Skip to main contentSkip to page footer

An des Prinzen Friedrich Wilhelm, ältesten Sohn des Prinzen von Preußen, Königliche Hoheit

1786

Die Tugend sei, sagt man, erschienen
Einnehmend schön, mit holden Mienen,
Dem jungen Prinzen Hoangti,
Dem Sohn des Kaisers Choun, der sie
Von seinem Maler malen ließ,
Sie täglich seinem Prinzen wies,
Und sie das schöne Fräulein hieß!

Sie sagte, sagt man, zu dem Prinzen:
Hoangti! Lieber! zehn Provinzen
Erkennen dich für ihren Herrn!
Ich rate, Lieber! geh auf Reisen
In jegliche, du reisest gern!
Geh! lerne kennen ihre Weisen,
Und liebe sie wie deine Brüder,
Und setze dich bei ihnen nieder
Auf Rasen, oder wo es ist,
Und sage Keinem, wer du bist!
Und sei wie stumm und froh, zu hören
Der weisen Männer weise Lehren,
Und merke dir die weisesten,
Und schreib sie dir ins Herz, und hier
Auf diese goldnen Täfelchen;
Zu dem Gebrauch schenk ich sie dir.

Der Prinz ergriff mit schneller Hand
Die Täfelchen; die Schenkerin,
Die Liebliche, die Zauberin,
Die schöne Dame, die verschwand!
Auf ihren Tafeln aber stand:
Sei weise! sei gerecht! sei gut!
Und wenn ein Weiser Thaten thut
Noch edler als die Deinigen, dann eile
Sie nachzuthun; hast keine Weile,
Mein Sohn! auf Polstern auszuruhn!
Wir leben einmal! was uns fehlet
An guten Thaten, wird gezählet,
Und alles, was wir Gutes thun!

Der Prinz besah die Schrift an hellem Lichte, stand
Betreten lange, fand,
Sie sei von seines Vaters Hand.