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Augenzeugenbericht über die Sprengung der Augustusbrücke in Dresden

vom 19.03.1813.

Der Bericht des ehemaligen Oberjägers im Lützower Freikorps Anton Probsthan (24.02.1792  - 31.12.1882):

Am 25. August brachen auf Anordnung von Lützows ungefähr 150 Lützowsche Reiter, welche sich freiwillig gemeldet hatten, vom Dorfe Barsow auf, um das bei Schwerin stehende Korps des Marschall Davoust zu umgehen, sich an der, von Gadebusch nach Schwerin führenden Landstraße versteckt zu halten und von Hamburg kommende Proviant-Transporte wegzunehmen. Ohngefähr eine gleiche Anzahl Kosaken schloss sich unserer Kavallerie an. Nach einem sehr beschleunigten Marsche langten wir am Abend auf einem Landgute an, wo wir sämtlich die Nacht blieben und dann am 26ten August an die Nahe Landstraße rückten. In einem Walde, der auf der einen Seite aus hohen Kiefern, auf der andern Seite aus einer sehr dichten Schonung bestand, wurde Halt gemacht. Ein Teil der Kavallerie unter dem Kommando des Leutnant Lützow, eines Bruders des Majors, hatte die Bestimmung, den etwa kommenden Feind an der Seite anzugreifen, der andere Teil nebst den Kosaken hatte ihm den Weg nach Schwerin abzuschneiden. Vielleicht nach zwei Stunden näherte sich von Gadebusch her ein Wagenzug und als derselbe in der Nähe des Waldes gekommen war, wurde die Begleitung aus Gendarmen und Musketieren des 105. französischen Linien-Infanterieregiments bestehend, angegriffen. Unbegreiflicher Weise gelang es einem Teile dieser Begleitung sich in die Schonung zu werfen und nun aus gedeckter Stellung ihre Kugeln zu senden, von denen auch bald ein Husar und ein Ulan getroffen wurden.

Zufällig begegnet mir der 70jährige Rittmeister Fischer, der sich in höchster Erregung über das Misslingen der Attacke aussprach und versicherte, dass er nie in seinem Leben so dummes Zeug gesehen habe, als hier gemacht worden sei. Nachdem ich diese Mitteilung empfangen, kommt mir Körner entgegen und sagt: »Der Major hat befohlen, die Franzosen aus der Schonung zu vertreiben und ich möge mitkommen, um mich denen anzuschließen, die er bereits gesammelt habe«.

Das geschah und an einer Stelle, wo einige Kiefern standen, der Schonung vielleicht 100 Schritte gegenüber, sammelten wir uns, während Körner in schräger Richtung, seine rechte Seite der Schonung zugewendet, vor uns hielt. Während wir über die Unmöglichkeit sprachen, in die sehr dichte Schonung einzubringen und die Franzosen daraus zu vertreiben, fiel ein Schuss und Körner ruft »Mich haben sie gut getroffen« legt die Hand in die rechte Seite, neigt sich rücklings nach rechts, fällt vom Pferde und ist sofort tot.

Der Leutnant Fischer und der Oberjäger Helfritz nahmen die wertvollen Gegenstände des teuren Toten an sich und dann trugen wir ihn zu einem der erbeuteten Wagen, wo wir ihn so gut zu betten suchten, als es möglich war. Als wir noch damit beschäftigt waren, brachen einige Kosaken die Leiche eines jungen, schönen Mannes, eines Grafen Hardenberg, der sich den Kosakenkorps des Oberst Tettenborn angeschlossen hatte und durch den Kopf getroffen war.

Ich bin der einzige noch lebende Zeuge bei dem Tode Körners und ich sage die Wahrheit!

Alle Berichte, die ich über seinen Tod gelesen, namentlich die der bekannten »Gartenlaube«. sind falsch.

Quelle:
Privatarchiv EPOCHE NAPOLEON