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Gedichte

von Iwan Andrejewitsch Krylow

Das Schwein unter der Eiche

[1821]

Ein Schwein fraß sich an Eicheln satt,
Die ein gewalt'ger Baum - in jedem Jahre wieder -
Ließ wachsen. Dann, vom Fressen matt,
Legt sich das Schwein im kühlen Schatten nieder.
Es schläft sich aus, streckt gähnend seine Glieder
Und wühlt gemächlich dann des Eichbaums Wurzeln frei.
»Halt!« rief ein Rabe da aus dieses Baumes Ästen:
»Genügt dir's nicht, an Eicheln dich zu mästen?
Warum beschädigst du der Eiche Wurzeln jetzt?
Ihr Lebensnerv wird doch dadurch verletzt!«
»Und warum soll er nicht? Mich kann das wenig kratzen!«
Erwiderte das Schwein, »mir ist es einerlei,
Was hier für Bäume stehn, kann ich nur Eicheln schmatzen!«
»Wie bist du undankbar«, sprach jetzt der Baum zum Schwein,
»Versuchtest du einmal, zu mir herauf zu sehen,
So würdest du vielleicht verstehen,
Wo diese Eicheln wachsen und gedeihn!«
So kann man oft von Toren schmähen hören
Die Wissenschaft, das Forschen und das Lehren -
Wobei der Mann, der sie so schmäht, vergißt,
Daß er die Frucht von dem, was er mißachtet, ißt.