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Das kleine Mädchen

Welch ein Lächeln, welch ein Blick!
Welch ein wonniges Vergnügen,
Welche Unschuld in den Zügen! -
O ein Bild von Edens Glück.
 
Wohl dir Engel, im Genuß
Edler Menschheit, theurer Rechte,
Die kein Modezwang noch schwächte,
Wohl im seeligen Genuß.
 
Ungekräuselt, ungeschmückt
Sind noch deiner Brust Gefühle,
Ungekünstelt deine Spiele,
Und dein Köpfchen unverrückt.
 
Nennst mit unverstelltem Mund
Jedes Ding bey seinem Namen,
Suchst nicht witzig auszukramen,
Machst nur Herzensmeinung kund.
 
Hüpfst mit unbefangnem Sinn,
Und doch lieblich, und doch blühend,
Alle Herzen an dich ziehend,
Auf die Frühlingsfluren hin.
 
Schöngeschmücktre giebt es zwar;
All dein Schmuck - ein Leinenröckchen
Und ein Kranz von Mayenglöckchen
Im gelockten braunen Haar. - -
 
Und doch, guten Leute, doch,
O ich bitte, ich beschwöre
Euch bey eures Putzes Ehre:
Schont mir dieses Engels noch!
 
Schont des lieben Mädchens noch;
Laßt ihm noch das Leinenröckchen,
Noch den Kranz von Mayenglöckchen
Im gelockten Haare doch.
 
Laßt ihm noch den Engelssinn,
Und des Herzens süße Stille;
Laßt ihm noch der Freuden Fülle,
Laßt ihm noch den Engelssinn.
 
Höhnt die süße Einfalt nicht,
Die ein Blümchen höher achtet
Als den Tand, wonach ihr schmachtet,
Höhnt die holde Einfalt nicht.
 
Ach! noch kennt sie nicht Begier -
Seht in ihren Engelszügen
Dieses frohe fromme Gnügen:
Seht, das Himmelreich ist ihr!