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Aufstellung freiwilliger Verbände in Mecklenburg

vom 25.03.1813.

Die Treue und Anhänglichkeit Unserer geliebten Untertanen haben in jedem Augenblicke Unserer Regierung Unser größtes Glück ausgemacht. Sie sind Unsere Stütze, Unser Trost in den verhängnißvollen Zeiten gewesen, welche so vorzüglich Unser theueres Vaterland belastet haben.

Diese, in jedem Wechsel der Dinge erprobte Treue erfüllt Unser landesväterliches Herz mit den Gefühlen der reinsten Dankbarkeit.

Jetzt ist eine neue Zeit aufgegangen, die eine glückliche Zukunft verspricht. Des großmüthigen Kaisers von Rußland siegreiche Heere bringen dem deutschen Vaterlande die lange entbehrte Freiheit wieder.

 Es gilt nichts Geringeres als Deutschlands Befreiung für immer. Zu diesem großen heiligen Zwecke muß Alles, was deutsch sich nennet, mit voller und ausdauernder Anstrengung mitwirken. Nur so kann das hohe Ziel erreicht, nur so das Glück verdient werden, welches Alexanders heilbringende Gesinnungen uns darbieten.

Wir rechnen es Uns zur Ehre, unter Deutschlands Fürsten einer der ersten zu sein, der das Beispiel reiner Vaterlandsliebe giebt, und Wir sind entschlossen, alle Unsere Kräfte aufzubieten.

Zu dem Ende wollen Wir auch ein Korps regulärer Infanterie, von welchem Unsere Leibgarde den Stamm ausmachen soll, und ein Korps Jäger errichten, und fordern hiedurch Unsere getreuen Unterthanen, olme allen Unterschied der Geburt und des Standes, auf, sich zu diesem Zwecke zu vereinigen; überzeugt, daß Wir nur dem allgemeinen Wunsche entgegen kommen, indem Wir die Gelegenheit darbieten, durch die That zu zeigen, daß in dem Herzen der Mecklenburger reiner deutscher Sinn und Liebe für Fürsten und Vaterland treu bewahrt geblieben sind.

Zuerst fordern Wir hiermit diejenigen auf, welche bereit sind, sich freiwillig unter die reguläre Infanterie zu engagiren, wo ihnen Montirung, Waffen und der gehörige Sold gereicht werden sollen.

Sie haben sich deßhalb bei Unserm Generalmajor von Fallois in Rostock fördersamst zu melden, und von ihm das Weitere zu gewärtigen; da Wir, nachdem bereits der Stamm der Brigade mit einigen 100 Mann fürs Erste nach Hamburg ausmarschirt ist, denselben zur weiteren Organisirung dieser Brigade beauftraget haben.

Sollte sie bis zum 15ten April wider Unser Hoffen und Erwarten nicht durch freiwilligen Zutritt vollzählig geworden sein, so wird freilich zur Anschaffung der alsdann noch fehlenden Mannschaft die sonst hiermit suspendirte Subscription eintreten müssen.

Wer sich jetzt freiwillig stellt, hat seine völlige Freiheit, nach beendigtem Kriege seinen Abschied zu nehmen, und ist alsdann nicht allein von aller Konscriptionspflichtigkeit frei, sondern hat auch, wenn er gut gedient hat, zu erwarten, daß Wir bei Besetzung solcher Stellen, zu denen er Geschick hat, vorzüglich auf ilm Rücksicht nehmen werden. Es wird übrigens jeder zum Militärdienst tüchtige Mann angenommen, nur nicht, wer unter 19 Jahr alt ist.

Wegen des Jägerkorps, und in wie ferne es zu Fuß, oder auch zum Theil zu Pferde errichtet werden dürfte, soll binnen den nächsten 8 Tagen das Nähere bekannt gemacht werden; nur wird hiermit im Voraus angezeigt, und von Uns erklärt, daß jeder zu solchem Jägerkorps tretende Mann sich auf seine eigne Kosten wird equipiren und armiren müssen, und daß Wir vorzüglich wenigstens einige 100 gelernte Jäger zu haben wünschen.

Jede Obrigkeit in Unsern Landen hat für die Austheilung der mit dem off. Wochenblatt ihr zugehenden Exemplare dieses Aufrufs zu sorgen, und auf die Stellung dienstfähiger Mannschaft nach ihren Kräften möglichst mitzuwirken; allen Predigern aber in Unsern Landen befehlen Wir, an den beiden ersten Sonntagen nach Empfang dieses Aufrufs, denselben mit einer kurzen anpassenden Ermahnung von den Kanzeln zu verlesen.

Gegeben auf Unserer Vestung Schwerin den 25sten März 1813.

Friedrich Franz.

A. G. v. Brandenstein

Quelle:
Francke, H.: Mecklenburgs Noth und Kampf vor und in dem Befreiungskriege, 1835