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Notfallhilfe für das Historische Stadtarchiv Köln

Erstellt von Michael Gnessner |

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) bewilligt Hilfen in Höhe von 600.000 € für die Rettungsarbeiten an den Beständen des Historischen Kölner Stadtarchivs.

Um das zerstörte Kölner Stadtarchiv bei der Bergung und Rettung seiner Quellenschätze zu unterstützen, stellt die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) kurzfristig 600.000 Euro zur Verfügung. Mit diesen Mitteln will das Stadtarchiv rund 2000 Findmittel digitalisieren, die inzwischen in 17 Umzugskartons geborgen werden konnten. Findmittel, also detailgenaue Verzeichnisse von Archivalien aus verschiedenen Jahrhunderten, sind die Schlüssel zu den umfangreichen Beständen des eingestürzten Archivs. Sie schaffen für alle weiteren Rettungsbemühungen, die anstehenden Schadenserhebungen sowie die langfristigen Restaurierungen eine unverzichtbare Arbeitsgrundlage.

Das Historische Stadtarchiv in Köln, das größte und bedeutendste kommunale Archiv nördlich der Alpen, war am 3. März 2009 eingestürzt. Etwa 90 Prozent der Archivalien waren dabei verschüttet worden. Um dem Archiv bei der Bewältigung der Katastrophe beizustehen, hatte DFG-Präsident Prof. Matthias Kleiner der Leiterin des Archivs Dr. Bettina Schmidt-Czaia die Hilfe der DFG angeboten. „Es ist mir persönlich und im Namen der Deutschen Forschungsgemeinschaft ein großes Bedürfnis", schrieb Kleiner am 13. März 2009, „Ihnen für die weitere Bergung und Aufarbeitung der Dokumente die Unterstützung der DFG anzubieten. Gerne stellen wir Ihnen Personal- oder Sachmittel im Rahmen unserer Fördermöglichkeiten zügig und flexibel zur Verfügung." Bereits nach dem verheerenden Brand der „Anna Amalia" im September 2004 hatte die DFG im Wege einer Soforthilfe damals der Weimarer Bibliothek knapp 500.000 Euro zur Verfügung gestellt. Eine vergleichbare unbürokratische Soforthilfe bot die Deutsche Forschungsgemeinschaft dem Kölner Stadtarchiv an.

Die Kölner Archivleitung beantragte daraufhin bei der DFG, alle geretteten Findmittel des Kölner Archivs zu digitalisieren, um „möglichst schnell die eingetretenen Verluste wie auch restaurierungsbedürftige Schäden am geborgenen Archivgut feststellen zu können", wie Archivleiterin Schmidt-Czaia in ihrem Antwortschreiben an den DFG-Präsidenten hervorhob. In der Notsituation müssten zeitnah digitale Findbücher all jenen Archiven zur Verfügung stehen, in die das geborgene Quellengut schrittweise verbracht wird. Die langwierige Schadensdokumentation sei „nur mittels einer auf mehreren Laptops abrufbaren Archivsoftware möglich, in die Daten zuvor eingepflegt wurden". Nach der ausgesprochenen DFG-Bewilligung sollen nun die Findbücher bis September 2009 digitalisiert werden. Ihre Digitalisierung steckte zum Zeitpunkt des Einsturzes noch in den Anfängen, da das Historische Archiv erst seit 2007 eine Erschließungssoftware nutzte.

Die historisch gewachsenen Bestände des Kölner Stadtarchivs sind von unersetzlichem Wert: Sie füllten mehr als dreißig Regal-Kilometer und dokumentierten mehr als ein Jahrtausend Kölner, Rheinischer und mitteleuropäischer Geschichte – von den ältesten Urkunden und Handschriften des Frühmittelalters über wertvolle Nachlässe des 19. und 20. Jahrhunderts (darunter auch der komplette Nachlass Heinrich Bölls) bis zur elektronischen Überlieferung der heutigen Kölner Stadtverwaltung. Eine ähnlich dichte und bedeutende Sammlung besaß vor dem Zweiten Weltkrieg nur das Historische Archiv in Frankfurt am Main, dessen Bestände allerdings unwiederbringlich den Bomben des Zweiten Weltkriegs zum Opfer fielen.


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