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August Neidhardt von Gneisenau an seine Gattin Karoline

vom 23.09.1813.

Bautzen, den 23. September 1813.

In einer so langen Ruhe als jetzt haben wir uns in diesem so tatenreichen Kriege nicht befunden. Die vorteilhafte Stellung des Feindes auf beiden Ufern der Elbe und das befestigte Dresden sind hieran Ursache. Es bereitet sich indessen ein neuer Akt des großen Trauerspieles vor, und wenn nur die Schauspieler auf unserer Seite ihre Rollen gut ausfüllen, so soll, hoffe ich, das Stück einen guten Ausgang nehmen.

August ist wohl und munter. Ich hoffe, daß er nicht, wie du in Deinem Briefe an ihn befürchtest, verwildere. Er ist fast immer in guter Gesellschaft. An meinem Tisch speisen mehrere von denen, die vorher als Gelehrte oder in Staatsämtern lebten und jetzt erst die Waffen ergriffen haben. Die Unterhaltung derselben gehört also unter die gewählteren. Eine solche Gesellschaft ist oft unterrichtender als Bücher, obgleich ich wohl wünschen möchte, August fände an letzteren etwas mehr Geschmack als an Pferden.

Quelle:
Gneisenau, Neidhardt von: Briefe 1813