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Johann Tobias Schmidt

* 30.01.1755 in Wiesbaden-Kloppenheim
† 14.06.1831 in Paris

Johann Tobias Schmidt wurde am 30.01.1755 in Kloppenheim bei Wiesbaden getauft. Aus seiner Kinder- und Jugendzeit ist nichts bekannt.

Im Jahre 1785 ließ sich der aus Nassau-Usingen stammende Instrumentenbauer in Paris, wo er sich um Aufnahme in die Kooperation der Pariser Instrumentenbauer bemühte, nieder. Die oft überlieferte Ankunft im Jahre 1795 beruht jedoch auf einem Irrtum. Er verdiente sich in den folgenden Jahren als Klavierbauer seinen Lebensunterhalt.

Der aufgeklärte Arzt Joseph-Ignace Guillotin beschäftigte sich bereits seit 1789 mit dem Bau einer Hinrichtungsmaschine. Durch diese sollten alle zum Tode Verurteilten, ohne Rücksicht auf ihr Geschlecht oder ihres Ranges auf humanitäre Art hingerichtet werden. Im Jahre 1792 waren die Überlegungen des Mediziners so weit fortgeschritten, dass Schmidt, der mit dem Pariser Henker Charles Henry Samson befreundet war, mit der Herstellung eines ersten Prototyps beauftragt wurde.

Die Wahl fiel auf einen Instrumentenbauer, da dieser mit Holz und Metall sehr präzise arbeiten gewohnt ist. Die Tötungsmaschine verlangte schließlich eine präzise und zuverlässige Mechanik. Schon wenige Tage nach der Beauftragung stellte Schmidt den Prototypen zur Verfügung. Hierfür bezahlte Dr. Guillotin den Betrag von 960 Livres sowie ein Patent auf die Apperatur für die Dauer von 5 Jahren. Es folgten erste Versuche an drei Schafen und ein weiterer Test folgte am 15.04.1792 mit einem menschlichen Leichnam. Erstmals wurde die Tötungsmaschine des Dr. Guillotin am 25.04.1792 bei einer öffentlichen Hinrichtung dem Volk vorgeführt.

Als im Frühjahr 1793 die französische Revolution mit der Gründung des Wohlfahrtsausschusses in seine blutige Phase eintrat, konnte der Instrumentenbauer Schmidt einen beträchtlichen Reichtum. In einen Brief an den Nationalkonvent wandte er sich am 28.09.1793 und führte aus, dass er sich entschieden habe, zukünftig die Konstruktion von Dingen, die der Allgemeinheit zu Gute kommen, zu widmen und den Beruf des Instrumenten- und Klavierbauers aufgeben werde. Es entstanden in der Folgezeit einige nützliche Erfindungen und auch als Klavierbauer blieb er weiterhin ein angesehener Fachmann.

Derzeit sind von seinen Instrumenten noch vier Tafelklaviere bekannt. Pooya-Radbon-Sammlung für historische Hammerklaviere befinden sich zwei Klaviere aus den Jahren 1792 und 1800 während sich ein weiteres Modell aus dem Jahre 1800 im Musée de la Révolution française befindet. Das jüngste erhaltene Stück aus dem Jahre 1817 befindet in der Sammlung des Cité de la musique.

Der Instrumentenbauer Johann Tobias Schmidt starb am 14.06.1831 in seiner Wahlheimat Paris.