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Nathan David Hess

* 00.00.1756 in Mannheim
† 13.02.1829 in Bonn

Nathan David Hess war ein Sohn des Mannheimer Rabbiners David Tewele Hess und seiner Frau Caroline Horweiler. Sein Vater war auch Vorsitzender der rabbinischen Gerichtsbarkeit im Mannheimer Lehrhaus »Klaus«.

Im Jahre 1783 eröffnete Hess in der Bonner Judengasse eine Kolonialwarenhandkung.

Er war der Ehemann von Schewar Hess. Aus der Beziehung beider entstammten sieben Kinder, von denen vier Jungen waren.

Sein Sohn David Tewele Hess zog im Jahre 1816 von Bonn nach Köln um sich dort eine entsprechende eigene Existenz aufzubauen. So kümmerte sich Nathan David Hess um die Erziehung des 1812 geborenen Moses Hess bis zum Jahre1825 in der Verantwortung des streng orthodoxen Großvaters. So schrieb der Enkel im Jahre 1836 in seinem Tagebuch über die Erziehung:

Welche Bildung habe ich genossen? In der Judengasse geboren und erzogen; bis in mein fünfzehntes Jahr über dem Talmud schwarz und blau geschlagen.

Im Alter von fünfzig Jahren schilderte er jedoch den Großvater in deutlich milderen Tönen:

Mein strenggläubiger Großvater war einer jener ehrwürdigen Schriftgelehrten, die, ohne ein Metier daraus zu machen, Titel und Kenntnisse eines Rabbiners hatten. Nach beendigtem Tagesgeschäft studierte er das ganze Jahr hindurch bis nach Mitternacht den Talmud mit seinen vielen Kommentaren. Nur in den "neun Tagen" (vom Beginn des Aw bis zum Fast- und Trauertag des 9. Aw) wurde dieses Studium unterbrochen. Er las alsdann mit seinen Enkelchen, die bis Mitternacht aufbleiben mußten, die Sagen von der Vertreibung der Juden aus Jerusalem. Der schneeweiße Bart des strengen alten Mannes wurde bei dieser Lektüre von Tränen benetzt; auch wir Kinder konnten uns dabei nicht des Weinens und Schluchzens enthalten.

Der Enkel Moses Hess entfernte sich im Laufe der Zeit vom strengreligiösen Judentum und gehörte zu den frühsozialistischen Publizisten und Begründern des modernen Zionismus.

Nathan Daniel Hess starb am 13.02.1829 in Bonn. Seine letzte Ruhestätte fand der Kaufmann auf dem jüdischen Friedhof in Schwarzrheindorf. Die Beerdigung fand am folgenden Tag statt. Sein Grabstein hat folgende Inschrift:

פנ‏
‎ ‎‏[איש צ]דיק תמים משאו ומתנו באמונה‏
‎ ‎‏[של]מים משים לילות כימים במשפטי אל‏
‎ ‎‏[הנ]עימים המאירים ומתאימים בהם הוצא‏
‎ ‎‏[ח]קר ודברים נעלמים כי לקח טוב נתן‏
‎ ‎‏[ל]חכמים אחד היה ממעריבים וממשכמים‏
‎ ‎‏בבית מקדש מעט מקום התמימים גם‏
‎ ‎‏בגמילת חסדים עסק בחברת שלמים צדקתו‏
‎ ‎‏עומדת לעולמים ה״ה מורנו הרב רבי נתן‏
‎ ‎‏בן הגאון מו״ה דוד העס זצ״ל ועלתה‏
‎ ‎‏נשמתו למרומים ביום ש״ק י״א אדר ראשון‏
‎ ‎‏ונקבר בש״ט ביום א׳ י״ב א״ר תקפ״ט לפ״ק תנצב״ה‏

Die deutsche Übersetzung lautet:

Hier ist begraben
ein gerechter und lauterer Mann, sein Handeln und Wandeln in Verläßlichkeit
vollkommen, er verbrachte Nächte gleich wie Tage mit den Rechtssätzen Gottes,
den angenehmen, erleuchtenden und geziemenden, darin er ergründete
Tiefes und verborgene Dinge, denn gute Weisung gab er
den Weisen, er war einer von den Ersten spätabends und frühmorgens
im Haus des Kleinen Heiligtums, dem Ort der Lauteren, auch
mit dem Erweis von Liebeswerken war er beschäftigt in der Gemeinschaft der Vollkommenen, seine Gerechtigkeit
besteht in Ewigkeiten, es ist unser Lehrer, der Rabbiner Herr Nathan,
Sohn des überragenden Gelehrten, unseres Lehrers, des Meisters David Heß, das Andenken des Gerechten sei zum Segen, und emporstieg
seine Seele zu den Höhen am Tage des heiligen Schabbat, 11. des ersten Adar,
und er ward begraben ›mit gutem Namen‹ am Tag 1, 12. des ersten Adar 589 nach kleiner Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens‎.

Im Jahre 1837 gründete seine Tochter Rachel Zuntz zusammen mit ihren Sohn Leopold die "A. Zuntz seel. Wbe", die bis in die 1970er Jahre bestand.