Louis-Alexandré Berthier

    * 20.11.1753 in Versailles
    † 01.06.1815 in Bamberg
    Am 20.11.1753 wurde Louis-Alexandré Berthier als ältester Sohn des Oberstleutnants Jean Baptiste Berthier (1721-1804) und seiner erste Gattin Marie Françoise L'Huillier de La Serre geboren. Er hatte noch vier jüngere Geschwister, davon zwei Brüdern die ebenfalls in der französischen Armee Dienst taten. Zwei seiner Brüder stiegen ebenfalls bis zum General Napoleons auf. Als Sohn eines Offiziers, der Vater war Chef des Topographenkorps unter Ludwig XVI., wurde der junge Louis-Alexandre schon früh auf die militärische Laufbahn vorbereitet. Er besuchte die Ecole du Génie d'Auxerre. Nachdem er im Alter von 17 Jahren 1770 aus dem königlichen topographischen Büro in den aktiven Militärdienst wechselte, machte er schnell Karriere. Zunächst versah er als Leutnant im Generalstab und später als Hauptmann bei den Lambesq's Dragonern Dienst. Im Jahre 1780 ging er nach Nordamerika und diente sowohl unter Rochambeau und La Fayette. Er kehrte im Range eines Obersten nach Frankreich zurück. Er wurde erneut als Stabsoffizier eingesetzt und durch den König mit Missionen nach Preußen entsandt. Bei Ausbruch der Französischen Revolution ernannte Ludwig XVI. Berthier zum Generalmajor der Nationalgarde von Versailles. Er leistete der königlichen Familie - besonders am 5./6.10.1789 und am 19.02.1791 - gute Dienste. Er schützte die nicht nach Paris gegangenen Angehörigen der königlichen Familie vor Übergriffen durch das Volk und ermöglichte ihnen 1791 die Flucht. Mit Ausbruch des Krieges von 1792 war er zunächst Stabschef in der Armee des deutschstämmigen Grafen Luckner und unterstützte dann die Armeen der Generale Dumouriez und Kellermann. Später diente er auch als Generalstabschef unter La Fayette und Custine. In der Zeit der Schreckensherrschaft unter Maximilian de Robespierre unternahm er jeden Versuch, keinen Verdacht als Konterrevolutionär zu erwecken. Insbesondere im Krieg gegen die Vendée zeigte er seinen persönlichen Mut bei der Verteidigung von Saumur am 12.07.1793. Er wurde in den Berichten der Konvents-Kommissare besonders hervorgehoben. Nach dem 9. Thermidor, Ende der Schreckensherrschaft, wurde er wieder zum Generalsstabschef bei Kellermann ernannt und zeichnete sich erneut aus, weil er auf die Besetzung der Linie bei Borghetto durch die französische Armee bestand. So konnte der Vorstoß des Gegners gestoppt. werden. Seine hervorragenden soldatischen Fähigkeiten konnte er auch im Italienfeldzug als Divisionskommandeur unter Beweis stellen. In dieser Position nahm er an den Schlachten von Mondovi (22.04.1796), Lodi (10.05.1796), Codogno (09.05.1796) und Rivoli (14.01.1797) erfolgreich teil. Hier entsetzte er die Truppen Jouberts (1769-1799), die durch österreichische Verbände unter dem Befehl des Generals Alvinczi angegriffen wurden. General Napoléon Bonaparte übertrug ihm den Oberbefehl der Armee, die auf Rom marschieren sollte. Zu seinen Aufgaben gehörte die Ausrufung einer römischen Republik und die Inhaftierung und Überführung Papst Pius VI. nach Valence. Der Papst starb jedoch auf der sehr anstrengenden Reise. Als Stabschef der Ägyptenarmee sicherte Berthier die Flucht Napoléons nach Frankreich im Jahre 1799. Während des Staatsstreichs vom 18. Brumaire unterstützte General Berthier die Bestrebungen Bonapartes und wurde am 11.11.1799 zum Kriegsminister ernannt. Doch schon wenige Monate später, am 02.04.1800 erfolgte seine Abberufung. Während des Italienfeldzuges 1800 wurde er erneut Chef des napoleonischen Generalstabs und Oberbefehlshaber des Ersatzherres. Dabei vertraute er falschen Berichten über die Marschroute und Position der österreichischen Verbände, sodass Napoléon in der Schlacht von Marengo in schwere Bedrängnis geriet. In dieser Schlacht wurde Berthier am 14.06.1800 durch eine feindliche Musketenkugel am Arm verwundet. Nachdem er nach dem Sieg von Marengo mit dem österreichischen General Mélas einen Waffenstillstand abgeschlossen hatte, wurde er in Zukunft immer wieder mit diplomatischen Aufgaben betraut und wurde zurück ins Kriegsministerium berufen, das er bis zur Proklamierung des Kaiserreichs 1804 im Range eines Generalmajors führte. Der preußische König Friedrich Wilhelm III. verlieh dem französischen Offizier und Diplomanten am 07.04.1805 den Schwarzen Adlerorden. Napoléon überhäufte Louis-Alexandré Berthier immer wieder mit Titeln und Geschenken, Nebeneinkünften, Pensionen oder Schenkungen. So wurde er nach dem Feldzug von 1806 gegen Preußen mit dem Titel eines souveränen Fürsten von Neuchatel und Valengin ausgezeichnet. Auf ausdrücklichen Wunsch Kaiser Napoléon I. heiratete er 1808 Prinzessin Marie Elisabeth von Bayern-Birkenfeld (1784-1849), einer Nichte des kaiserlichen Vasallen König Maximilian I. Jospeh von Bayern. Anno 1808 ging er zunächst nach Spanien und 1809 übertrug Kaiser Napoléon ihm den Oberbefehl über die Grand Armee die aus Bayern heraus operierte. Am 06.04.1809 erklärte er Österreich den Krieg und Durch die Teilung der Armee am 15.04.1809 in drei Korps gefährdete er den späteren Erfolg. Durch ein schnelles österreichisches Vorgehen hätte Erzherzog Carl die drei Korps (Davout mit der einen Hälfte bei Regensburg und Masséna bei Augsburg mit der anderen Hälfte der Grande Armee sowie dazwischen die Bayern bei Abensberg) einzeln vernichten können. Eine französische Katastrophe blieb jedoch aus, da zum einen die österreichischen Truppen nur sehr langsam voran schritten und Kaiser Napoléon I. bei der Armee eintraf. Im Verlauf des Krieges leistete Berthier als Generalstabschef erneut hervorragende Arbeit, sodass er nach dem Feldzug noch mit einem Titel als Herzog von Wagram ausgezeichnet wurde. Durch diesen französischen Sieg wurde der österreichische Kaiser Franz gezwungen, den Waffenstillstand von Znaim auszuhandeln. Im Frühjahr 1810 wurde Berthier mit einer heiklen diplomatischen Mission betraut. Er sollte im Namen seines Herrn bei Kaiser Franz I. um die Hand seiner jüngsten Tochter Marie Louise anhalten und die Braut mit viel Takt- und Stilbewusstsein nach Frankreich führen. Diese Aufgabe erledigte der gewandte Diplomat ebenfalls mit gewohnter Z_uverlässigkeit. Während des Russlandfeldzuges versagte Berthier zum ersten Mal auch als Chef des Generalstabes der Grand Armée. So konnte er nach dem Brand Moskaus die Befehle des Kaisers nicht mehr richtig erläutern   und umzusetzen. So gelang es ihm auch nicht den Rückzug Murats und Eugène de Beauharnais zu überwachen und zu leiten. Er führte jedoch weiterhin die Armee Kaiser Napoléon I. als Generalstabschef und nahm so auch an den Feldzügen in Deutschland und Frankreich teil. Während der Schlacht von Brienne wurde er durch eine feindliche Lanze schwer am Kopf verwundet. Als im April 1814 der französische Senat den Kaiser absetzte verlor er auch seine Stellung als Generalstabschef der Grandé Armée. Noch bevor Napoléon offiziell abgesetzt war, wandte sich Marschall Berthier an den Senat und die provisorische Regierung eine Treueerklärung. An der Spitze der Marschälle Frankreichs ging er nach Compiègne und stellte sich in den Dienst Ludwig XVIII. Zusammen mit dem neuen Regenten zog er in Paris ein und am 04.06.1814 wurde Berthier der Titel eines Pair von Frankreich verliehen sowie der Rang eines Hauptmanns der neu geschaffenen Königlichen Garde. Gleichzeitig trat er sein souveränes Fürstentum Neuchatel für eine jährliche Leibrente von 34.000 Talern an den preußischen Staat ab. Nach der Rückkehr Napoléons von Elba flüchtete er zusammen mit Ludwig XVIII. von Paris nach Gent. Einen Brief Napoléons hielt der Marschall vor dem König geheim und fiel nach dem bekannt werden dieses Schreibens beim König in Ungnade. Er zog ins bayrische Bamberg zurück, wo er von den Alliierten unter Hausarrest gestellt wurde. Durch diese Maßnahme wollte man verhindern das sich der kaiserliche Marschall - der inzwischen aus der Liste der königlichen Marschälle Frankreichs gestrichen wurde - seinem alten Freund anschloss. Er kam am 01.06.1815 durch einen Sturz aus dem Fenster des so genannten Kaiserappartements der fürstbischöflichen Residenz ums Leben.Bis heute ist nicht sicher geklärt, ob es sich bei diesem Fenstersturz um Freitod oder einen Umfall handelte. Noch heute erinnert eine Gedenktafel an der Residenzstraße an den Tod des Marschalls im Jahre 1815.

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