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»Vous ne veuillez bien échanger les vases?« Johann Georg Friedrich von Einsiedel und der brüderliche Eisenkunstguß

Erstellt von Michael Gnessner |

Ein Vortrag von Marcus Becker, Humbuldt-Universität, über den Berliner Eisenguß des Johann Georg Friedrich von Einsiedel in der Vortragsreihe des Berliner Arbeitskreises zur Kunst des 18. Jahrhunderts.

Im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts kam es in Mitteldeutschland zu einer relativ kurzen, dafür aber um so intensiveren Blüte des Experimentierens mit neuartigen bzw. neuartig verwendeten Werkstoffen wie Gußeisen, Terrakotta oder Papiermaché, aus denen vor allem Kopien antiker Plastik gefertigt wurden. Als Hersteller etablierten sich sogenannte Kunstmanufakturen: das Eisenwerk des Grafen Öffnet internen Link im aktuellen FensterDetlev Carl von Einsiedel im damals sächsischen Lauchhammer etwa, die Toreutika-Manufaktur des Weimarer Hofbildhauers Öffnet internen Link im aktuellen FensterKlauer oder die Carton-Fabrik im mecklenburgischen Ludwigslust. Ihnen allen gemein war, daß ihre Produkte – anders als die Gipse der zeitgleichen akademischen und universitären Abgußsammlungen – nicht als Objekte des antiquarischen Studiums Verwendung fanden, sondern eingebunden wurden in übergreifende Ausstattungskontexte von Innenräumen und vorzüglich Gartenanlagen.

Der Besitzer einer Kunstmanufaktur war gut beraten, wenn er die in Zeitschriften und Katalogen für diesen Bedarf vollmundig beworbenen Eigenschaften seiner Produkte zuvor auch im Rahmen der annoncierten Verwendungsmöglichkeiten getestet hatte, bevor er sie auf einen freien Markt warf. Öffnet internen Link im aktuellen FensterDetlev Carl von Einsiedel fand als Eigner des Lauchhammer Eisenwerks ein solches Experimentalfeld nicht nur in seinen eigenen Schlössern und Gärten, sondern auch auf den Gütern seines Bruders. Die bisher unbekannten Briefe Öffnet internen Link im aktuellen FensterJohann Georg Friedrich von Einsiedels an den brüderlichen Werksbesitzer erhellen in ihrem lebensweltlichen Pragmatismus eindrucksvoll die Lauchhammer »Erfindung des Kunstgusses in Eisen« in den 1780er Jahren im Wechselspiel von technologischer Innovation und Fokussierung auf die intendierten Verwendungskontexte der gußeisernen Antikenkopien.

In diesem Vortrag stellt Marchs Becker, Humboldt-Universität zu Berlin, SFB Transformationen der Antike, einen Aspekt aus seiner vor dem Abschluß stehenden Dissertation vor, die sich unter dem Titel »Preiswerte Götter mit der Verwendung von Antikenkopien aus unedlen Materialien um 1800« beschäftigt.

Veranstaltungsinformation:
»Vous ne veuillez bien échanger les vases?«
Johann Georg Friedrich von Einsiedel und der brüderliche Eisenkunstguß
28.01.2011 | 17:00 Uhr
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
Jägerstraße 22-23 | 10117 Berlin

Eintritt frei