Skip to main contentSkip to page footer

Des Knaben Wunderhorn

Eine Liedersammlung von Joachim von Armin und Clemens von Brentano

Gott grüß Euch Alter

Fliegendes Blat.

        »Gott grüß euch Alter, schmeckt das Pfeifchen?
        Weißt her! ? Ein Blumenkopf
        Von rothem Thon mit goldnem Reifchen:
        Was wollt ihr für den Kopf?«

        »O Herr, den Kopf kann ich nicht lassen,
        Er kömmt vom bravsten Mann,
        Der ihn, Gott weiß es, einem Bassen,
        Bey Belgrad abgewann.

        Da, Herr, da gab es rechte Beute,
        Es lebe Prinz Eugen!
        Wie Grummet sah man unsre Leute
        Der Türken Glieder mähn.«

        »Ein andermal von euren Thaten!
        Hier, Alter, seyd kein Tropf:
        Nehmt diesen doppelten Dukaten
        Für euren Pfeifenkopf.«

        »Ich bin ein armer Kerl, und lebe
        Von meinem Gnadensold,
        Doch, Herr! den Pfeifenkopf, den gebe
        Ich nicht um alles Gold.

        Hört nur: Einst jagten wir Husaren,
        Den Feind nach Herzenslust,
        Da schoß ein Hund von Janitscharen
        Den Hauptmann in die Brust.

        Ich hob ihn flugs auf meinen Schimmel,
        Er hätt' es auch gethan,
        Und trug ihn sanft aus dem Getümmel
        Zu einem Edelmann.

        Ich pflegte sein. Vor seinem Ende
        Reicht er mir all sein Geld,
        Und diesen Kopf, drückt mir die Hände,
        Und blieb im Tod noch Held.

        Das Geld must du dem Wirthe schenken,
        Der dreymal Plündrung litt,
        So dacht' ich, und zum Angedenken,
        Nahm ich die Pfeife mit.

        Ich trug auf allen meinen Zügen,
        Sie wie ein Heiligthum,
        Wir mochten weichen oder siegen
        Im Stiefel mit herum.

        Vor Prag verlohr ich auf der Streife
        Das Bein durch einen Schuß,
        Da griff ich erst nach meiner Pfeife,
        Und dann nach meinem Fuß.«

        »Ihr rührt mich, Alter, bis zu Zähren,
        O sagt, wie hieß der Mann?
        Damit mein Herz auch ihn verehren
        Und ihn beneiden kann.«

        »Man hieß ihn nur den tapfern Walter,
        Dort lag sein Gut am Rhein.«
        »Das war mein Ahne, lieber Alter,
        Und jenes Gut ist mein!

        Kommt, Freund! Ihr sollt bey mir nun leben,
        Vergesset eure Noth,
        Kommt, trinkt mit mir von Walters Reben
        Und eßt von Walters Brod.«

        »Nun top! Ihr seyd sein wahrer Erbe,
        Ich ziehe morgen ein,
        Und euer Lohn soll wenn ich