Skip to main contentSkip to page footer

Tagebuch Wildenbruchs über die Mainzer Belagerung

vom Juni 1793.

Das 3te Bataillon des K.K. Infanterie-Regiments Wartensleben unter Commando des Obirstlieutenants Eder von Hartenstein, befand sich auf dem Marsche nach der Festung Condé, als dasselbe Contreordre erhielt, und zur Belagerungs-Armee nach Mainz zog.

Vom 1. bis 7. Juni marschirte dieses Bataillon von Sinzig nach der Gegend von Mainz.

Am 7. rückte das Bataillon ins Lager bei Mainz ein, Abends 7 Uhr.
Die ganze Belagerungsarmee bestand damals aus 40.000 Mann. Unser Bataillon kam auf den rechten Flügel neben das Regiment d´Alton zu stehen und wir hatten unser Lager schon unter dem eleirten Kanonenschuß.
Abends nach dem Zapfenstreich durfte, wie gewöhnlich, kein Mann sich auskleiden, die Gewehre wurden geladen, und alles blieb so in Bereitschaft.
Wir hatten auch nicht lange Ruhe. Etwas vor 12 Uhr fing die Kanonade und das Plänkeln an.
Aus unserer sogenannten Kreuzschanze wurde heftig geschossen, um die Franzosen aus der nicht weit grade entgegengesetzten Insel im Rhein zu vertreiben.
Wir aber rückten nun in eine vor unserm Lager liegende Schanze, um ihren Ausfall allenfalls zu erwarten; sie kamen jedoch nicht und wir mussten bis Morgens 4 Uhr unter dem Gewehre stehen bleiben.

8. Jun. Hier und da wurde von den äußern Posten geplänkelt.
Des Abends blieben wir wieder in Bereitschaft, hatten aber wieder Ruhe in dieser Nacht.
Nachmittags war unser Inhaber bei uns, erzählte von unserm Regiment die traurige Nachricht, daß in diesem kurzen Feldzug – seit 1ten März nämlich – schon 7 Offiziere blessirt (worunter einer todt); an Unteroffizieren und Gemeinen hatte das Regiment 130 Todte und Blessirte. Es verlor am meisten bei der Eroberung des Lagers von Famars; Ob. Lieut. Wescheling der ältere, Ob. Lieut. Scholz, Ob. Liet. Meng, Lieut. Berges sind blessirt, so wie Fähnrich Glaß, und Fähnrich Raschka starb bald an seiner Wunde.

9. Jun. Gestern geschah ein Ausfall gegen die Preußen.

10. Jun.  entstand Nachts 2 Uhr auf einmal eine furchtbare Kanonade auch klein Gewehrfeuer der Vorposten.
Wir rückten eine halbe Stunde rechts vorwärts vor unser Lager, und sahen die Kirche heiliges Kreuz genannt schon in heller Flamme, welche die Franzosen in Brand gesteckt hatten. Von unsern Jägern waren einige in dieses Dorf eingedrungen. Der Verlust von unserer Seite war sehr gering. Der Feind, welcher ein Ausfall auf unser Lager machen wollte, wurde glücklich und mit starkem Verluste zurückgeschlagen. Die Kanonade dauerter bis Morgens halb 4 Uhr.
Ich sammelte mir schon die Erfahrung, daß es für uns sehr nöthig sei, von halb 11 Uhr Nachts bis zum anbrechenden Tage wachsam zu sein.

11. Jun. Abends halb 9 Uhr mußte ich wieder auf Piquet. Gottlob 3 Nächte schon im Dienst, ohne ein Auge zu schließen. Es regnet unaufhörlich.

12. Jun. Die Preußen waren, wie wir erfuhren, in der Nacht vom 11ten wieder näher gegen Mainz vorgerückt, daher die starke Kanonade; heute am Tag Ruhe. – Nachts halb 11 Uhr wieder auf unserm Bestimmungsorte; Nachts unaufhörlich geregnet und stockfinster. Am 11. in der Nacht passirte ein sonderbarer Vorfall.
Bei dem Plänkeln wurden von unserm Vorposten 5 Mann vom Feinde gefangen und nach Mainz zum Commandanten geführt. Wider alles Vermuthen empfing solcher sie sehr menschenfreundlich, gab ihnen Geld und Brod, und ließ sie wieder ungehindert zu uns zurück gehen.
Wie man vernimmt, soll am 18ten dieses die Belagerung ihren Anfang nehmen und die 1te Parallele eröffnet werden.

Der 13., 14. und 15ten wurde mit Belagerungs-Anstalten zugebracht; Nachts, wie gewöhnlich, ausgerückt, um Ueberfälle zu verhindern.
14. und 15ten wurde ich mit einem Commando in die Verschanzungen No. 1 und 2 vor Weißenau in die Weingärten commandirt; ein fürchterliches Piuet von 36 Stunden, wo wir Franzosen an dem Schlagbaum bei Weißenau in Menge sahen, welche jedoch unsre Vorposten bei Tage sehr freundlich behandelten. Schon von Weitem legten sie ihre Gewehre ab, kamen so auf unsre Leute zu, tracirten sie mit Brod und Wein.
Mit gutem Vorbedacht ward Dieses gleich unserem Truppen auf das Schärfste verboten.
15. Juni. Beim Inhaber Graf Wartensleben gespeist; während des Discourses schlief ich trotz aller Enthaltsamkeit ein; es war auch nicht anders möglich, denn in 6 Tagen kam ich nicht in mein Zelt, war entweder auf Piquet oder sonst im Dienste, dazu die ungünstigste Witterung, da es 48 Stunden hintereinander regnete, und dabei die Nächte sehr kalt waren.
Deserteurs kamen jetzt fast täglich mit der übereinstimmenden allgemeinen Aussage: Brod und Wein sei zwar genug in Mainz, übrigens herrsche dort eine große Noth, Elend, Krankheit und Missvergnügen. Der Franz. Commandant von Kastel , welcher durch eine Kanonenkugel bei der Recognoscirng beide Füße verlor, wurde am 15. begraben.

Den 16ten. Diese Nacht soll die erste Parallele eröffnet werden; wir sind dazu theils zur Arbeit theils zur Bedeckung commandirt und erhielten auch schon unsere Instruction.

17ten. Nachmittags 4 Uhr rückten alle zur Arbeit bestimmten Truppen, an der Zahl 7.000 Mann, in das Preußische Lager.
Die Bedeckung bestand ebenfalls aus 7.000 Mann; erstere fassten Schanzkörbe, Faschinen und was sonst nötig zur Arbeit ist. Sr. Majestät der König von Preußen nebst seiner Suite wohnten dieser Fassung bei, welche bis Abends 9 Uhr dauerte.
Die Bedeckung der ersten Kolonne bestand aus Preußen und Pfälzern; nach der Bedeckung folgten die Arbeiter.
Diese erste Colonne brach auf; man marschirte in aller Stille und Ordnung bis über Heilig Kreuz, in stockfinsterer Nacht. Die Téte der Kolonne wurde unrecht geführt, man stieß auf die französischen Flnqueurs, es entstand ein verwirrtes Geschrei, die Franzosen eröffneten ein lebhaftes Feuer, Belzebub hatte sein böses Spiel, die Kolonne trat eilends in großer Verwirrung den Rückzug an. Die Pfälzer, wovon ein Theil noch zurück war, glaubten, der Feind sei im Anzug und gaben Feuer; wir Kaiserliche waren in der Mitte und wurden auf diese Art blutig bewirthet. Pellegrini verlor dabei einen braven Hauptmann, der übrige Verlust betrug an Todten und Verwundeten 50 Mann. Ich brachte in diesem Wirrwarr 28 Köpfe zusammen, welche zwar von der Unordnung auch mit fortgerissen wurden, doch brave Soldaten waren, da sie als Arbeiter ihr Schanzgeschirr und alles, womit sie sonst beladen waren noch bei sich hatten; auch kam ich während meiner Beschäftigung mit meinem kleinen Trupp zu denjenigen, welche dem nachrückenden Feind in großer Nähe waren.
Der Obristlietutenant vom Regiment d´ALton konnte sich nicht orientiren und fiel in dieser unglücklichen Nacht in die Hände des Feindes. Ein Offizier der französischen Linientruppen sprach ihn auf folgende Art an: „Mein Herr, sie mögen sich wohl sehr geirrt haben, wir sind ihre Feinde, wo wollen sie hin? Der Obristlieutenant, in größer Verlegenheit antwortete: „er wüsste nicht, wo er sey“, nu erwiederte der franz. Offizier, dann kann ich sie weder für einen Feind noch weniger als einen Gefangenen ansehen, und ließ den Obristlieutenant wieder zu unsern Vorposten zurückführen, ohne die geringste Beleidigung ihm zufügen zu lassen.
Der König von Preußen war über diese fehlgeschlagenen Anstalten entrüstet, und äußerte „er und seine Prinzen wollten übermorgen die Colonne führen und sehen ob es nicht gehen würde.“
17. Juni. Der Tag verging in Missvergnügen über die fehlgeschlagene Unternehmung; heftiger Sturm und Regen bis Morgens 3 Uhr; um diese Zeit wagten die Chasseurs à cheval einen Ausfall auf unsere Vorposten, worauf wir bis an die Waden in Koth alle ausrücken mußten.

18. Heute Nacht soll die 1te Parallele eröffnet werden. Unser Bataillon bleibt diesmal zur Reserver. Ich bin auf Piquet commandirt am Rhein in die Gemminger Schanze .

19. Verwichene Nacht wurden die Trancheen mit Ordnung und glücklich eröffnet.
Zuerst hatte unsere Bedeckung mit sämmtlichen Vorposten etwas zu thun, wurde aber bald damit fertig, und nun wurde rasch fortgearbeitet.
Aus Mainz mit Tagesanbruch eine heftige Kanonade auf die Arbeiter, welche bis Mittags dauerte, indeß ohne großen Verlust.
Aus der Zahlbacher und Albani Schanzen wurden viele Kugeln gesandt.
In unserer 1ten Linie stehen  nun schon 3 Haubitzen, von welchen unter mehreren Schüssen auch schon 2 in Mainz Visite machten.  Um halb 9 Uhr trifft unser Bataillon wieder die Bedeckung der Arbeiter.
Keine Ruhe und Rast; bin doch begierig wann ich einmal wieder eine nacht in meinem Leinwandhause zubringen kann.

20. Mein jetziger Pallast ist von sonderbarer Bauart und verdient gesehen zu werden. Er besteht aus einigen Sträuchern mit Mist gedeckt; der Sitz ist die Mutter Erde und der Tisch eine Trommel. Heute regnet es wieder ununterbrochen; die armen Leute sind alle bis aufs Hemdenaß, und sehen, so wie ich, unkenntlich aus, denn wir sind in den Tranchen.
Der König besah solche mit seiner Suite, worunter auch unser Inhaber war. Diese sahen gleichfalls nicht sehr staatsmäßig aus. Noch gut, da uns die Mainzer Kugeln alle nur im weitem Vorbeigehen besuchten und ohne viel Schaden sich dann wieder schlafen legten.

21. Gedankt sei es dem Schicksal, nach so vielen durchwachten Nächten ruhte ich endlich einmal wieder einige Stunden in meinem Zelte.
Gestern Abend wurden wir abgelöst, und da bedient´ ich mich wieder meiner Lagerstätte und fühlte mich nun auch wie neugeboren.
Eben erhalten wir Befehl unser Lager zu ändern.
Ich speise heute beim Inhaber in Hechtsheim und bin diesen Abend auf Piquet. Gern! Recht gern! Da ich nun ein wenig ausgeruht habe.Bei der Belagerung von Condé ist unser Leibbataillon, und das Obristbataillon kam gleich zur Belagerung von Valenciennes.
22. Ich befahl heute die beiden schwimmenden holländischen Batterieen (Kanonier-Chaluppen), welche hauptsächlich die COmmunication zwischen Mainz und  Kastel trennen sollten.
Heute in die Tranchen.
23. Schon seit 14 Tagen haben wir die abscheuliche Witterung, gemischt mit Regen und Kälte wie in Oktober. Hier sitze ich nun und in der Pulverkammer ganz naß und schläfrig und matt zum Umfallen und mache meine Bemerkungen mit der Bleifeder.
Die 12 Apostel von Würtzburg, schöne lange 12 Pfünder, stehen nun in der Tranche, der Fürst Bischof hat sie uns geschenkt, sie sind in drei Batterieen vertehilt, auf jeder 4 Stück und thun einen herrlichen Effect.
Heute wird das Pulver nicht geschont und aus allen neu angelegten Batterieen Bomben und Granaden geworfen; in 24 Stunden haben die 12 Apostel 800 Kugeln nach Mainz geschickt.
Wir bekamen bei Anlangung auf unserm Posten gleich 2 Todte und 6 Blessirte, denn auch aus der Festung wird stark gefeuert. Ein glied der Leute steht immer auf dem Parapet, die andern im Graben zur Bereitschaft unterm Gewehr; man denke sich hierzu die schon bemerkte Witterung, besonders Nachts, wo wir kein Auge schließen dürfen. Was doch ein armer 6 Kreuzer Soldat nicht oft ausstehen muß! O! wenn dieser keine Achtung verdient, so verdienen es wenige unter der Sonne.
O! ihr kurzweiligen weibischen Stutzer, euch wünsch´ ich nur eine Stunde um uns zu haben. Euch Männchen (Männer seit ihr nicht) gönne ich doch so eine Nacht, wie würde es da mit euch aussehen, ihr Schmerzensgeschöpfe, die schon ein kalter Wind ins Grab bläs´t.
Heute hatte ich auch das Vergnügen den Prinz Louis von Preußen, kein Schmerzgeschöpf, sondern ein braver Soldat, mit dem Prinz Max von Pfalz-Zweibrücken  in der Tranche zu sehen.
Prinz Louis setzte sich zu uns und sagte untr anderm folgende Wahrheit: „Zehnmal lieber, Messieurs, einer Bataille als einer Belagerung beiwohnen; bei der letztern sind Sie keinen Augenblick, während 24 Stunden, ihres Lebens sicher; denn so lange dauert es bis zu ihrer Ablösung, und welche Bataille in der Welt dauert so lange? Viele andere Fatiguren nicht einmal gerechnet.
24- Ungünstige sehr nasse Witterung. Gestrn 6 Uhr kam ich ins Lager, heute Abend muß ich wieder in die Tranche.

25. und 26. Mit Koth bespritzt bis an die Ohren, als ein wahrer Waldteufel kam ich gestern Abend mit meinen Arbeitern um 9 Uhr in die 2te Tranche. Die Armen mussten gleich MAuthieren tragen und wir errichteten eine zweite Batterie; zum Glück hielt der Regen eijn wenig an, auch schwieg der Feind anfänglich still, und die Leute arbeiteten unermüdet. Mit einem Male um Mitternacht begrüßte man  uns fürchterlich mit Kartätschen, wodurch einige Soldaten blessirt wurden. Wir waren bei dieser Arbeit nur noch 300 Schritt vom Glacis der Festung entfernt. Man that auch zwei Ausfälle auf uns. Bei dem letzten Ausfalle attackirte man uns von 3 Seiten; es wurde der Feind aber immer mit Verlust von unserer Bedeckung repoussirt.
Mit anbrechendem Tage wurde diese Arbeit beendigt.
Noch etwas nachzuholen: Am 24. flüchteten an 300 Einwohner mit Hab und Gut Nachts aus Mainz. Von unsern Vorposten wurden sie mit Gewalt zurückgewiesen und die Anzeige davon dem Könige gemacht. Es ward befeohlen, wenn solche nicht in Güte zurückgingen, sie mit Gewalt zurück zu treiben. Von Mainz wehrte man denselben ebenfalls den Rückzug; diese unglücklichen Leute geriethen nun in die Klemme, da man von beiden Seiten heftig auf sie feuerte, bis man denselben zuletzt den Rückzug nach Mainz wieder gestattete.
Des andern Tages geschah ein starker Ausfall, wobei die Preußen 4 Kanonen verloren.
Heute erst von einem heißen Posten zurückgekommen, und diesen Abend führt mich das Schicksal wieder in die Tranche zur Bedeckung.

27ten. Nachts gab es wieder ein großen Feuerwerk  und einen Ausfall, indeß von unbedeutender Stärke; gegenseitig ward heftig und lange andauernd gefeuert.

28, 29 und 30ten. Vorgestern wurde bestimmt, Nachts die Weißenauer Schanze, und dann Weißenau selbst zu stürmen. Graf Heister, Obrist von Gemmingen wurde der Ehrenposten gegeben, diese Colonne zu führen. Nach 9 Uhr, da es anfing zu dämmern, setzten sich die Truppen in Marsch, um halb 11 Uhr waren sie nah an ihrer Bestimmung. Man schlich sich, ohne einen Schuß zu thun, bis vor die Redoute, welche dann auf einmal von allen Seiten gestürmt wurde. Von rückwärts ward blos mit dem Bajonett vorgedrungen. Der Feind welcher überrascht, gerieth in Verwirrung; man hörte ein jämmerliches Geschrei. Die Cavallerie kam zum Soutien, und diese Schanze nebst dem Dorfe Weißenau wurden in einer Stunde von unsern braven muthvollen Teutschen in Besitz genommen.  Unser Verlust war gering; nur verlor Graf Heister dabei seinen braven Adjutanten, welchem der Fuß zerschmettert ward.
Der Verlust des Feindesward an 1200 Mann geschätzt.
Gleich nach Endigung dieses Gefechts wurde wieder eine Parallele weiter vorwärts eröffnet, wobei auch ich mit unserm Bataillon zur Deckung der Arbeiter ausrückte.
Katätschen begrüßten uns.
Die Preußen gruben sich brav in die Erde, und wir waren vor allen Ueberfaällen diese Nacht sicher.

Den 28ten währte die Arbeit ununterbrochen fort und wurde auch unter heftigen Feuern aus der Festung so viel als möglich beschleunigt.

Den 29. fiel ein starkes Regenwetter ein, welches bis zum 30. dauerte und die Fortsetzung der Arbeit etwas hinderte; doch wurde diese Nacht in den Laufgräben eine Batteie von 18 Kanonen errichtet.

Am 30. Eine schwimmende Batterie mit 2 Offizieren und 72 Freiwilligen besetzt, attaguirten  die Insel der Franzosen, welche wir auch glücklich bekamen; ein Ungefähr wollte, daß man aus Kastel das Ankertau der Batteie zerschoß, wodurch solche unaufhaltsam nach Kastel trieb. Die Soldaten baten um Pardon, welcher ihnen gleich gewährt wurde. Man beschenkte sie, einen jeden mit einem Leib weißen Brodes, und gewährte solchen allen freien Abzug.
Die Preise der hiesigen Victualien sind:
1 Pfund Fleisch        13 fr.
1 Maaß schlechtes Bier      8  “
5 Pflaumen              1 “

1. Juli. Außer alltäglichen Vorfällen nichts Wichtiges.

2. Die äußerste Tranche ist schon ordentlich hergestellt mit einem 18 Fuß´breiten Graben, einer sehr starken Brustwehr und ordentlichen Parapet. Sieben Batterieen wuren schon in solcher errichtet.

3. Diese Batterieen sind in dieser Nacht vollends zu Stande gebracht worden unter dem heftigsten Feuer aus der Festung. Die Wachteln, Granaden und Bomben machten unaufhörlich ihre Aufwartung.  Viele Leute wurden blessirt und betödtet.

4. Wurde alles herbeigeschafft.

5. Nun ist alles in Ordnung; heute auch des Königs Namenstag und es heißt, viele Batterieen und besonders solche bei Zahlbach sollen gestürmt werden durch die Preußen.

6.  Die ganze Nacht hindurch war ein tüchtiger Lärm, es wurden außerordentlich viele Bomben, Granaden und 12 und 24pfündige Kugeln verschossen.
Die Preußen stürmten Zahlbach konnten es aber nicht erhalten, und es kostete ihnen 170 Todte und Blessirte.  Das Kleingewehrfeuer dauert noch immer fort, und die Cavallerie wies die Franzosen mit blutigen Köpfen zurück; sie hatten viele Todte und Verwundete und man vernahm ein jämmerliches Geschrei.
Diese Nacht soll es nochmals auf Zahlbach losgehen und auch unsre Cavallerie dazu beordert sein.

7. Zahlbach ist von den Franzosen geräumt.
Dasselbe sollte blos mit dem Bajonette ohne zu feuern wie der Befehl war, angegriffen werden; bei Annäherung feuerten zwar die Franzosen, allein ohne Effect, und da sie die Kavallerie anrücken sahen, verließen sie Zahlbach.  Vorgesern häte es auch besser gelingen können, allein die Colonne wurde, wie man spricht, wieder falsch geführt. Heute Nachmittag gegen 6 Uhr machten sie wieder einen starken Ausfall gegen Zahlbach und rückten vor mit 6 Kanonen. Lange dauerte das Feuer mit Kanonen und kleinen Gewehr, die Preußen hatten viel Todte und Blessirte, man gab an 100 Mann, indeß schlugen solche die Franzosen mit größerm Verlust zurück und nahmen 3 Kanonen.
Eine Batterie des Feindes ist demolirt worden.

8ten. Wenn je eine Nacht stark und ohne Unterlaß gefeuert wurde, so war es die heutige.
Hessen und Sachsen nahmen Kostheim, worin noch viele Feinde waren, und sich dort verschnazt hatten.  Dann wagten die Franzosen wieder einen Ausfall gegen Zahlbach. Man machte 200 Gefangene, und an Blessirten und Todten rechnet man auch 200. Preußen, Hessen und Sachsen nahmen Kostheim. Anfangs wurden sie repoussirt und stark begrüßt, stellten sich aber wieder in Ordnung und griffen mit neuen Muthe an, wo sie sich des Dorfes bemeisterten, und den Feind zurückschlugen.
Der Verlust unserer Seits wird auf 90 Mann angegeben.
3schwimmende holländische Batterieen (Kanonier-Boote) sind unweit Kostheim angekommen und vor Anker gegangen; sie sollen die Communication Castel und Maninz unterbrechen; man erwartet mit Sehnsucht, ob diese Expedition glücklich ablaufen werde.

9. Außer dem bei Belagerungen gewöhnlichen Kanonenfeuer blieb es diese Nacht ruhig.
Gegenwärtig ist die Hitze beinahe unerträglich, so wie vor einigen Tagen der Regen und die Kälte.
Die 9te Abendstunde erwarten wir mit Sehnsucht. Nachmittags ist wieder mehr als gewöhnlich kanonirt worden.

10.  Die Nacht verstrich wieder ganz ruhig; nur gegen Morgen wurde etwas stärker kanonirt. Merlin, der zuerst das Todesurtheil des Königs von Frankreich soll unterschrieben haben, befindet sich in Mainz bei dem Commandanten.

11. Von gestrigen Abend blieb es bei uns ruhig, nur ereignete sich ein Unglück. Wir hörten zwei Explosionen, welches 2 Pulverkarren waren, die über Weißenau Munition einer Batterie zuführten. Eine Granade fiel darauf, zündete und beide Pulverkarren flogen auf, tödten und blessirten Soldaten und Pferde.
Heute früh wurde wieder heftiger kanonirt, dennoch nicht lange andauernd.Dieen Abend um 5 Uhr rückt unser Bataillon wieder in die Tranchen zur Bedeckung der Arbeiter. Jetzt wird es bei Tag und Nacht immer gefährlicher, da unendlich viele Granaden, Bomben und Kugeln in dem Laufgraben ihre Aufwartung machten, in welchen wir commandirt sind. Um 3 Uhr ward ich mit einer Abtheilung Arbeiter beordert, im Depot Faschinen und Schanzkörbe zu fassen; gegen halb 10 Uhr kamen wir in den Laufgraben an, und mußte aus der äußersten Tranchee ein Laufgraben zur 3ten Parallele gemacht werden. Unsere Bedeckung war sehr geringe und die Arbeit mit größter Gefahr verknüpft. Man bewirthete uns anfangs auch mit Kartätschen und Granaden, da diese Arbeit kaum 2000 Schritte vom Glacis der Festung entfernt war. Von 12 Uhr Nachts bis zum Anbruch des Tages hatten wir Ruhe wider unsere Erwartung, da wir einen Ausfall erwarteten. Trotz des ungünstigen Bodens arbeiteten sich unsre Soldaten in einigen Stunden tief genug in die Erde. Diese Arbeit dauerte ununterbrochen fort, bis früh halb 3 Uhr, wo sie aufgehoben wurde. Granaden und Kartätschen kamen so häufig, daß wir in der ersten halben Stunde bereits 3 Todte und 4 Blessirte hatten. Die Franzosen warfen ihre Granaden trefflich, dem viele spazierten in unserm Graben. Da die Hitze so drückend war, unsre Leute auch nichts zu essen oder trinken bekamen, so fielen viele kraftlos nieder; um 4 Uhr verließen wir unsre Arbeit und marschirten in das Lager zurück.

12. Ward Tag und Nacht kantonirt. Durch eine Bombe gerieht in dieser Nacht zu Mainz wieder ein großes Gebäude in Brand.

13. Machte ich einen Spaziergang zu den Hessen-Darmstädtern, welche 4 Stnden von unserm Lager entfernt nahe am Rhein stehen. Nachts erhob sich auf einmal am linken Flügel bei Bregenheim und Zahlbach eine schreckliche Kanonade und Kleingewehrfeuer. Ich kam von einem Mombach gegenüber liegenden Dorfe, wo ich mit einigen Kameraden supirt hatte, zurück, wir waren noch unterwegs, wir spornten unsere Pferde um schnell dieser Geschichte näher zu kommen. Es war ein starker Ausfall, der vom linken zum rechten Flügel ging, wobei die Preußen viel Verlust erlitten.
Spät Abends traf ein Kurier vom Prinzen Coburg mit der erfreulichen Nachricht ein, daß sich die französische Festung Condé  übergeben habe.
Von Sr. Majestät dem gütigen Könige von Preußen ward sofort der Befehl ertheilt, daß morgen halb 10 Uhr Victoria geschossen, und sowohl aus dem kleinen Gewehr als aus den Kanonen eine 3malige Salve gegeben werden sollte. Das Schönste war hierbei, daß einige Stunden vor Ankunft des Kuriers die Mainzer Garnison einen Trompeter zum König schickte, mit der Bitte eines ständigen Waffenstillstandes, weil man halb 12 Uhr das Jahresfest Ihrer Freiheit zu feiern wünschte. Dieses wurde auch gestattet.

14. halb 10 Uhr wurde Victoria  geschossen. Den Franzosen war anfangs das Freudenfeuer ein Räthsel und erst bei der 2ten Salve erfuhren sie davon die Bedeutung.
Am nämlichen Tage wurde wieder vom Feinde ein Ausfall gemacht. Merlin soll diesem Ausfall, wie verlautet, beigewohnt haben. Heute Abend bin ich zur Bedeckung in die Tranchee commandirt. Gegen Mittag erhielten wir die betrübende Nachricht, daß Lieutenant Baron Weschling jun. unsers Regiments bei Eröffnung der 3ten Parallele vor Valenciennes im Graen sein rechtes Bein verlor und der linke Fuß ganz zerschmettert wurde. Der rechtschaffene gute Junge ist vielleicht jetzt schon todt. Sein älterer Bruder wurde im Monat April gleich nach seinem Avancement zum Oberlieutenant ebenfalls blessirt. Beide sind von einer reichen ungarischen Familie, und dienen aus wahren point d´honneur.

15. und 16ten wieder aus einer hitzigen Lage mit matten dennoch gesunden Gliedern aus der Tranchee gekommen. In voriger Nacht wurden die Feinde aus der von ihnen neu angelegten Flesche vertrieben , solche sofort wieder geebnet, und ein starker Ausfall glücklich reponsirt. Unser Verlust dabei war 9 Todte und 37 Blessirte, auch vier Vermisste. Links wurde auch mit kleinen Gewehr nicht wenig gefeuert und unser Bataillon kam trotz diesem Feuer auf unsere Tranchee noch ziemlich glücklich davon.
Hauptmann Moser und ich suppirten diesen Abend, als wir aus der Tranchee wieder ins Lager eingerückt waren, bei unserm würdigen Obristlieutenant Eder von Hartenstein.
Derselbe sprach zu mir, auch „Sie sind satiguirt, machen sie sich nur commode, kommen in Pantoffeln, meinetwegen im Hemde,“ welcher wir auch getreulich befolgten.
Ich muß gestehen, dieses Muster eines rechtschaffenden Mannes, eines solchen tapfern und biedern Soldaten zu verlieren, würde dem ganzen Offizier-Corps äußerst schmerzlich sein, und mich betrüben, als wenn ich nochmals meinen unvergesslichen Vater verlöre.
In verwichener Nacht ward Mainz wieder bombadirt; ein Pulverdepot flog auf und ein Heumagazin gerieth in Brand.

17. Die Flesche rechts von unserer äußern Linie wurde diese Nacht von Prinz Louis von Preußen durch drei Bataillons Preußen gestürmt und genommen.
Diese Schanze hatte uns viel Abbruch gethan.
Unser Verlust war dabei ansehnlich, und bestand in 4 todten und 14 blessirten Offizieren, 12 toten und 80 blessirten Gemeinen; selbst der Prinz Louis wurde durch einen Kartätschenschuß durch die Lenden, jedoch nicht gefährlich verwundet. Der König avancirte denselben vom Obersten zum Generalmajor. Hochderselbe ist ein schöner angenehmer Herr und ein tüchtiger tapferer Krieger. Morgen reiset derselbe nach Mannheim um sich dort curiren zu lassen.

18. Die Nacht verstrich ruhig. . Ich kam zur Bedeckung in die Tranchee. Auch Jupiter ließ heute seinen Donner hören und schenkte uns einen erquickenden Regen. Niemand kann sich den Staub unangenehm genug denken, der uns bei der 3 Wochen herrschenden Dürre belästigte.

19. und 20. Gestern stand ich wieder in der äußern Tranchee, und vorgestern bei unserer Ablösung ereignete sich ein betrübter Fall. In der Batterie Nro. 26 auf dem rechten Flügel, nur an 50 Schritte vom Rhein, kam von Mainz eine 24pfündige Kugel an, welche 6 Mann blessirte und einen tödtete. Die Nacht wurde viel gefeuert.
Nach Aussage der Deserteurs soll auch unser Geschütz in Mainz 42 Todte und Blessirte bewirkt haben. Ich mußte mit 2 Zügen die links noch verfertigte Communication im Freyen decken; bei einem Ausfall sicher kein angenehmer Platz; es lief dies für mich indeß gnädig ab.
Heute besuchte ich die Batterie Nro. 26 und das zerstörte churfürstliche Schloß Faworite. Dieses Batterie beschloß die Mühen am Thore; eine wurde einmal vernichtet und setzte den Feind in große Verlegenheit. Es traf sich, daß, wie diese Mühle in Flammen stand, Cavallerie von Kastel nach Mainz auf der Rheinbrücke trottirte, es war der Mühe werth, zu sehen, als die Mühle sich entzündete, wie die Reiter davon sprengten.
Gestern wurde von unserm Bataillon kein Mann verletzt.

21. Nachts. Gegen Morgen wurde heftig canonirt, in Mainz ging wieder Feuer auf. Die Witterung ist wieder sehr kühl.

22. Heute besuchte ich darmstädter Freunde, welche auf dem linken Flügel von Zahlbach standen; ich besah alle Trancheen, Batterieen und langte wieder durch die Communicationen in Weisenau an. Besah das Dorf und Kloster und die Gegend. Das Donnerwetter vor einigen Tagen hat einen Preußischen Offizier, welcher mit seinem Reitknecht in der Nähe von Zahlbach ritt, erschlagen. Er blieb gleich todt und der Reitknecht brauchte lange Zeit, sich zu erholen.
Gegenwärtig, was fast unbegreiflich ist, schweigt von beiden Seiten das Geschütz; es ist 10 Uhr Nachts, vielleicht giebts eine Capitulation.
22. Es leben alle unsere teutschen Brüder! Singt Sieges-Hymnen, Mainz die schöne starke Festung ist in unsern Händen! Hat capitulirt;  diesen Morgen früh um 5 Uhr ist der Sohn unseres Inhabers mit dieser frohen Nachricht nach Wien abgegangen.
Die Franzosen kommen zu uns an die Trancheen, sprechen mit uns und bezeugen ihre Freude, daß ihr Elend geendigt sey. Diesen Abend besetzen unsere Truppen die Thore. Wir geben noch immer Wachen in die Tranchee bis zum Ausmarsch der Garnision. Es trifft mich heute Abend die Tour in die Trancheen.

23. u. 24. Gestern Abend kam ich aus der jetzt angenehmen Tranchee.  Es ist ganz richtig, der Commandant von Mainz d´Oyre hat die Festung Mainz übergeben.
Die kaiserlichen Truppen haben bereits 3 Schanzen, Albani, Carl und Elisabeth besetzt.
Unser Bataillon, was in der äußersten Parallele stand, besetzte die Elisabeth-Schanze.
Wir gingen auf das Glacis und in die Batterieen und unterhielten uns mit den französischen Offizieren; nicht weniger kamen die Franzosen in unsre Laufgraben. Die Linientruppen waren mit der Uebergabe der Festung zufrieden, aber keineswegs die Nationalgarden, welche nicht wenig über ihren Commandanten schimpften; unter diesen und den Linientruppen scheint gar keine Harmonie zu herrschen.
Die Mainzer Schanzen hatten von unserm Feuer schon bedeutend gelitten, viele sind stark zusammengeschossen. Nach Aussage der Franzosen fehlte es gar noch nicht an Brod und Wein; an Fleisch war indeß großer Mangel. Man hatte an 1000 Kranke und Blessirte, und daüfr keine Medicamente; auch fehlten die Flintensteine der Art, daß die zum Ausfall commandirten Soldaten soclhe von denjenigen mitnahmen, welche in der Stadt zurückblieben. An Pulver fehlte es nicht, mehr an Kugeln. An Butter, Speck und Fett war auch großer Mangel. Es darf noch kein Mensch nach Mainz hinein.
Das kaiserl. Regiment Pellegrini ist diese Nacht bereits zur Wurmserschen Armee aufgebrochen; es war höchste Zeit, daß die Uebergabe von Mainz erfolgte; die französische Armee hat beträchtliche Verstärkungen erhalten, und Wurmser verlangt dringende Hilfe.
Von unserm Corps sollen die Regimenter Bender, Manfredini und Gemmingen zur Wurmserischen Armee, und wir mit den andern Bataillons marschiren Nachts den 25. nach Trier und in das luxenburgische Gebiet.
Die Preußen, Hessen und Pfälzer haben Mainz besetzt.

24. Ich war Nachmittags in Marienborn. Die Chaussee von Mainz war mit einer Menge Neugieriger zu Pferde, zu Wagen und zu Fuß bedeckt um die ausziehenden französischen Truppen zu sehen. Nach 3 Uhr kam die 1te Colonne, sowohl Cavallerie als Infanterie nebst 6 Stück Geschütz, auch mit fliegenden Fahnen und klingendem Spiele. Darunter waren Knaben von 10 bis 16 Jahren. Mr. Merlin mit einer Bedeckung vor der Colonne, in einem grünen, sammetnen Oberrocke und der National-Schärpe. Derselbe ist ein Mann in den besten Jahren, sieht gesund und gut aus, trägt einen kleinen Schnauzbart. Er scheint nach seiner Physiognomie zu urtheilen ein durchtriebener, denkender Kopf zu sein.
Die Garnison wird in 3 Kolonnen, jede ungefähr zu 3000 Mann von Infanterie und Cavallerie, escotiert. Der Marsch geht nach Saarlouis. Den 26. marschiert die letzte Colonne aus.
Die Uebergabe der Festung kommt uns im dringensten Augenblick; ich bin aber sehr froh, daß ich nicht d´Oyré heiße.

25. bis 26. Gestern früh marschirte die 3te Colonne aus, nimmt gleichfalls ihren Marsch nach Saarlouis. Von Kugeln und Pulver sah ich zu Mainz noch ein großes Magazin auf der Rheinseite. Auch sind die innern Festungswerke und nächst dem Rhein kaum beschädigt. Man muß fast denken, daß der Mangel an Medizin die Uebergabe herbeigeführt hat.
Das Churfürstliche Schloß oder Herrenhaus und einige andere schöne Gebäude sind von den Franzosen zu Spitälern eingerichtet worden, worin sich, wie es jetzt heißt, an 3000 Kranke und Blessirte befinden sollen.
Die Besatzung bestand aus 22.653 M. Bei dem Nachzählen nach Abschluß der Capitulation fanden sich noch 17.308 M. Es ergiebt sich also ein Abgang von … 5345 Mann, worunter 1.959 Todte und 3.055 Kranke und Verwundete und 322 Deserteurs. Die verbrauchte Munition berechnen die Franzosen:
681.850 Fl Pulver, 106.152 Kugeln, 10.278 Bomben, 19.090 Haubitz-Granaden, 6.592 Granaden, 16.180 Kartätschen, 9.500 FL gehacktes Eisen, 35.000 FL gegossenes Eisen, 3.003.040 Flintenpatronen. Geschütz wurde unbrauchbar, 107 Kanonen, 6 Haubitzen, 11 Mörser. Ueberdem fehlten für 60 Kanonen das richtige Kaliber so, daß gegen Ende der Belagerung es an hinlänglichem Geschoß fehlte.
Die Ausgewanderten jeder Classe sind wieder in die Stadt zurückgekommen.
Ueber die zurückgebliebenen Clubisten geht es jämmerlich her: die Mainzer selbst suchen sie auf, oder verrathen ihren Aufenthalt und visitiren in Begleitung von Preußischen Militär alle Schlupfwinkel der Stadt; unter den heutigen Gefangenen befanden sich auch wieder zwei Geistliche.
In Mainz stand noch der Freiheitsbaum, welchen eine unserer Bomben gespalten und zerrissen hatte. Zuletzt gingen wir in einen Gasthof und tranken mit edlem Rheinwein auf das Glück unserer Waffen.

26ten Nachts 1 Uhr wurden die Zelte abgebrochen.
Toscanna Cavallerie, Wartensleben, Callenberg und d´Alton brachen gegen 2 Uhr auf. Unser Bataillon marschirt über Mirges, Niederulm, Niederzahlheim nach Staudekelhemim, Münster, Appel, Alzey, Lautereck, Trier, Luxenburg, Arlon, Namur nach Charleroi an die Sambre zur Armee in den Niederlanden.