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»Jobsiade« - Carl Anton Kortums satirisches Heldengedicht

Der Bochumer Arzt und Schriftsteller Carl Anton Kortum (1745-1824) war der Sohn eines Mülheimer Apothekers, der sich nach seinem Medizinstudium zunächst in Elternhaus als Arzt betätigte. Von 1770 bis zu seinem Tode wirkte er als Arzt in Bochum. Er schrieb zahlreiche grotesk-komische Heldengedichte in Knittelversen, wobei wohl seine »Jobsiade« über das Leben des verbummelten Theologiestudenten Hieronimus Jobs ist. Eine Satire auf das deutsche Spießertum und das Studentenlieben.

Der Held der »Jobsiade« erblickt im Schwäbischen, genauer gesagt der Kleinstadt Schildburg, welches in der Erstausgabe noch Sulzburg hieß, das Licht der Welt. Bereits in Kindertagen war er ein ungehorsamer und fauler Bub, Auch während des Studentenlebens trinkt und spielt er lieber als zu lernen. Wie nicht anders zu erwarten fiel er durchs Examen und beginnt nun ein abenteuerliches Leben als Gesellschafter, Sekretär und Schauspieler. Zu letzt wird er Nachtwächter in seiner Heimatstadt und wird als Scheintoter begraben. Nachdem er jedoch wieder erwacht entschließt er sich erneut das Theologiestudium aufzunehmen. Diesmal gelingt ihm der Abschluss und er wird zum mustergültigen Pfarrer einer Kirchengemeinde Er beschließt den Lebensabend als Ehrendoktor und Schlossbesitzer, dass ihn eine ehemalige Geliebte vermacht hat.

Seine literarische Vorlage soll wohl der Sohn des Wattenscheider Kaufmanns und ersten Ratsherren de Boy, Johann Gerhard Ludwig de Boy, gewesen sein. Dies dürfte wohl durch die deutliche Ironie bezüglich der Ratsarbeit im Kap. 8 der »Jobsiade« anzunehmen sein. Boy galt als prahlerischer Herausforderer armer Kommilitonen und gescheiterter Kandidat in Wattenscheid.

Die erste Ausgabe erschien im Jahre 1784 noch anonym unter dem Titel »Leben, Meynungen und Thaten von Hieronimus Jobs, den Kandidaten«. Dieses Stück traf den Geschmack des Publikums und so entschloss sich Kortum im Jahre 1799 weitere Abenteuer für den Helden zu verfassen, die zusammen mit dem ersten Band unter dem Titel »Die Jobisade« im Verlag Mallinckrodt erschien.

Im 19. Jahrhundert war es ein sehr gern gelesenes Buch. So illustrierte Johann Peter Hasenclever das Werk mit begeistert aufgenommen Kupferstichen und Lithographien. Auch Wilhelm Busch machte sich 1874 daran, dass Werk zu illustrieren.

Musikalisch wurde die »Jobsiade« im Jahre 1936 von A. Barkhausen vertont. Die Uraufführung des Stücks war im Jahre 1936. Eine Oper unter dem Titel »Die Hochzeit des Jobs« schuf Josef Haas, die ihre Uraufführung im Jahre 1944 hatte. Es folgte noch eine zweite Oper, die auf dem Knittelversen Kortums fußten.

Die Erinnerung an die »Jobiade«

Im Jahre 1987 wurde auf dem Bochumer Husemannplatz der Jobsiade-Brunnen oder auch Kortum-Brunnen, der durch die Deutsche Bank im Zuge ihres Neubaus am selben Platz gespendet wurde, errichtet. Der Künstler Karl Ludwig Nuss nimmt in seiner Darstellung Bezug auf die Prüfungsszene in der Jobsiade. Die Figurengruppe besteht aus 5 Personen. Diese stellen den selbstbewussten aber unwissenden Kandidaten der Theologie sowie seine Prüfer und einem Nachtwächter dar. Auf der Brunnenplatte sind zwei Zeilen aus der Szene der Jobsiade eingraviert, die der Brunnen zeigt:

Über diese Antwort des Kandidaten Jobses
geschah allgemeines Schütteln des Kopfes

Heute ist dieser Brunnen wohl eines der beliebtesten Kunstobjekte in der Bochumer Innenstadt.

Die Kortum-Medaille der Ruhr-Universität, die an Persönlichkeiten verliehen wird welche sich um die Fakultät verdient gemacht haben, ist ebenfalls nach Kortum benannt..

Der Jobsiade-Brunnen in Mülheim an der Ruhr

Auch in Kortums Geburtsstadt Mülheim an der Ruhr erinnert heute noch ein Brunnen an die Jobsiade. Im Jahre 1938/39 schuf der Zeichner und Bildhauer Karl Ehlers (1904-1973) auf dem Kirchenhügel der Petrikirche einen Brunnen, der an den Studenten Hieronimus Jobs erinnerte. Das Denkmal lag in der Nähe des Geburtshauses von Kortum.

Durch alliierte Bombenangriffe wurde der Brunnen in der Nacht vom 22. auf den 23.06.1943 zerstört. Die Figur sollte im Rahmen des NS-Kriegsprogrammes eingeschmolzen werden. NAch dem Kriege wurde die Brunnenfigur auf einem Hamburger Glockenfriedhof gefunden und gelangte nach Mülheim zurück.

Zunächst fand die Statue einen Platz in der Grünanlage an der Ecke Bach-/Friedrichstraße. Im Jahre 2006 beschloss der Verein zur Förderung der Mülheimer Altstadt wieder an seinem historischen Ort aufzubauen. Spenden aus der Mülheimer Bevölkerung und von Unternehmen ermöglichten dieses Projekt. So wurde die Figur wieder auf einem Brunnen an der Petrikirche errichtet. Gleichzeitig wurde bei der Friedrich-Wilhelms-Hütte vier vier runde Bronzeplatten in Auftrag gegeben, die die Namen der Spender enthielten.