An einen jungen Freund
Der Tugend Freund! der Wahrheit Redner, Du -
Lobst mein Talent, schreibst der Natur es zu.
Sie ist es werth, und ihr gebührt die Ehre,
Ihr dank ich Einfall, Ausdruck, Geist und Schwung;
Mir gab die Kunst niemals Bereicherung,
Und nie nahm ich von einem Meister Lehre.
Mein Vater, der nicht Geld in Kasten wog,
Der war nicht groß, und wo man mich erzog,
War keiner, der das Unterweisen kannte.
Ich spielte ländlich, baute mir im Sand
Oft einen Thurm, er war der Gegenstand
Von einer Wuth, mit der ich ihn berannte.
So kriegerisch, und doch ein Mädchen seyn?
Ja! doch ich lud oft Schäferinnen ein
Zur frischen Milch, zu Tanz und Spielen.
Von ungefähr fand ich als Kind ein Blatt,
Von Franken, der ehmals gedichtet hat,
Und las den Vers, und lernte fühlen.
O, die Geschichte meiner Jugend ist
Zu sonderbar; und weil Du gütig bist,
So darf ich Dich zu meinem Freunde wählen:
Dann werd' ich Dir, Du schöner Dichter! nur
Empfindungsvoll zur Ehre der Natur,
Wie sie mich ausgebildet hat, erzählen.