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Titel

vom .

An Seine Exzellenz
den General der Kavallerie Herrn v. Blücher

Kurzer Bericht über die Bewegungen des Königlichen Preußischen Freikorps

1. Es waren bereits mehrere Abteilungen des Korps an verschiedenen Orten über die Elbe gegangen, hatten des Feindes Rücken beunruhigt und seine Positionen rekognosziert. So hatten die Kosaken unter dem Major v. Ellwanger und die Ulanen des Korps, die den linken Flügel bildeten, nachdem sie bis auf das Glacis von Magdeburg geritten waren und sich dann bis Bardeleben zurückgezogen hatten, daselbst ein glückliches Gefecht mit 2000 Mann Infanterie und 140 Mann Kavallerie, die ihnen aus Magdeburg nachgerückt waren. Sie warfen sie auf das Vollkommenste, nahmen ihnen mehrere Gefangene ab und eroberten einige Wagen mit Blei. Darauf ging ich mit der ganzen Kavallerie des Korps, gegen 400 Mann, bei Tangermünde über die Elbe, marschierte über Stendal und Letzungen nach Erxleben,wo ein Kurier aufgefangen wurde, und setzte dann meinen Marsch über Hadmersleben nach Heteborn fort. Der Feind, der sich nach des Generals Tschernitscheffs Abmarsch aus Halberstadt mit 300 Mann Infanterie, 500 Pferden und 12 Kanonen wieder hineingeworfen hatte, zog sich bei unserer Annäherung nach Braunschweig zurück. Wir schnitten hierauf in forcierten Märschen auf dem Wege nach Weimar alle Militärstraßen ab, wobei wir leicht die unbedeutende Anzahl der sich im Rücken der großen Armee zusammenziehenden Truppen beurteilen konnten.

Unterwegs nahmen wir einige Offiziere gefangen und hoben mehrere Depots und zwei Kuriere auf. Als wir uns Weimar näherten, zog sich die dortige Garnison nach Erfurt zurück; als dort eine bedeutende Macht von mehreren Tausend Mann Miene machte, uns zu bedrängen, warfen wir uns von Buttelstedt aus in den Wald von Rastenberg, hielten uns dort verborgen und erweckten so bei dem Feinde die Meinung, als wären wir über die Unstrut zurückgegangen.

Als die Nacht hereinbrach, ließ ich aufsitzen, ritt mitten durch drei von dem Feinde sehr stark besetzte Dörfer über die Militärstraße von Weimar und Saalfeld nach Jena, setzte über die Saale, griff ein Detachement feindlicher Truppen an und nahm 14 Mann gefangen; die übrigen entkamen in den Wald. Darauf marschierte ich nach Roda. Ein Kommando von 200 Mann feindlicher Infanterie ward hier aufgehoben. Als ich aber erfuhr, dass sich mehrere feindliche Truppen zusammenzögen, um uns anzugreifen, und dass von Jena aus stark detachiert wurde, so marschierte ich in der Nacht bis Neustadt, wo ich den ersten Rasttag hielt. Darauf ging ich ungestört über Schleiz, wo der Leutnant Wedel Tags zuvor das dortige Militär, 68 Mann stark, ganz allein zu Kriegsgefangenen gemacht hatte, über Mühltroff, Flauen und Ölsnitz hierher an die Grenze von Bayreuth und will heute noch Hof entweder nehmen, oder, ist es zu stark besetzt, wenigstens alarmieren. Ich habe jede Ursache, mit dem Mute und der Ausdauer meiner Truppen höchst zufrieden zu sein. Sobald es ein ruhiger Augenblick erlaubt, sollen Ew. Exzellenz einen genauen Bericht erhalten; jetzt zwingt mich die Unsicherheit meiner Lage und sogar der Mangel an allen nötigen Schreibmaterialien zur Kürze.

Marschquartier Aussig bei Hof, am 8. Juni 1813.
 

 v. Lützow

Quelle:
Lange, Fritz (Hg.): Die Lützower - Erinnerungen Berichte Dokumente, Berlin 1953