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Napoleons Aufruf »An die Sachsen«

vom 10.10.1806.

Sachsen!

Die Preußen haben euer Land überfallen. – Ich betrete dasselbe euch zu befreien. Sie haben gewaltsam das Band eurer Truppen aufgelöst und ihrer Armee angeknüpft. Ihr sollt Blut vergießen, nicht nur für ein fremdes, sondern sogar für ein euch entgegengesetztes Interesse.

Meine Armeen waren eben im Begriffe, Deutschland zu verlassen, als euer Gebiet verletzt wurde, sie werden nach Frankreich zurückkehren, wenn Preußen eure Unabhängigkeit anerkennt und den Plänen entsagt haben wird, die es gegen euch im Schilde führt.

Sachsen! Euer Fürst hat sich bis jetzt geweigert, solche pflichtwürdie Verbindungen einzugehen; wenn er sie seitdem eingegangen, so wurde der durch den Einfall der Preußen hierzu gezwungen.

Ich war taub gegen die eitle Herausforderung, welche Preußen gegen mein Volk richtete, so lange taub als es nur auf seinem Gebiet in Waffenrüstung trat. Dann erst als es euer Gebiet verletzte, hat mein Minister Berlin verlassen.

Sachsen! Euer Loos liegt jetzt in eurer Hand. Wollt ihr im Zweifel stehen zwischen denen die euch unterjochen, und denen die euch schützen wollen? Meine Fortschritte werden die Existenz und Unabhängigkeit eures Fürsten, eurer Nation befestigen. Die Fortschritte der Preußen würden euch ewige Fesseln anlegen. Heute würden sie die Lausitz, morgen die Ufer der Elbe verlangen. Doch was sag´ ich? Haben Sie nicht alles verlangt? Nicht schon längst versucht euren Beherrscher zur Anerkennung einer Oberherrschaft zu zwingen, die unmittelbar euch aufgelegt, euch aus der Kette der Nationen reissen würde?

Eure Unabhängigkeit, eure Verfassung, eure Freiheit würden dann ein bloßer Gergenstand der Erinnerung sein, und die Namen eurer Vorfahren, der tafpern Sachsen würden sich entrüsten, euch ohne Wiederkehr von euren Nebenbuhlern, unter das Joch so lange vorbereiteter Knechtschaft gebeugt, und euer Land zu einer Preußischen Provinz herabgewürdigt zu sehen.

Gegeben in unserm Kaiserlichen Hauptquartier zu Erfurt am 10. Oct. 1806.

Napoleon.

Zur Ausfertigung
Der Major General, Fürst Neuchatel und Valenzin
Marschall Berthier