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An den Tod

Wenn er, hohe Freude im Geleite,
Kommt, der Tag im hellen Purpurkleide,
Und der Frühling ihm zur Seite geht, -
Wenn ihm, schwebend auf umglänzten Flügel,
Froh entgegen jauchzen Thal und Hügel
Und sein goldnes Haar der West umweht.

Wenn im Thau die ersten Rosen glänzen,
Muntre Bäche junge Veilchen kränzen,
Und die Bäume farbenprächtig blühn,
Wenn der Abend uns mit Schatten lohnet,
Wenn der Mond am stillen Himmel thronet
Und die Sterne in den Quellen glühn -

Wenn dies alles himmlisch zu verschönen,
Er – der liebste mir von Menschensöhnen
Nahet, freundlich so wie die Natur;
O dann schwindet mir, von ihm umschlungen
Und von seinem heißen Kuß durchdrungen,
Nacht und Morgen und der Glanz der Flur.

Tod! dann bist du mir der schönste Segen! -
Sehnend wallt mein Busen dir entgegen,
Komm! ruf ich, und führe mich dorthin,
Wo des Morgens Purpur nie erbleichet,
Wo den Frühling nie der Herbst erreichet,
Wo ein trüber Abend nie erschien. -

Wo am Bach die Bäume ewig blühen,
Unter Purpur-Rosen Veilchen glühen,
Wo sich Frieden ohne Trennung küßt. -
Und wo alles dieses zu verschönen,
Er – der liebste mir von Menschensöhnen
Ewig mein vor allen Engeln ist.