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Der schwäbische Diogenes

(In schwäbischer Schriftsprache)

Im édlen, schönen Schwâbenland
Dâ geit es Hélden allerhand;
Doch von den Abenteûrern allen
Will Ainer mir zemaist gefallen:
     Der Reərle.

Er diente als gemeiner Mann
Treu seinem König lobesan,
Und in des großen Kaisers Kriegen
Tät alleweil ze Felde liegen:
     Der Reərle.

Bei Schneida und bei Hâderlitz,
Bei Krachau und bei Schlackawitz,
Und wo’s nur bluet’ge Köpf absétzte,
Da war der Schwâb wohl nit der létzte,
     Der Reərle.

Und wo man sah ain Héldenstück,
Und wo man hört von Muet und Glück –
Wêr ist’s? wêr tât so große Tâten?
Wêr ist’s! das könnt îr leicht verrâten:
     Der Reərle!

Einst hielt der Kaiser Musterung –
Es gab der Hélden dâ genung –
Jedoch von allen, die dâ waren,
Sollt ainer nur sein· Gunst erfâren,
     Der Reərle.

Der Kaiser ruefft în an, und sait:
Er ist ein Héld, wie·s kainen geit!
Drum will ich în áuch höchlich êren,
Er soll sich eine Gnâd begêren,
     Herr Reərle!

»Ich braûch kain· Gnâd! Ich hab· als Mann
Blôß meine Schuldigkeit getân!«
So sprach, den Kaiser salutierend,
Und ’s G·wér vor selbem präsentierend,
     Der Reərle.

Der Kaiser draûff zum Volk sich kêrt,
Und spricht: »So was ist unerhört!
Fragt nit: »Was händ-ər oder we’ndər?
Was habt ihr? oder was wollt ihr?
·s ist doch ein Tausend-Sappermenter,
     Der Reərle!«

Dés hat der Héld uns selbst verzéllt,
Und ·s ist kain Wörtle dran gefêlt;
Und gláubt îrs nicht, was wir euch sagen,
So mögt îr în drum selber fragen,
     Den Reərle.