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Des Knaben Wunderhorn

Eine Liedersammlung von Joachim von Armin und Clemens von Brentano

Des Antonius von Padua Fischpredigt

Nach Abraham a St. Clara. Judas, der Erzschelm. I.S. 253.

        Antonius zur Predig
        Die Kirche findt ledig,
        Er geht zu den Flüssen,
        Und predigt den Fischen;
                Sie schlagn mit den Schwänzen,
                Im Sonnenschein glänzen.

        Die Karpfen mit Rogen
        Sind all hieher zogen,
        Haben d' Mäuler aufrissen,
        Sich Zuhörens beflissen:
                Kein Predig niemalen
                Den Karpfen so gfallen.

        Spitzgoschete Hechte,
        Die immerzu fechten,
        Sind eilend herschwommen
        Zu hören den Frommen:
                Kein Predig niemalen
                Den Hechten so gfallen.

        Auch jene Phantasten
        So immer beym Fasten,
        Die Stockfisch ich meine
        Zur Predig erscheinen.
                Kein Predig niemalen
                Den Stockfisch so gfallen.

        Gut Aalen und Hausen
        Die Vornehme schmausen,
        Die selber sich bequemen,
        Die Predig vernehmen:
                Kein Predig niemalen
                Den Aalen so gfallen.

        Auch Krebsen, Schildkroten,
        Sonst langsame Boten,
        Steigen eilend vom Grund,
        Zu hören diesen Mund:
                Kein Predig niemalen
                Den Krebsen so gfallen.

        Fisch große, Fisch kleine,
        Vornehm' und gemeine
        Erheben die Köpfe
        Wie verständge Geschöpfe:
                Auf Gottes Begehren
                Antonium anhören.

        Die Predigt geendet,
        Ein jedes sich wendet,
        Die Hechte bleiben Diebe,
        Die Aale viel lieben.
                Die Predig hat gfallen,
                Sie bleiben wie alle.

        Die Krebs gehn zurücke,
        Die Stockfisch bleiben dicke,
        Die Karpfen viel fressen,
        Die Predig vergessen.
                Die Predig hat gfallen,
                Sie bleiben wie alle.