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An meine Eltern.

Ihr, die Jehovahs: Sterbet! aus dem Kreise
Der Zeitlichkeit mir allzufrüh entrückt,
Ihr, die ihr nun nach guter Engel Weise
Auf mich herniederblickt.

     Mein Vater, du, den ich nur angestammelt,
O Dank für deine wache Zärtlichkeit,
Die mir mit Blumen, mühsam eingesammelt,
Des Lebens Bahn bestreut.

     Du starbst, kein Arzt, kein Flehen konte wehren
Dem kläglichen, dem schleunigen Verlust;
Ich weint’ um dich, doch war der Werth der Zähren
Mir damals unbewußt.

     Von dir erst hab’ ich diesen Werth gelernet,
Du, die mir Mutter, Freundin, Alles war;
Die oft mein Ohr verschloß, mein Aug entfernet
Von reitzender Gefahr.

     Die mich gelehrt schon in der frühsten Jugend
Ein Feind vom Aberglaub’ und falschen Schein,
Ein Hasser einer mürrischstrengen Tugend,
Sanft, und ein Christ zu seyn.

     Oft steh’ ich da vor deinem Bild’, und weine,
Daß meine süsse Freundin mich verließ,
O daß mein Herz, so zärtlich, als das deine,
Mir früh der Tod entriß.

     O dir entriß er nichts – dir ward ein Leben,
Durchstrahlet von dem Glanz des Ewigen;
Doch wirst du noch, von Seraphim umgeben,
Auf meine Thaten sehn.

     Wirst, schmeichl’ ich mir, mit meines Glückes Gründung
Noch mütterlich, wie hier, beschäftigt seyn,
Beschäftigt jede Regung, jed’ Empfindung
Der Tugend ganz zu weihn.

     Wirst, wenn ich thöricht falsche Wege wandle,
Bestrafen meine stolze Sicherheit;
Wirst doppelt fühlen, wenn ich edel handle,
Des Himmels Seligkeit.

     Und schliche je, kaum wag’ ich es zu denken,
Sich Niedrigkeit in dieses Herz hinein;
So wird die Furcht, Geliebte, dich zu kränken,
Mein zweyter Schutzgeist seyn.