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August Neidhardt von Gneisenau an Friedrich Herbert Ernst von Münster

vom 14.03.1813.

Breslau, den 14. März 1813.

Seit drei Tagen bin ich hier am Hoflager des Königs angelangt. Ich bin von Sr. Majestät, nach einiger Kritik über meine Dienstverlassung, gnädig und sogar herzlich aufgenommen worden. Welcher Wirkungskreis mir werde angewiesen werden, schrieb ich Ew. Exzellenz bereits aus Kolberg, ich soll nämlich das preußische Hilfskorps befehligen, das sich mit Engländern und Schweden nach erfolgter – noch problematischer? – Landung in Deutschland vereinigen soll. Da dieser mir bestimmte Wirkungskreis erst späterhin stattfinden kann, so sollte ich noch vorher nach England gehen, um den Traktat mit der britischen Regierung zu schließen. Dieses habe ich bestimmt abgelehnt. Nun ist dieses dem Baron Jacobi aufgetragen, und er ist zu diesem Zweck bereits hier angelangt. Vorderhand werde ich der Blücherschen Armee folgen, wo sich wohl etwas zu tun finden wird.

Morgen kommt der russische Kaiser hierher. Die Truppen aus Oberschlesien sind bereits im Marsch. Übermorgen wird ein starkes Armeekorps hier versammelt sein. Man wird öffentlichen Gottesdienst halten und die Truppen für ihre neue Bestimmung einweihen. Von dem Geist, der in der Nation herrscht, kann nie genug erwähnt werden. Söhne von Fürsten, Kinder der reichsten Familien strömen herbei und nehmen als Gemeine Dienste. Männer in Ämtern legen einträgliche Stellen nieder und tun dasselbe. Die Regierung hat bereits einhaltende Maßregeln ergreifen müssen. Es ist rührend, alle die Söhne des Adels und höheren Bürgerstandes von der feinsten Bildung als Gemeine in den zahlreichen Jägerkompanien eingestellt zu sehen, wo sie sich selbst bekleiden, bewaffnen und besolden. Es herrscht ein herrlicher Enthusiasmus. Vorderhand werden zwei Armeen gebildet, eine unter General Yorck, die andere unter General Blücher; bei letzterem ist Scharnhorst als Haupt des Generalstabes eingestellt. In wenigen Tagen sind wir im Besitz von Sachsen, das die verkehrte Politik seines Herrn in unsere Hände gegeben hat.

Quelle:
Privatarchiv EPOCHE NAPOLEON