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An Johann Erich Biester

vom 30.07.1792.

Königsberg, d. 30ten July 1792.

 

Ihre Bemühungen, geehrtester Freund, die Zulassung meines letzten Stücks in der Berliner Monats-Schrift durchzusetzen, haben allem Vermuthen nach die baldige Zurückschickung derselben an mich, warum ich gebeten hatte, gehindert. - Jetzt wiederhole ich diese Bitte, weil ich einen anderen Gebrauch, und zwar bald, davon zu machen gesinnet bin, welches um desto nöthiger ist, da die vorhergehende Abhandlung, ohne die nachfolgende Stücke, eine befremdliche Figur in Ihrer Monate-Schrift machen muß; der Urtheilsspruch aber Ihrer drei Glaubensrichter unwlederruflich zu sein scheint.- Es ist also mein dringendes Gesuch: mein Manuscript mir, auf meine Kosten, sobald als möglich, mit der fahrenden Post wieder zuzusenden; weil ich von verschiedenen unter den Text eigenhändig geschriebenen Anmerkungen keine Abschrift aufbehalten habe, sie aber auch nicht gern missen wollte. Den Grund, warum ich auf die Berliner Censur drang, werden Sie sich aus meinem damaligen Briefe leicht erinnerlich macheh. So lange nämlich die Abhandlungen in Ihrer Monats-Schrift, so wie bis jetzt, sich in den engen Schranken halten, nichts, was der Privatmeynung Ihrer Censoren in Glaubenssachen einigermaßen zuwieder zu seyn scheinen könnte, einfließen zu lassen, macht es keinen Unterschied, ob sie innerhalb den Königlichen Landen oder auswärts gedruckt würde.

Da ich aber in Ansehung meiner Abhandlung des letzteren wegen etwas besorgt seyn mußte, so war die natürliche Folge: daß, wenn sie dennoch, wieder ihre Einstimmung, in der Monats-Schrift erschienen wäre, diese Censoren darüber Klage erheben, den Umschweif, den sie nimmt, fernerhin verhindern und meine Abhandlung, die sie alsdann ohne Zweifel weidlich anzuschwärzen nicht ermangeln würden, zur Rechtfertigung ihres Gesuchs (um Verbot dieses

Umschweiß) anfuhren möchten, welches mir Unannehmlichkeiten zuziehen würde. 1ch werde dem Ungeachtet nicht unterlassen, anstatt dieser Abhandlung Ihnen, wenn Sie, es verlangen, eine andere, blos moralische, nämlich über Herrn Garve in seinen Versuchen I. Theil neuerdings geänderte Meynung von meinem Moralprinzip, bald zuzuschicken und bin übrigens mit unwandelbarer Hochschätzung und Freundschaft der Ihrige

I.Kant