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Rede Maximlian de Robespierres vor dem Nationalkonvent

vom 27.07.1794.

Sie nennen mich Tyran! Wenn ich es wäre, so würden sie zu meinen Füßen kriechen, ich würde sie mit Gold vollpfropfen, ich würde ihnen das Recht sichern, alle Verbrechen zu begehen, und sie würden erkenntlich sein! Wenn ich es wäre, so würden die besiegten König kein zärtliches Interesse für unsere Freiheit heucheln, sondern mir ihre verbrecherische Unterstützung leihen; ich würde mit ihnen unterhandeln! Man gelangt zur Tyrannei durch die Hilfe der Schurken. Wohin laufen jene, die sie bekämpfen? Ins Grab und in die Unsterblichkeit. Wer ist der Tyrann, der mich protegiert? Wer ist die Partei, die seit dem Beginn der Revolution soviel akkreditierte Verräter zu Boden geworfen hat und verschwinden ließ? Ihr seid es, das Volk ist es, die Prinzipien sind es.  Das ist die Partei, der ich mich geweiht habe und gegen die alle Verbrechen verbündet sind. Die Wahrheit hat zweifellos ihre Macht, ihren Zorn, ihren Despotismus; sie hat rührende Töne und furchtbare Töne, die voller Kraft in den reinen Herzen und in den schuldbeladenen Gewissen widerhallen und die die Lüge nicht besser nachzuahmen vermag als Salmoneus die Himmelsblitze - Wer bin ich, den man anklagt? Ein Sklave der Freiheit, ein lebendiger Märtyrer der Republik, Opfer und Feind des Verbrechens. Alle Schurken beschimpfen mich; Handlungen, die bei anderen sehr gleichgültig oder vollkommen gesetzlich sind, heißen bei mir Verbrechen; ein Mensch wird verleumdet, sobald er mich nur kennt; den andern verzeiht man ihre Vergehen; mir macht man aus meinem Eifer ein Verbrechen. Raubt mir mein Gewissen, und ich bin von allen Menschen der unglücklichste ... Oh, ich hasse mein Leben ohne Bedauern! Ich habe die Erfahrung der Vergangenheit, und ich sehe die Zukunft! welcher Freund des Vaterlandes möchte den Augenblick zu überleben wünschen, wo er ihm nicht mehr dienen und die unterdrückte Unschuld verteidigen darf? Warum länger in einer Ordnung Ordnung der Dinge verweilen, wo die Intrige ewig über die Wahrheit triumphiert, wo Gerechtigkeit Lüge ist, wo die niedrigsten Leidenschaften und lächerlichsten Ängste die geheiligten Menschheitsinteressen ersetzen? Wie die Qual ertragen, die fürchterliche Reihe von Verrätern zu sehen, mehr oder weniger geschickten, ihre scheußliche Seele unter den Schleier der Tugend und selbst der Freundschaft zu verbergen, die aber alle der Nachwelt die schwere Aufgabe hinterlassen, zu entscheiden, wer von den Feinden meines Landes der niederträchtigste und der grausamste war? Sah ich die Vielheit der Laster, die die der Strom der der Revolution mit den bürgerlichen Tugenden mengte, so fürchte ich, ich gestehe es, in den Augen der Nachwelt durch die unreine Nachbarschaft verruchter Leute besudelt zu werden, und ich freue mich zu sehen, wie die Wut der  Verres und der Catilima meines Landes eine tiefe Grenzscheide zwischen ihnen und allen Rechtschaffenen zieht. Ich habe in der Geschichte alle Freiheitsverteidiger von der Verleumdung erdrückt gesehen. Aber ihre Unterdrücker sind gleichfalls gestorben! Die Guten und die Schlechten verschwinden von der Erde, doch unter verschiedenen Bedingungen. Franzosen, leidet nicht, dass Eure Feinde es wagen, Eure Seelen zu erniedrigen und Eure Tugend durch ihre trostlose Lehre zu entkräften! Nein, Chaumette, nein der Tod ist kein ewiger Schlaf! ... Bürger löscht auf den Gräbern diesen von sakrilegen Händen geschriebenen Satz, der einen Trauerflor über die Natur wirft, die unterdrückte Unschuld entmutigt und den Tod beleidigt. Schreibt die Worte hin: Der Tod ist der Anfang der Unsterblichkeit.

 

Quelle:
Privatarchiv EPOCHE NAPOLEON