Über das Studium des Alterthums, und des Griechischen insbesondre
In ihrem sechszehnten Jahr, 1738.
Geliebter Freund! des höchsten Güte
Schenkt abermal ein neues Jahr,
Drum bringt dir mein erfreut Gemüthe
Die Pflicht ergebner Wünsche dar.
Wenn Zeiten, Tag und Jahre schwinden,
So grünet die Beständigkeit;
Man wird sie stets im Flore finden,
Sie ändert sich nicht mit der Zeit:
Wenn sich verwechseln Jahr und Wochen,
So bleibt sie doch ununterbrochen.
Wo Redlichkeit und Tugend blühen,
Da ist die Falschheit schon verbannt,
Es heißt vergebens ihr Bemühen,
Sie findet einen Gegenstand,
Der ihr von lauter Treue saget
Und alle Flatterei verjaget.
Ich kenne schon dein reines Wesen,
Du bist von zarter Kindheit an
Mein tugendhafter Freund gewesen,
Drum nimm die treuen Wünsche an,
Die zwar aus schlechter Feder fließen
Und sich in diese Zeilen schließen:
Der Geber aller guten Gaben,
Der Herr, von dessen Gütigkeit
Wir Seel- und Leibeswohlfahrt haben,
Der wolle bei erneuter Zeit
Dein Haupt mit Heil und Kraft belegen,
Er kröne dich mit reichen Seegen.
Er wende was dich kann betrüben,
Und schenke was dein Wohlseyn mehrt,
Er stürze die dein Unglück lieben;
Und wenn er meinen Wunsch erhört,
Laß er dich bald was Schönes wählen,
Und viel vergnügte Jahre zählen.