Skip to main contentSkip to page footer

Napoléon in Lindenhayn

[TEXT]

Die kleine sächsische Dorf Lindenhayn, das zum Amt Bitterfeld gehörte, erlebte immer wieder den Durchmarsch und die Einquartierungen von Soldaten. Geographisch lag das kleine Straßenlangdorf mit rund 200 Einwohnern an einer alten Heeres- und Handelsstraße.

So zogen auch am Vorabend der Völkerschlacht von Leipzig immer wieder französische Truppen durch das Dorf. Am Sonntag, den 10.10.1813 hielt der Pfarrer Magister Härten wie üblich in der aus dem 12. Jahrhundert stammenden Kirche St. Mauritius Gottesdienst. Bis zum Einbruch der Dunkelheit blieb es ruhig.

Mit Einbruch der Nacht erschienen auf dem Pfarrhof einige Reiter, die aus Düben kamen. Sie waren in dicke Mantel gehüllt und betraten schnell das Pfarrhaus während Soldaten die Reitpferde in den Ställen unter. Sie verlangten vom Pfarrer ein besonderes Zimmer in dem sie ihre Verhandlungen führen konnten. Härten führte die Männer selbst mit einer Kerze in der Hand in ein großes Zimmer. Man teilte ihm mit, dass auch noch weitere Besucher erscheinen würden. Diese trafen auch kurze Zeit später, aus Leipzig kommend, im Pfarrhaus ein. Von den Gesprächen der Männer war im Pfarrhaus nicht zu verstehen.

Für den Pfarrer überraschend kam ein Mann in der Uniform eines Sächsischen Hofbeamten mit Galanteriedegen die Treppe herunter und bat Pfarrer Härtel zu der Besprechung hinzu. Er solle Auskunft über die umliegenden Dörfer sowie über geeignete Straßen für den Truppendurchzug geben.

Als der Magister sich in den Raum begab, stand er, wie er später sagte, einen Mann mittlerer Größe in einen grünen Waffenrock gegenüber, der eine weiße Weste und Reithose trug. Seine Gesichtszüge waren ausdrucksvoll aber farblos und seine Nase trat hervor. Die weiteren Männer hielten sich im Hintergrund.

Für Pfarrer Härtel war sehr schnell klar, dass ihm Kaiser Napoléon gegenüber stand, der mit dem Finger über eine Landkarte der Umgebung fuhr. Voller Ehrfurcht konnte er kaum sprechen und war erleichtert, als er das Zimmer wieder verlassen konnte.

Der Kriegsrat im Pfarrhaus von Lindenhayn tagte bis etwa um Mitternacht. Sie verließen schnell den Ort ihrer geheimen Besprechungen und ritten eiligst in verschiedensten Richtungen in die Nacht fort. Nur der Mann im grünen Waffenrock, der dem Pfarrer zuvor befragt hatte, blieb zurück und ließ sich in den großen Raum ein Bett aufbauen und begab sich zur Nachtruhe. Ein großer Mann, als Mameluk legte sich in Decken gehüllt vor die Türe und erwarte den Morgen.

Am Tagesbeginn brach Napoléon mit seinen Begleitern in Richtung Düben auf. Die Pfarrersfrau bereitete noch einen Kaffee zu, der jedoch fast unbeachtet stehen blieb. Diese geheimen Besprechungen sollen sich in den nächsten Nächten wiederholt haben und der Kaiser blieb über Nacht. So schrieb es Pfarrer Pornitz, der Nachfolger Härtels, auf. Doch nachweislich verbrachte Napoleon die folgenden Nächte auf der Burg in Düben.

Es scheint so, als ob hier Wahrheit und Legende sich miteinander vermischtes.