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Zittauer Proklamation

vom 21.05.1809.

An meine Landsleute!

Welcher Deutsche sollte nicht mit mir das Unglück seines Vaterlandes fühlen?

Welcher ist unter uns, der nicht vereint zu den Waffen greife? Jetzt oder nie ist der Zeitpunkt gekommen, wo wir Deutsche für unsere gesetzliche Freiheit kämpfen können. Wir sehen, dass bereits ein Teil unserer Landsleute im Kampfe begriffen ist, und wir sollten ruhig diesem zusehen, ohne auch unsererseits Hand an das Werk zu legen?

Wenn wir Deutsche früher Schlachten verloren, so lag es darin, dass wir nicht vereint handelten, dass man unter uns Missverständnisse erhielt und durch Ränke das über uns zu gewinnen wusste, was eine kraftvolle deutsche Nation vereint nie gestattet hätte. Jetzt trete daher Alles zusammen, ihr mögt Nord- oder Süddeutsche, diesem oder jenen Fürsten untergeordnet sein. Alles greift zu den Waffen!

Ich bin bereit, auch nach meinen Kräften das Äußerste für mein Vaterland zu unternehmen; doch da man uns vielleicht nicht die Zeit lässt, uns ganz zu sammeln, um in Masse auf einen Punkt zu wirken, wie unsere Feinde es mit uns machen, so müssen wir in kleinen Abteilungen handeln. Der kleine Krieg ist derjenige, den ich meinen Landsleuten anempfehle;: Ihr könnt mit schwachen Trupps wichtige Dienste leisten, Euch auf die Kommunikation des Feindes werfen, Coudiere, Rekrutentransporte, Magazine, Artillerie, mit einem Worte, Alles, was ihm gehört, weg führen oder vernichten.

So handele jeder, welcher zu weit entfernt ist, um sich an mich anzuschließen, alle Anderen aber fordere ich auf, zu mir zu eilen; ich werde jeden gern und willig aufnehmen, nur muss keiner auf einen Rang bestehen, in sofern er nicht die Verdienste dazu hat, oder durch Führung von Mannschaften sich dessen würdig macht.

Für meine Truppen fordere ich Nichts, als Essen und trinken, keine Gelderpressungen oder Misshandlungen der Untertanen finden statt, sondern ich verspreche vielmehr, den Untertanen Abgaben zu erlassen, niemand aus seinem Amte zu setzen, und bleibt dies den rechtmäßigen Besitzer der einzelnen deutschen Provinzen überlassen.

Auf denn, zu den Waffen! Lasst uns zeigen, dass wir Deutsche sind, die für ihre Gesetze, Verfassung und gegen Bedrückung kämpfen.

Welche Deutschen kann es unbekannt sein, wie meine Familie ungerechterweise aus den Besitzungen meiner Voreltern vertrieben worden, und wer kann daher mehr Ursache finden, sich mit aller Wärme an Euch an zuschließen, und Euch zum Beistande aufzufordern, als ich!

Zittau, den 21. Mai 1809
Friedrich Wilhelm
Herzog zu Braunschweig-Oels