Wiegschützer Damm konnte man wegen der bayrischen Besatzung in Wiegschütz und Reinschdorf aber nicht beseitigen.

Unbedingt mußte die Verproviantierung der Festung durchgeführt werden, denn das Vorhandene hätte nur bis zum 18.04.1807 gereicht. Man entdeckte verschiedene feindliche Proviantdepots, deren Bestände  nach Cosel gebracht wurden. Dazu machten die Jäger Streifzüge in die Umgebung und brachten immer wieder Wagen mit Lebensmitteln in die Stadt. Man fand auch 2.000 Paar Schuhe, die man an die Soldaten verteilte. Große Schwierigkeiten bereitete die Vervollständigung der Festungsbesatzung. Man besaß nur noch 13 Kavalleristen, der Kommandant hielt aber 200 für notwendig. Es wurden Pferde auf dem Lande ausgeschrieben und Leutnant von Gröling mit der Organisation einer Kavallerieabteilung beauftragt. Bereits am 26.03.1807 trafen die ersten Pferde ein.

Prinz Biron von Kurland überbrachte am 20.03.1807 10.000 Dukaten zum Kommandanten. Am 01.04.1807 lieferte der Kreisdirektor von Lüttwitz 8.600 Dukaten, die beim Steueramt deponiert wurden.

Dann wurde der Bericht über die Belagerung durch den Leutnant von Neumann an den König abgesandt, Graf Götzen über die Situation der Festung unterrichtet. Einige Bewohner, darunter alle jüdischen Einwohner, verließen die Stadt.

Anfang April war die Zuschüttung der feindlichen Laufgräben und die Abtragung der Verschanzungen auf dem rechten Oderufer beendet. Die Festung war einigermaßen verproviantiert. Die Reiterei war verstärkt worden, da etliche Husaren und Kürassiere eingetroffen waren. Die Wälle waren ausgebessert und man sah der Zukunft mit einem gewissen Vertrauen entgegen. Die übrige Besatzung blieb aber schwach und in der Masse unzuverlässig. Zunehmende Krankheiten verringerten die Zahl der Dienstfähigen weiter. Ende März lagen 24 Offiziere, 26 Unteroffiziere, 554 Gemeine und 41 Eisbauern krank im Lazarett, 200 Genesene waren noch nicht dienstfähig.

Anfang April trafen beim Feind Verstärkungen ein, die zunächst rücksichtslos Schlachtvieh und Lebensmittel requirierten, vor allem im Kreis Ratibor. Dann gingen sie daran, das rechte Oderufer wieder zu besetzen. Am 04.04.1807 erschien der bayrische Major von Wreden mit einem Bataillon, 45 Reitern und einem Geschütz in Wielmierzowitz und Januschkowitz und schob Vorposten bis zur Oberförsterei Klodnitz vor. Ein erneute Einschließung von Cosel war nun in wenigen Tagen zu erwarten. Leutnant von Witowski führte deshalb am 05.04.1807 mit 50 Husaren, 10 Kürassieren und 25 Jägern einen Vorstoß nach Gleiwitz, um dort Insurgenten zu vertreiben. Einzelne Bauern kamen noch in die Stadt und verkauften Lebensmittel. Aber am 07.04.1807 war Cosel wieder vollständig von feindlichen Truppen eingeschlossen. Der zweite Teil der Leidensgeschichte der Stadt begann.